Motorsport

Formel 1: Red Bull muss fliegen

08.10.2010
Das Formel 1-Rennen in Japan könnte in der aktuellen Saison bereits so etwas wie eine Vorentscheidung bringen. Zwar folgen danach noch drei weitere Rennen, trotzdem steht ein Team in Japan unter besonderem Druck: Red Bull. Die Strecke im Land der aufgehenden Sonne gilt als optimal für die Red Bulls.

Siegen ist also Pflicht, um in beiden Wettbewerben die Chancen auf die Formel 1-Krone aufrechtzuerhalten. Immerhin liegt man sowohl in der Fahrer- als auch in der Teamwertung vorn. Mark Webber hat aber nur schmale neun Punkte Vorsprung auf Fernando Alonso – wenig, wenn man bedenkt, dass maximal 100 Punkte noch drin sind.

Ein Sieg würde dem Red Bull-Fahrer die Siegchanchen aber deutlich erhöhen. Umgekehrt stehen die Verfolger in der Pflicht, Red Bull möglichst auf den Fersen zu bleiben. Das können naturgemäß nicht alle Fahrer – also wird nach dem Rennen vielleicht einer der fünf möglichen Weltmeister mit deutlich schmaleren Chancen dastehen.

Gut möglich aber auch, dass alles bis zum letzten Rennen in Abu Dhabi offenbleibt. Sollten dann immer noch die fünf derzeit am besten platzierten Fahrer Chancen auf den Titel haben, wäre der Spannung wohl keine Grenzen gesetzt. Für die Zuschauer wäre das wohl das beste Szenario.

Red Bull: Favorit im Siegzwang

Da die Strecke in Japan als optimal für die Red Bull-Boliden gilt, stehen Sebastian Vettel und Mark Webber in Suzuka unter Siegzwang. Wann, wenn nicht jetzt sollen die beiden Piloten siegen? Als haushohe Favoriten müssen sie die Gelegenheit nutzen, um sich ein Polster zuzulegen – bzw. die Kontrahenten zu überholen.

Am Freitag hat das Training immerhin schon so etwas wie eine Bestätigung der Red Bull-Stärke gebracht. Problemlos konnten Vettel und Webber viele und auch schnelle Runden drehen. Die Red Bull-Boliden sind also gut gerüstet für Qualifying und Rennen, doch könnte es natürlich auch Widrigkeiten geben – Regen!

Am Samstag soll es möglicherweise einen feuchten Tag im fernen Japan geben, der die Qualifikation durcheinanderwirbeln könnte. Klar wäre auch dann Red Bull konkurrenzfähig, doch steigt mit nassem oder wechselndem Wetter auch die Zufallsanfälligkeit der Ergebnisse im Qualifying bzw. Rennen.

Ferrari: Durchschnitt am Freitag

Man soll sich nicht täuschen lassen vom durchschnittlichen Freitag, den Ferrari in Japan abgeliefert hat. Der italienische Traditionsrennstall ist in der Fahrerwertung derzeit der härteste Verfolger von Red Bull-Pilot Mark Webber, denn hier liegt Fernando Alonso mit neun Punkten Rückstand in Schlagweite.

Wenn sich also die Chance ergeben sollte, den Red Bulls auf ihrer Favoriten-Strecke ein paar Pünktchen abzuluchsen, wird man sich bei Ferrari nicht sträuben. Auch nicht durch eine Teamorder, denn was bei Red Bull und McLaren nicht gemacht wird, hat Ferrari bereits vorexerziert: Alonso ist die Nummer eins.

Das ist für die Teamwertung nicht so gut, denn hier ist der Abstand zu Red Bull schon beträchtlich. Das liegt an Felipe Massa, der bereits teamintern die Nummer zwei ist. Gut für Alonso und seine Ambitionen auf den dritten Titel, nicht so gut für das Rennstall-Klassement, in dem Ferrari nur Außenseiter ist.

McLaren: Auftakt zum Vergessen.

