Formel 1: Der Titelkampf beginnt richtig
27.08.2010
Die Formel 1 kommt mit dem Rennen zum Großen Preis von Belgien aus der kurzen Sommerpause. Mit dem Rennen in Spa erreicht die aktuelle Formel 1-Saison eine neue Wegmarke. Denn mit dem dreizehnten von insgesamt 19 Rennen wird das letzte Drittel eingeleitet, die Formel 1 näherte sich der Zielgeraden.
Vor dem Rennen ist die Situation immens spannend: Zwischen den ersten fünf der Rangliste bei den Fahrern liegen nur 20 Punkte, was angesichts dem WM-Punkte-Inflation relativ schnell aufzuholen ist. Bestes Beispiel ist Lewis Hamilton, den Mark Webber in nur einem einzigen Rennen mit einem Sieg von der Last des Führenden befreit hat.
Auch bei der Teamwertung geht es eng zur Sache, hier sind aber nur zwei Teams in der Lage, nach der Krone der Weltmeisterschaft zu greifen. Red Bull ist um eine Nasenlänge dem Konkurrenten McLaren-Mercedes voraus, allerdings misst diese Länge schmale acht WM-Punkte. Ein Nichts in der neuen Punkte-Ordnung.
So geht die Formel 1 mit großer Spannung in das Finale der Saison 2010. Für die Fans ist das positiv, auch in Spa wird sich nach kein Team sehr weit absetzen können. Das üble Wetter könnte allerdings dafür sorgen, dass das Rennen die schon gewohnte Rangfolge durcheinander gewirbelt wird.
Red Bull: Mit der Führung im Rücken
Der Rennstall von Red Bull liegt in beiden Wettbewerben im Augenblick in Führung. Angesichts der Überlegenheit des Rennstalls bei den Qualifyings im bisherigen Saisonverlauf ist das nicht überraschend; eher, dass der Vorsprung nicht viel deutlicher ausgefallen ist. Vor allem Sebastian Vettel hat schon viele Punkte liegen gelassen.
Nicht immer trägt er dafür die Verantwortung, auch technische Probleme haben den jungen Deutschen immer wieder ausgebremst. Vor allem aber die teaminternen Spannungen zwischen den Fahrern, die zwischenzeitlich eskalierten, haben viele Punkte gekostet. Red Bull hat sich bislang vor allem selbst geschlagen, aber nicht nur. Denn auch McLaren ist fix unterwegs und nicht immer auf Schützenhilfe angewiesen.
Für das Saisonfinale stellt sich bei Red Bull vor allem die Frage, ob das Team reif genug für den Titel ist. Denn niemand mag so recht daran glauben, dass Mark Webber und Sebastian Vettel sich im Zweikampf etwas schenken werden, denn beide haben doch einiges zu verlieren.
McLaren-Mercedes: Griff nach dem Titel
Der amtierende Weltmeister Jenson Button rangiert derzeit noch auf dem vierten Rang der Fahrerwertung mit einem Rückstand von 14 Punkten auf Mark Webber. Das ist nicht viel, Button liegt in Schlagweite, um den Australier auch innerhalb eines einzigen Rennens einzuholen.
Chancen auf eine Titelverteidigung hat Button also noch reichlich, allerdings wie sei Teamkollege Lewis Hamilton immer limitiert durch das Auto, das mit der Performance von Red Bull nicht ganz mitzuhalten vermag. Apropos mithalten: Button hat gezeigt, dass sein Titel aus dem Vorjahr keine Eintagsfliege gewesen ist.
Schon jetzt, da die Saison in die heiße Phase einschwenkt, ist klar, dass Button Respekt verdient hat. Der Wechsel zu McLaren, in das Team des viel stärker eingeschätzten Lewis Hamilton, hat sich als durchaus richtig erwiesen. Denn Mercedes, das Brawn-Nachfolgeteam, ist schwach, Button bislang stark genug, um Hamilton zu folgen. Mit geringem Abstand von zehn Punkten.
Mercedes GP: 2011 im Fokus
Die Spiele sind gemacht. So muss man es im Falle von Mercedes wohl sagen. Das Brawn-Nachfolgeteam wird seinen Titel wohl nicht verteidigen können. Der bislang eher schwache Auftritt von Rückkehrer Michael Schumacher machen ein besseres Abschneiden in der Teamwertung unmöglich.
Natürlich hat Schumacher auch in der Fahrerwertung nicht mehr als rechnerische Chancen, sprich: gar keine. Die WM-Krone wird ohne ihn ausgemacht. Aber auch Kollege Nico Rosberg hat mit 94 WM-Punkten und einem Rückstand von 66 Zählern auf Mark Webber kaum realistische Chancen, vorn richtig mitzumischen.
Das liegt auch am Mercedes, der unter dem Erfolg von 2009 krankt: Durch den Titelkampf und die begrenzten finanziellen Mittel ist zu wenige in den Boliden 2010 gesteckt worden. Das rächt sich. Und so verschiebt sich der Fokus auf das kommende Jahr 2011. Hierfür wird nun bereits entwickelt, mit neuen Boliden soll es dann wieder ganz vorn losgehen.
Ferrari: Zwischen Himmel und Hölle
Wie bei Mercedes gibt es auch bei Ferrari eine Zweiteilung im Team. Hier sogar noch deutlicher, wie der umstrittene Vortritt per Teamorder von Fernando Alonso gezeigt hat. Rein von den Chancen her verständlich, denn Alonso hat mittlerweile 141 Punkte gesammelt, Felipe Massa nur 97. Damit liegt er allerdings noch vor Nico Rosberg von Mercedes, also keinesfalls schlecht.
Im Hause Ferrari hat man, was bei Red Bull und McLaren fehlt: Chancen auf den Titel bei den Fahrern und einen klaren Favoriten. Kaum denkbar, dass sich Massa und Alonso in die Haare kriegen, wie Webber und Vettel. Das könnte sich schlussendlich als Vorteil für Fernando Alonso erweisen.
Könnte, muss aber nicht. Denn es braucht auch ein schnelles Auto und da hat Red Bull und vielleicht auch McLaren leichte Vorteile gegenüber den Ferrari-Boliden. Nach zwei starken Auftritten inklusive geschenktem Sieg ist Alonso an die Spitzengruppe wieder herangerückt, mehr aber bislang auch nicht.
Renault, Force India, Williams, Sauber
Das breite Mittelfeld in dieser Formel 1-Saison umfasst drei, vielleicht auch bald wieder vier Teams. Sicherlich ist Renault derzeit die fünfte Kraft, durchaus mit Ambitionen nach oben, wenn Vitaly Petrov in Fahrt kommt und weiter Punkte sammelt. Dann könnte es für Mercedes durchaus noch einmal eng werden.
Zwischen Renault und Force India herrscht ein signifikanter Abstand, denn Force India hat zwei schlechte Rennen hinter sich. Das soll sich wieder ändern, auch mit Blick auf Williams, das endlich aus dem Loch gekommen ist, in das man gefallen war. Eine ähnliche Situation herrscht auch bei Sauber, das sich nach einer endlosen Durststrecke mit Punkten zurückgemeldet hat und zum Mittelfeld gehören will – und vielleicht eben auch wird.