Formel 1: Ferrari siegt, Vettel gewinnt
13.09.2010
Das Rennen der Formel 1 in Monza ist auf den ersten Blick zum Triumphzug von Ferrari geworden. Ein Sieger aber ist Sebastian Vettel, der sich in einem starken WM-Rennen alle Chancen auf den Titel offen gehalten hat. Und das in mehrfacher Hinsicht, nicht zuletzt weil der Sieg von Ferrari überschattet bleibt von der unrühmlichen Stallorder.
Verlierer gab es natürlich auch in Monza und das nicht zu knapp. Einer ist natürlich Lewis Hamilton, der das Rennen nicht beenden konnte und somit zum dritten Mal in der laufenden Saison ohne Punkte geblieben ist. Mark Webber ist auch ein Verlierer, denn er hat die Chance verpasst, sich teamintern als Nummer eins zu platzieren.
So steht unter dem Strich eine verschärfte Spannung in der Formel 1. Fünf Rennen stehen noch aus, 125 WM-Punkte können maximal noch vergeben werden. Zwischen Rang eins und fünf liegen nur 24 Punkte, Webber, Hamilton, Alonso, button und Vettel können sich also noch berechtigte Hoffnungen auf die WM-Krone machen.
Ferrari: Sieg der Unschuldslämmer
Ethik und Gerechtigkeit stehen im Spitzensport oft vor verschlossenen Türen. Ein aktuelles Beispiel ist Ferrari, das beim Sieg in Hockenheim anlässlich des Großen Preis von Deutschland per Stallorder den mit mehr Punkten gesegneten Fernando Alonso gegenüber dem besser platzierten Felipe Massa bevorzugte.
Der Sieger von Monza hat sich in der Stallorder-Affäre als Unschuldslamm dargestellt, eine Übung, die Alonso durchaus vertraut ist. Branchenbeobachter verweisen auf das Treiben im Renault-Rennstall. Flavio Briatore hatte einen seiner Boliden-Steuerer zum Unfall angewiesen, damit der andere gewinnen konnte.
Der andere hieß damals Fernando Alonso. Der mit großem Können gesegnete Spanier hat seiner Karriere, die mit zwei WM-Kronen glanzvoll begann, reichlich Schatten hinzugefügt. Unvergessen wird auch das Sozialverhalten Alonsos bei McLaren-Mercedes bleiben, wo es keine Stallorder zu seinen Gunsten gab.
Red Bull: Vettels doppelter Triumph
Von den fünf führenden Fahrern in der Formel 1-Saison 2010 ist Sebastian Vettel am schlechtesten plaziert. Rang fünf mit 163 Zählern, damit 24 weniger als Teamkollege Mark Webber. Der hat am Sonntag vier Punkte auf Vettel verloren. Zwar hat der Australier die Spitze in der Fahrerwertung übernommen, teamintern jedoch nicht.
Vettel hat nach der Enttäuschung von Belgien gekontert. Durchaus mit einer sehr guten Leistung, zwischenzeitlich wieder einmal durch technische Zicken seines Red Bull Boliden ausgebremst. Arg dramatisch ist das nicht gewesen, denn zum Glück konnte er weiterfahren und den Leistungsverlust auffangen.
Obwohl Webber vor Vettel lag, konnte der sich am Ende vor seinem Teamkollegen ins Ziel kämpfen. Das teaminterne Duell ist offen, wie die Weltmeisterschaft. Red Bull hat auf den verbleibenden Strecken Vorteile, wollen Experten wissen, denn die sollen dem Boliden entgegenkommen. Es hängt damit an Webber und Vettel, wer die WM-Krone holt.
McLaren-Mercedes: Buttons große Hatz
Der amtierende Weltmeister Jenson Button hat in Monza einen guten Auftritt geschafft, während der vormalige Weltmeister und Teamkollege Lewis Hamilton zum dritten Mal ohne Punkte geblieben ist. Aus eigenem Antrieb, sozusagen, hat sich Hamilton um die Chance gebracht, seinen jüngst herausgefahrenen Vorsprung auszubauen.