Auf beiden Hochzeiten der Formel 1 im laufenden Jahr ist McLaren noch beteiligt: Mit Lewis Hamilton und auch Jenson Button haben die Briten noch beide Fahrer in Reichweite der WM-Krone und daher sind auch die Rückstände im Rennstall-Wettbewerb noch nicht so groß, dass McLaren nicht doch noch Weltmeister werden könnten.

Allerdings muss Jenson Button langsam aber sicher punkten, denn mit 177 Zählern liegt der Titelverteidiger am weitesten, nämlich 25 Punkte, vom Führenden entfernt. Das ist durchaus machbar, allerdings bleiben nur noch vier Rennen, um den Abstand zu verkürzen und die Titelverteidigung offenzuhalten.

Lewis Hamilton steht nach zwei Ausfällen nacheinander und dreien in den letzten vier Rennen gehörig unter Druck, denn er hat es verabsäumt, sich ganz nach vorn zu schieben. Statt Führender zu sein und ein Polster zu haben, musste er Mark Webber ziehen lassen und Lewis Hamilton den zweiten Rang überlassen.

Der Auftakt zur Aufholjagd in Japan ist nicht sonderlich gut verlaufen – eigentlich war es ein Training zum Vergessen. Ein Ausritt von Button und einer von Hamilton, der gar in einem kaputten Auto endete. Keine sonderlich guten Bedingungen für das Wochenende, doch im Hause McLaren hofft man auch auf Schützenhilfe vom Regen.

Mercedes: Freude bei Schumacher, Rosberg hadert

Das Team von Mercedes hat längst unter die laufende, verkorkste Saison einen Haken gemacht und den Blick nach vorn gerichtet – auf die Formel 1-Saison 2011. Dann soll mit einem neuen Auto alles besser werden, was in der laufenden Saison misslungen ist. Und das ist nahezu alles.

Mercedes ist der erste der Top-Favoriten, der mit der Entscheidung um die Krone der Teams nichts mehr zu tun hat. Das liegt an Michael Schumacher, der viel weniger Punkte erbeuten konnte als sein Teamkollege Nico Rosberg. Doch auch der hat gegenüber den anderen Top-Fahrern viel Rückstand angesammelt.

Wie Felipe Massa bei Ferrari ist Rosberg nur noch rechnerisch mit Chancen auf den Titel versehen. Doch anders als bei Ferrari liegt Michael Schumacher noch einmal weit hinter Rosberg – alles in allem eine Katastrophe für den Rennstall und seinen sehr prominenten Rückkehrer aus dem Rentner-Exil.

Die Medien und zahlreiche Experten haben sich auf den Stand der Dinge eingeschossen und Michael Schumachers Comeback als gescheitert angesehen. Dem Rennstall werden gar interne Daumenschrauben in Form von Ultimaten angedichtet – alles Unsinn sagt die Leitung, man vertraut auf Schumacher und 2011.

Renault: Petrov kämpft ums Cockpit

Nicht nur bei Ferrari und Mercedes liegen zahlreiche Punkte zwischen dem besten und nicht ganz so bestem Fahrer, auch bei Renault klafft hier eine große Lücke: Während Robert Kubica als Achter mit 114 Punkten gar noch rechnerisch Chancen auf den Titel hat, rangiert Vitaly Petrov als 13. mit 19 Punkten abgeschlagen.

Für Petrov könnte es die erste und letzte Forme 1-Saison sein, denn ohne die nötigen Ergebnisse wird er seinen Pilotensitz nicht behalten dürfen. Petrov steht unter Druck, denn Renault will wieder an die Spitze – daher auch der Flirt mit Ex-Weltmeister Kimi Räikkönen, wird vermutet.

Beim Trainigsauftakt in Japan haben es Kubica und Petrov eilig gehabt und ordentlich Tempo gemacht. Rang drei in beden Sessions für Kubica, Petrov erreichte am Nachmittag immerhin die Top-Ten-Rangliste. Das macht Hoffnungen für den Samstag und auch für das Rennen am Sonntag.





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