Motorsport

Formel 1: Ferrari mit Rückenwind in Monza

10.09.2010
Nicht jedes Formel 1-Team hat ein Heimrennen. Und nicht jedes Heimrennen ist für das betreffende Team sonderlich förderlich. Anders als in diversen anderen Sportarten können Formel 1-Boliden durch Zuschauerzuspruch nicht beschleunigt werden. Das ist vielleicht im Falle Ferrari ganz gut so, denn das nächste Formel 1-Rennen der laufenden Saison wird im heimischen Monza ausgetragen.

Einen Sieg, vielleicht gar den entscheidenden, hat Ferrari bereits im Vorfeld errungen. Oder vielleicht auch besser: geschenkt bekommen. Denn die FIA hat sich zu der heiß diskutierten Team-Order im Rennstall von Ferrari geäußert und das italienische Team als Regelbrecher eingestuft.

Das aber war es schon, denn letzlich ist die FIA nicht in der Lage gewesen, Ferrari für das Geschehen beim Rennen in Hockenheim zu bestrafen. Ferrari hat die Vorwürfe ohnehin von sich gewiesen und Schützenhilfe von anderen Rennstallleitern erhalten. So blieb unter dem Strich ein in der Öffentlichkeit zum Teil heftig kritisierter Fall mit Verurteilung ohne Strafe.

Ferrari darf sich damit weiter Hoffnungen auf den Weltmeister-Titel machen. Bei einer Strafe hätte das anders ausgesehen, Felipe Massa liegt ohnehin schon ein gutes Stück hinter dem Führenden, der durch die Teamorder bevorteilte Fernando Alonso ist noch nicht abgeschlagen mit 41 Punkten Rückstand. Ferrari geht also mit FIA-Rückenwind in Monza an den Start.

Red Bull: Ausrufezeichen am Freitag

Von den noch ausstehenden Formel 1-Rennen in der laufenden Saison ist das in Monza allgemein als das für Red Bull am schwierigsten eingestufte bekannt. Hier, so lautete die Ansage nach dem letzten Auftritt von Mark Webber und Sebastian Vettel, werde man Federn lassen und sich darauf konzentrieren, dass es so wenig wie möglich sind.

Am Freitag hat Sebastian Vettel seinem Red Bull offensichlich die Zügel frei gelassen, denn das Team ist mit einigem Tempo ganz vorn gewesen. Vettel hat die beste Zeit des Tages gefahren und sowohl McLaren als auch Ferrari hinter sich gelassen. Schlagzeilenträchtig hat Vettel Alonso und Massa hinter sich lassen können.

Was sagt das für das Qualifying und das Rennen? Vermutlich recht wenig, denn der Freitag ist immer mit einiger Vorsicht zu genießen. Immerhin hat sich Mark Webber, der durch seinen köchelnden RB6 an guten Trainingsergebnissen gehindert wurde, von einem sehr positivn Signal gesprochen.

Ferrari: Nicht schlecht mit Rückenwind

Niemand wird es Fernando Alonso verübeln, dass dieser über die Hockenheim-Angelegenheit schnellstmöglich einen rot gefärbten Schweigemantel ausbreiten möchte. Nach vorn schauen sei jetzt gefragt, meinte Alonso, und da sieht er derzeit Hamilton, Webber, Vettel und Button, die allesamt mehr WM-Punkte auf ihrem Konto haben.

In Monza, dem Heim-GP von Ferrari, will man auf Punktejagd gehen, um beim finalen Kampf um die WM-Krone in der Formel 1 dabeizusein. Red Bull zumindest gilt als problembehaftet mit dem italienischen Kurs, während einige der noch folgenden Rennen dem Konkurrenten liegen sollen.

Insofern ist es durchwachsen, was am Freitag das Duo Alonso und Massa zuwege gebracht hat. Ganz ohne Teamorder ist Alonso immerhin vor Massa geblieben, allerdings hinter Sebastian Vettel. Sollte das wirklich ein Fingerzeig für das Wochenende sein, dann könnte es für Ferrari bereits trotz FIA-Rückenwinds ein unschönes Heim-Rennen werden.

McLaren: Experimenteller Freitag

Die beiden Freien Trainingsläufe am Freitag gelten nicht umsonst als wenig aussagekräftig für das Qualifying am Samstag und das Rennen am Sonntag. Trotzdem wird hier gern genau hingeschaut, denn ein starker Auftritt wie von Sebastian Vettel, der unerwartet kam, bleibt hängen.