Stattdessen ist sein kurzer Auftritt in Monza im Nichts geendet, während er mitansehen musste, wie sein ehemaliger Plagegeist Fernando Alonso gesiegt hat. Hamilton hat immer noch eine grandiose Ausgangsposition für die Schlussphase der Saison, auf Mark Webber fehlen im nur fünf Punkte.
So hat sich jedoch sein Teamkollege Jenson Button zurückgemeldet. Mit dem zweiten Platz ist Button an Vettel vorbeigezogen und Alonso um einen Punkt Rückstand dicht auf den Fersen. McLaren ist in beiden Wettbewerben noch dabei, doch gibt es ein Problem: Ferrari tönt, man habe für alle verbleibenden Strecken ein wettbewebsfähiges Paket. McLaren hat das dem Vernehmen nach nicht.
Mercedes: Schumacher fliegt raus
Nein, Rückkehrer Michael Schumacher verläst nicht das Team von Mercedes. Noch nicht, könnte man auch sagen, wenn man sich die zahlreichen Gerüchte und Spekulationen um eine frühzeitige Verrentung des zurückgekehrten und erfolglosen Champions zu eigen machen will.
Rausgeflogen ist Schumacher aus dem Bereich, der ihm unvermindert rechnerische Chancen auf den Titel einräumte. Rechnerisch heißt natürlich nicht realistisch, denn vor dem Rennen waren es schmale 44 Punkte, weniger als zwei Siege einbringen. Doch von Formel 1-Siegen ist Schumacher weit entfernt, ebenso wie von einem Teamkollegen Rosberg.
Der hat nämlich 112 Punkte auf dem Konto, unverändert theoretische Chancen auf den Titel und einen riesigen Vorsprung auf Schumacher. Mercedes ist der abgestürzte Held der fantastischen Vier vor der Saison, man hinkt weit hinter Ferrari, McLaren und Red Bull hinterher. Vielleicht sind also die Gerüchte eben doch mehr als das.
Sauber: Rückkehr des Reifen-Mannes
Während bei Mercedes um das Ende des deutschen Super-Formel 1-Stars Michael Schumacher spekuliert, geht es im Falle von Sauber respektive Nick Heidfeld in die andere Richtung. Heidfeld ist im vergangenen Jahr nach dem Ende von BMW F1 nicht mehr zum Zuge gekommen und dient derzeit als Reifen-Mann.
Bekanntlich zieht sich der derzeitige Reifenlieferant aus dem Geschäft zurück. Dafür wird Pirelli in den Ring springen und Reifen liefern. Für Pirelle unternimmt Nick Heidfeld derzeit Testfahrten. Noch, heißt es, denn Sauber soll Pedro de la Rosa den Laufpass gegeben haben. Heidfeld soll stattdessen fahren.
Das ist alles noch unbestätigt, doch scheinen zahlreiche Branchenkenner davon auszugehen, dass Heidfeld als Fahrer in den Formel 1-Ring zurückkehren. Die Frage ist nur, wie: Geht das Pirelli-Engagement weitergehen? Oder kommt Pedro de la Rosa als Ersatz für seinen Ersatzmann bei Sauber?
Williams trumpft auf
Wer auf den Saisonverlauf schaut, kann bei Williams eine deutliche Steigerung attestieren. Während in den ersten acht Rennen schmale acht Zähler geholt wurden, kommt Williams mit den zurückliegenden sechs Rennen auf stolze 50. Damit liegt man deutlich vor Force India, dem man dicht auf den Fersen ist.
Auch Renault ist zumindest in den zurückliegenden Rennen nicht mehr ganz so überlegen gewesen, wie es zwischenzeitlich den Anschein hatte. In Monza hat sich der Aufwärtstrend von Williams wieder gezeigt, ingesamt sieben Punkte holten die beiden Fahrer. Hülkenberg sechs, Barrichello einen.
Teamintern ist Hülkenberg dennoch wesentlich schlechter als Barrichello. Der deutsche Fahrer kommt bislang auf 16 WM-Zähler, Barrichello auf 31. Hülkenbergs Auftritt in Monza hat seine Position aber gestärkt, nicht nur wegen der Punkte, sondern auch wegen des langen Duells mit Mark Webber.