Formel 1: Red Bull-Party in Ungarn?
30.07.2010
Vor der Sommerpause in der Formel 1 wird am kommenden Wochenende in Ungarn der gleichnamige Große Preis ausgetragen. Es ist das zwölfte Rennen in der aktuellen Formel 1-Saison 2010, sieben weitere werden noch folgen. Zwei Drittel der Saison wird damit zu Ende gebracht worden sein. Eines lässt sich schon vor dem Rennen sagen: Eine Vorentscheidung ist unwahrscheinlich.
Die Situation in der Fahrer- und Teamwertung vor dem Rennen in Ungarn zeigt eine enge Spitzengruppe bei den Fahrern und einen Zweikampf bei den Teams. Lewis Hamilton und Jenson Button führen bei den Fahrern, gefolgt von Mark Webber und Sebastian Vettel, die 21 Punkte Rückstand haben. Fernando Alonso ist auch mit dabei, er hat jetzt 34 Zähler Rückstand auf Hamilton.
Das sind bei dem neuen WM-Punkte-Modus nicht die Welt, wenngleich Alonso in den verbleibenden Rennen schon erheblich zulegen müsste, um noch Weltmeister zu werden. Nicht immer wird man ihm dabei so schön den Vortritt lassen, wie beim GP von Deutschland. Bei den Teams liegen Red Bull und McLaren nur 28 Punkte auseinander. Hier ist noch alles drin für beide Teams.
Auch das Rennen in Ungarn wird daran grundsätzlich nichts ändern, es ist sehr unwahrscheinlich, dass sich die beiden führenden McLaren-Piloten derart weit absetzen können, dass es zu einer Vorentscheidung kommt. Im Sinne der Spannung ist die Lage kaum besser möglich, wenn dieser Punkt noch weit in der Zukunft liegt.
Red Bull beherrscht den Freitag
Auch wenn es bislang nicht geklappt hat, die starken Leistungen aus dem Qualifying eins zu eins in den Rennen zu kopieren, bleibt es erstaunlich, wie stark Red Bull an den Samstagen ist. An den Freitagen hat sich das Team oft zurückgehalten, um am Samstag dann der Konkurrenz die motorischen Fersen zu zeigen.
In Ungarn gibt es eine Modifikation: Red Bull hat im ersten und zweiten Freien Training eine starke Leistung hinterlassen und namentlich durch Sebastian Vettel die Konkurrenz auf die Plätze verwiesen. Im ersten eine ganze, im zweiten eine halbe Sekunde von Ferrari-Pilot Fernando Alonso – das kann sich sehen lassen.
Mark Webber kam auf Rang drei. Den Australier bremste allerdings der Verkehr während des Freien Trainings, genauso wie den Ferrari-Fahrer Felipe Massa. Interessant ist, dass Red Bull ohne F-Schacht unterwegs war und trotzdem bullenstark. Für das Qualifying könnte das bedeuten, dass die Pole-Position-Party von Red Bull weitergeht.
Ferrari keineswegs enttäuscht
Obwohl man im Hause Ferrari nach dem Sieg am vergangenen Wochenende, der von dunklen Wolken heftiger Kritik getrübt war, nicht gegen Red Bull im Freien Trainig am Freitag bestehen konnte, ist man alles andere als enttäuscht. Im ersten Freien Training hatte man noch erheblichen Rückstand, der zum zweiten halbiert werden konnte.
Ferrari ist damit also mit auf die Rechnung für den Samstag und Sonntag zu nehmen. Wie Red Bull sind auch Felipe Massa und Fernando Alonso ohne F-Schacht im Auto unterwegs. Und auch sehr schnell. Das könnte sich im Kampf um die Weltmeisterschaft wichtiger Faktor auswirken.
Denn bislang haben Red Bull und McLaren oft die Punkte unter sich ausgemacht, gelänge es jetzt Fernando Alonso regelmäßig das Treppchen zu erreichen, steigen nicht nur seine eigenen WM-Chancen deutlich an. Denn die Punkte, die Alonso einsammelt, fehlen den anderen Fahrern.
McLaren: Zurückhaltung am Freitag
Die beiden McLaren-Piloten sind am Freitag nicht sonderlich auffällig in Erscheinung getreten. Im zweiten Freien Training ist Lewis Hamilton als sechster mit 1.2 Sekunden Rückstand gemessen worden, Kollege Button wurde neunter mit ein paar Hundersteln mehr auf der Uhr.