Bei McLaren war es zunächst ähnlich. Im ersten Freien Trainig hat nämlich McLaren-Pilot Button ordentlich Dampf gemacht und die beste Zeit eingefahren. Hamilton ist dabei auf Rang drei gelandet, Vettel hat hier sich dazwischenschieben können. McLaren hat mit diesem Auftritt den Favoriten-Status nicht unbedingt abgeschwächt.

Das gilt trotz des verhalteneren zweiten Freien Trainings, währenddessen McLaren nicht ganz vorn dabei war. Fleißig wurde aber an Teilen herumexperimentiert, das Training wurde also als das genutzt, wozu sonst recht wenig Möglichkeiten in der Formel 1 sind: Experimentieren. Das Renn-Paket dürfte McLaren am Samstag enthüllen.

Mercedes: Ohne weiße Flagge in Italien

Das bislang in der Formel 1-Saison enttäuschende Team von Mercedes GP, dem Nachfolge-Rennstall des amtierenden Weltmeisters Brawn GP, richtet sein Augenmerk längst auf die kommenden Saison, denn in der laufenden hat man keine richtige Chance mehr, ganz oben mitzuspielen.

Die Rückstände sind immens: Bei der Teamwertung kommt Mercedes nicht einmal auf die Hälfte der Zähler von Red Bull und McLaren, in der Einzelwertung ist Schumacher mit 44 Punkten weit abgeschlagen, während Nico Rosberg mit 102 Zählern zwar eine größere Beute gemacht hat, dennoch kaum mehr als rechnerische Titelchancen hat.

Trotzdem fährt Mercedes nicht mit weißer Flagge nach Monza. Für den Rückkehrer Michael Schumacher ist es mehr als wichtig, unter Rennbedingungen die Fähigkeiten, die ihm zu unumstrittenen Nummer eins der Formel 1 gemacht haben, zu trainieren. Und das Team selbst hat schließlich noch zu verhindern, dass zum Beispiel Renault aufschließt.

Force India: Sutil will nach oben

Gegen Ende einer Formel 1-Saison geht das übliche Spielchen los: Spekulationen schießen ins Kraut, welcher Fahrer wohl wohin gehen wollte oder sollte. Eine der in diesem Jahr Verdächtigen heißt Adrian Sutil, der beim vorigen Rennen als bester Deutscher auf sich aufmerksam machte.

Der für Force India fahrende Pilot liegt mit 45 WM-Punkten einen Zähler vor Michael Schumacher und mehr als dreißig vor seinem Teamkollegen Vitantonio Liuzzi. Das Ungleichgewicht im Team und die ordentliche Punkteausbeute machen Sutil für andere, große Rennställe interessant.

In Monza will Sutil wieder attackieren und die Top-Fünf erreichen. Das würde die Punkteausbeute noch einmal deutlich nach oben schrauben, allerdings ist es auch ein ambitioniertes Ziel. Wohin die Ambitionen sonst gehen, darüber schweigt sich Adrian Sutil bislang aus.

Renault: Kubica lehnt sich nicht aus dem Fenster

Vielleicht hatte Robert Kubica, der überraschend starke Fahrer von Renault, Sebastian Vettels Husarenritt auf seinem Toro Rosso vor Augen, als er sich über die Kräfteverhältnisse auf der italienischen Rennstrecke mehr als vorsichtig äußerte. Man könne es in Monza kaum vorhersagen, wer vorn stehe – auch Mittelfeldautos seien hier mal vorn.

Wie Sebastian Vettel im Toro Rosso, der in Monza den ersten und einzigen Sieg für das Team errang, nebenbei seinen eigenen auch und einen Glanzpunkt unter eine starke Saison setzten. In diesem Jahr sehen viele Force India mit interessanten Chancen, aber warum auch nicht Renault?

Mit gut funktionierendem F-Schacht ist Renault bei dem letzten Rennen ordentlich unterwegs gewesen, gerade die schnelle Monza-Strecke ist hierfür gut geeignet. Renault könnte also ganz vorn attackieren und vielleicht einen ordentlichen Schritt Richtung Mercedes unternehmen. Schließlich ist auch Vitaly Petrov in Schwung gekommen.


Erste Schritte
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