Formel 1: Kampf um die Krone
12.11.2010
Bis zum letzten Rennen ist die laufende Formel 1-Weltmeisterschaft spannend. Vier Fahrer können noch Weltmeister werden, zwei davon sind klar im Vorteil. Allen voran der für Ferrari tätige Spanier Fernando Alonso, der vor dem abschließenden Formel 1-Rennen in Abu Dhabi mit 246 WM-Punkten in Führung liegt.
Hinter Alonso lauert Mark Webber, der als Zweiter auf 238 Zähler kommt und somit acht Punkte Rückstand auf Alonso aufholen muss. Das hätten auch sieben Punkte weniger sein können, wenn der Red Bull-Rennstall wie der Konkurrent Ferrari auf Rennstall-Order setzen würde.
Denn das vorletzte Rennen hatte Webbers Teamkollege – oder auch –konkurrent – für sich entscheiden können. Sieben Punkte beträgt der Unterschied zwischen Platz eins und zwei, im Falle einer Teamorder hätte Webber nun Tuchfühlung auf Alonso mit einem Punkt Rückstand.
Stattdessen ist Sebastian Vettel mit 231 Punkten und einem Rückstand von 15 Zählern auf Alonso Dritter und kann auch noch in den Kampf um die Krone eingreifen. Allerdings ist der Abstand doch beträchtlich, Vettel benötigt einiges an Schützenhilfe, um am Ende ganz vorn zu stehen, ohne die es nicht klappen wird.
Alonso hat die besten Chancen auf einen Sieg, die schlechtesten, wohl kaum mehr als theoretischen hat Lewis Hamilton, der auf 222 Punkte kommt. Dennoch kann der Brite eine wichtige Rolle spielen, wie auch sein Landsmann Jenson Button. Die beiden könnten das Zünglein an der Waage darstellen im Kampf um die Krone der Formel 1.
Fernando Alonso mit großen Rückenwind
Einen Titel kann Ferrari in diesem Jahr nicht mehr erringen. Der Konkurrent Red Bull Racing hat bereits vorzeitig den Sieg in der Teamwertung errungen. Allerdings ist Fernando Alonso für Ferrari die gute Möglichkeit, die ohnehin ansehnliche Zahl an WM-Titeln um einen weiteren zu erhöhen.
Alonso geht mit einem immensen Selbstbewusstsein ins Rennen, sicherlich auch, um die Konkurrenz, namentlich Mark Webber zu irritieren. Man werde gewinnen können, auch wenn Red Bull das schnellere Auto ins Rennen schickt. Mit einem Sieg würde Alonso sich zum Weltmeister krönen. Gleiches gilt für Platz zwei.
Mit dem Hinweis, dass das Red Bull-Auto dem eigenen während der gesamten Saison überlegen gewesen sei, setzt der Fahrer seine Konkurrenten wesentlich unter Druck. Denn die haben die Überlegenheit nicht in einen Vorsprung ummünzen können, im Gegenteil. Auch hat es zwischen Webber und Vettel zwischenzeitlich gekracht.
Jetzt setzt Alonso noch einen drauf, indem er sagt, es sei unerheblich, ob Red Bull das schnellere Auto habe. Man werde trotzdem gewinnen und den Titel sichern. Mit großer Konzentration und erstaunlicher Selbstgewissheit geht Fernando Alonso ins letzte Rennen. Er ist immerhin schon zweifacher Weltmeister.
Red Bull: Webber unter immensem Druck
Die Attacken von Fernando Alonso vor dem alles entscheidenden letzten Saisonrennen hinterlassen Spuren beim Rennstall von Red Bull. Beobachter bescheinigen, dass die verbalen Geschosse, die Alonso Richtung Red Bull schickt, dort einschlagen. Denn: Eigentlich hätte Red Bull längst enteilt sein können.
Stattdessen haben Webber und Vettel nur noch eine Chance auf den Titel, wenn Alonso nicht siegt oder Zweiter wird. Das liegt keinesfalls an Alonsos Stärke, sondern an Schwächen von Red Bull. Technische Zipperlein und der Zwist zwischen den Rivalen Webber und Vettel sind dafür verantwortlich.
Die Entscheidung des Rennstalls gegen eine klare Stallorder hat die Situation nicht verbessert, vor allem aus Mark Webbers Sicht. Das alles hinterlässt Spuren, Webber wirkte auf Beobachter gehemmt und sehr zurückhaltend. Vettel hingegen ist optimistisch und locker aufgetreten und hat durchaus eingeräumt, im speziellen Fall seinen Konkurrenten Webber den Vortritt zu lassen. Nach vielen Wenns und Abers allerdings.
Wenn und Aber stehen auch Vettels eigenen Titelambitionen im Weg. Denn im Falle eines Sieges dürfte Fernando Alonso bestenfalls Fünfter werden, was nicht unbedingt zu erwarten ist angesichts der letzten Rennen, in denen Alonso stark gefahren ist. Entsprechend geht Vettel davon aus, nur Außenseiter zu sein.
Hamilton will siegen
Der bereits entthronte Weltmeister der Formel 1-Saison 2009 und sein Teamkollege Lewis Hamilton spielen im Kampf um die Titelkrone nur noch die zweite Geige. Rechnerisch kann Hamilton noch Weltmeister werden, klar möchte er auch zum Saisonfinale siegen, allein um seine letzten Chancen zu wahren.
Doch dürften Hamilton und auch Jenson Button vorwiegend eine Rolle als Königsmacher spielen. Denn ihnen ist zuzutrauen, dass sie sich vorn zwischen die drei bzw. zwei Top-Favoriten mischen und die nötigen Punkte klauen. Red Bull-Fans dürften dabei hoffen, dass Alonso hinter den beiden Red Bulls und McLarens als Fünfter durchs Ziel fährt.
Mit dem Anspruch, in Abu Dhabi auf Sieg zu fahren, will Lewis Hamilton natürlich nicht nur die Rampe schaffen für eine Mega-Überraschung im Kampf um die WM-Krone. Auch die kommende Saison, die ein Comeback für die eher unterlegenen McLaren bringen soll, steht schon im Fokus.
Renault: Kubica die große Überraschung
Im Kampf um den WM-Titel 2010 wird der Formel 1-Fahrer Robert Kubica keine Rolle mehr spielen. Immerhin hat er selbst auch einen Titel verdient, nämlich den der wohl größten positiven Überraschung in der laufenden Formel 1-Saison. Renault ist mit Robert Kubica unter den Top-Zehn vertreten, der Pole hat immerhin Michael Schumacher hinter sich verwiesen.
Auch nach vorn hält Kubica Fühlung, mit vier Punkten Rückstand auf Nico Rosberg ist gar noch eine Platzverbesserung denkbar. In der Teamwertung hat Renault nicht so gut abgeschnitten, denn Vitaly Petrov, der erste rasende Russe in der Formel 1, ist nur mit 19 Punkten ausgestattet.
Unter dem Strich kann Renault also zufrieden sein, für die Zukunft heißt das dennoch einiges an Unruhe. Kubicas Fahrstärke wird anderen Teams nicht verborgen bleiben; umgekehrt ist Petrov eben als zweiter Fahrer vielleicht doch nicht ausreichend, um die nötigen Punkte für eine Attacke nach ganz oben zu sammeln.
Gut möglich, dass ordentlich gewechselt wird im Reanult-Team. Lotus ist als Motorenpartner und Anteilseinger an Renault gewonnen – entsprechend wird der Name des Teams geändert. Ob Kubica dann noch hinter dem Steuer sitzt, bleibt zunächst einmal offen.