Das darf gewohnheitsmäßig nicht überbewertet werden, denn McLaren dürfte morgen und am Sonntag wieder schnell unterwegs sein. Der F-Schacht, den die beiden anderen Titel-Favoriten wieder von ihren Autos abmontiert haben, ist bei McLaren einer der Gründe dafür, dass das Team ganz vorn steht.
Auch die immer wieder einkehrenden Schwächen des Red Bull-Teams, seien es deren interne Zwistigkeiten, seien es technische Probleme, haben die Fahrer gut ausgenutzt. Überhaupt ist festzustellen, dass Button und Hamilton einerseits vergleichsweise fair gegeneinander fahren, andererseits aber auch aus schlechten Startplatzierungen bislang viel haben herausholen können.
Mercedes: Unzufriedenheit
Der ehemalige Mitfavorit um die Weltmeisterschaft in der Formel 1, Mercedes GP, kommt in der laufenden Saison nicht in Schuss. Mercedes ist deutlich langsamer als Red Bull und McLaren, auch Ferrari ist schneller unterwegs. Das ist für die Titel-Ambitionen des Rennstalls Gift.
Doch es könnte noch schlimmer kommen, denn auch Williams, Sauber und Renault sind schnell unterwegs und hier sieht sich Mercedes starker Konkurrenz ausgesetzt. So war am Freitag vor dem Rennen in Ungarn auch von Mercedes wenig zu sehen: Zehnter und Dreizehnter sind Schumacher und Rosberg geworden.
Die Spitze ist fern und wird es 2010 wohl auch bleiben. Angesichts der Ressourcen, die dem Rennstall mit der Partnerschaft mit Mercedes zur Verfügung stehen, hätte sich eigentlich schon etwas tun müssen. So wird mittlerweile spekuliert, dass man die laufende Saison abgeschrieben hat – und für 2011 plant.
Renault: Kubica und Petrov haben es eilig
Im Team von Renault gibt es ein starkes Leistungsgefälle: Während Robert Kubica mit starken Leistungen überrascht und regelmäßig relativ viele Punkte einfährt, sind bei Neuling Vitaly Petrov erst zweimal WM-Punkte fällig gewesen. Das schlägt sich in der Teamwertung am stärksten nieder, denn hier hat man gegenüber den vier Top-Teams doch einigen Rückstand.
Zwischenzeitlich ist gar spekuliert worden, Renault könnte sich kurzfristig von Vitaly Petrov trennen, doch davon scheint man mittlerweile zumindest für 2010 abgekommen zu sein. Im zweiten Freien Training am Freitag ist Kubica auf dem siebten und Petrov auf dem fünften Rang gelistet worden.
Renault hat damit einen starken Eindruck hinterlassen, was sich bei den Fahrern in großem Optimismus gegenüber dem Qualifying und dem Rennen niederschlägt. Die Balance des Fahrzeugs soll sehr gut sein, am Samstag werden zahlreiche Neuteile wohl integriert worden sein, für Qualifying und Rennen hat man sich einiges vorgenommen.
Force India und Williams rangeln
In zwei Rennen haben die beiden Williams-Fahrer 23 der bislang 31 Punkte geholt und dem Rennstall einen mächtigen Satz nach vorn beschert. Der Abstand zu Force India, das bislang in fast jedem Rennen punkten konnte, ist deutlich zusammengeschmolzen: Das indische Team hat bislang 47 Zähler auf dem Konto.
Hinter den vier Top-Teams und den überraschend starken Renaults geht es rund: Force India und Williams, zuletzt auch Sauber, sind deutlich stärker geworden und sammeln vernehmlich Punkte. In Ungarn will Force India mit einem neuen Diffusor unterwegs sein, trotzdem werden wohl eher kleine Brötchen gebacken.
Denn der VJM03 ist dem Vernehmen nach eher für sehr schnelle Strecken geeignet, das Rennen in Ungarn scheint dem Force India-Boliden nicht so zu schmecken. Entsprechend präsentierte sich das Team am Freitag mit zweistelligen Platzierungen doch recht weit von den Punkte-Töpfen entfernt.