Motorsport

Formel 1: Vettels Traumstart

28.03.2011


Mit einem glockenklaren, überlegenen Sieg hat Weltmeister Sebastian Vettel den Auftakt zur Formel 1-Saison 2011 für sich entschieden. Einer konkurrenzlos leicht herausgefahrenen Pole-Position beim Großen Preis von Australien folgte ein Rennen frei von Makel. Anders als noch 2010 zickte das Auto nicht, anders als 2009 und 2008 gab es diesmal keinen Ausfall.

Mit maximal möglichem Rückenwind beginnt Sebastian Vettel das Projekt Titelverteidigung, was ihn über die vorigen Weltmeister Jenson Button, Kimi Räikkönen und Lewis Hamilton einstweilen herausheben und auf eine Stufe mit Doppelweltmeister Fernando Alonso stellen würde. Der Beginn einer Ära?

Davon ist man nach dem Auftaktrennen der Formel 1 2011 in Australien noch weit entfernt. Doch beeinduckt hat der despektierlich als Getränkefirma verätzte Red Bull Rennstall die Konkurrenz schon, denn die Basis für Vettels Triumph ist das hervorragend funktionierend Auto, das Vettel zum Sieg verhalf.

Einen kleinen Wermutstropfen gibt es: Mark Webber hat den Sprung aufs Podium nicht geschafft, er ist deutlich hinter Sebastian Vettel als Fünfter ins Ziel gekommen. Kein Doppel-Sieg für Red Bull, schon im Qualifying konnte Mark Webber nicht mithalten. Bitter für den Australier, daheim nicht auftrumpfen zu können.

Die Überraschung des Tages landete aber auf Rang drei: Vitaly Petrov. Der erste Russe in der Formel 1 hat nach durchwachsener Debüt-Saison 2010 gleich im ersten Rennen der Formel 1-Saison 2011 mächtig auftrumpfen können und den Sprung aufs Treppchen geschafft. Eine grandiose Leistung des Russen, der von manchen schon für gescheitert erklärt wurde.

Hinter Vettel konnte sich Lewis Hamilton schieben, hinter Petrov Fernando Alonso, der Vizeweltmeister von 2010. Die üblichen Verdächtigen also, wie auch hinter Webber die Herren Jenson Button und Felipe Massa zu finden waren. Es fehlen aber zwei wichtige Protagonisten: Michael Schumacher und Nico Rosberg schieden enttäuscht aus.

Red Bull: Projekt Titelverteidigung startet gut

Man muss es sich durchaus vor Augen halten. Zum zweiten Mal in seiner noch immer recht kurzen Formel 1-Karriere steht Sebastian Vettel auf Rang eins in der Gesamtwertung der Fahrerwertung. Das erste Mal war es nach dem letzten Saisonrennen 2010, was ihm die Weltmeisterkrone der Formel 1 einbrachte.

Saisonübergreifend bleibt Vettel einstweilen da, wo er war: Auch im ersten Rennen der neuen Saison hat Vettel gleich einen überlegenen Sieg gefeiert. Anders als 2010, als das Team ohnehin Pole nach Pole einholte, hat sich das im Rennen niedergeschlagen, weder ein technischer Defekt noch ein Konflikt mit Webber haben da etwas dran geändert.

Mit derartig viel Rückenwind startet Red Bull das Projekt Titelverteidigung, sowohl bei den Fahrern als auch bei den Teams. Auch wenn bei Webber noch zu suchen sein wird, was ihn derart ausgebremst hat. Schon in der Vergabe der Startpositionen lag er zurück, im Rennen hatte er auch keine Möglichkeiten.

Der teaminterne Unterschied dürfte für einiges ans Stirnrunzeln sorgen. Vor allem auch mit Blick auf das vergangene Jahr, als Webber zwischenzeitlich heftig eine angebliche Bevorzugung von Vettel kritisiert hatte. Davon soll sicherlich im laufenden Wettbewerb weiter Abstand gehalten werden.

McLaren: Hinter den Getränken

Mit einiger Arroganz hatte der vormalige Weltmeister der Formel 1, Lewis Hamilton, über das Red Bull hergezogen und es als Getränkefirma verunglimpft. Das dürfte die nicht sonderlich gewurmt haben, schließlich handelt es sich bei McLaren schon um einen Traditionsrennstall. Und damit um eine Art Zielpunkt für Red Bull.

Im ersten Rennen der neuen Formel 1-Saison ist Lewis Hamilton nicht an den Getränke-Flitzern vorbeigekommen. Er hat immerhin Fühlung behalten, ist als Zweiter ins Ziel gekommen, in gebührendem Abstand zum Führenden Vettel. Hamilton hat damit 18 Punkte geholt und alle Chancen, ein gewichtiges Wort um den Titel mitzureden.

Kollege Jenson Button ist mit dem sechsten Rang im gleichen Abstand aus dem Rennen gegangen, wie Webber hinter Vettel. Der zweite Weltmeister im Team von McLaren hat allerdings lange Zeit hinter dem Ferrari-Fahrer Felipe Massa festgesteckt und konnte so nicht weiter nach vorn kommen. Bei McLaren ist man nach dem Rennen sehr zufrieden, weil man davon ausgeht, dass man hätte durchaus als Sieger vom Rundkurs hätte gehen können. Das Auto ist schnell, man sieht sich durchaus auf Augenhöhe mit Ferrari und konkurrenzfähig mit Red Bull. Die allerdings hatten den deutlich besseren Start.

Ferrari: Erste Enttäuschung

Der Traditionsrennstall von Ferrari hat im ersten Rennen der noch frischen Formel 1-Saison 2011 eine Enttäuschung hinnehmen müssen. Fernando Alonso, letztjährig im letzten Rennen auf den Vize-Platz verwiesen, hat zwar relative Zufriedenheit über Rang vier geäußert, doch das dürfte man ihm nicht recht abnehmen.

Einmal ist Sebastian Vettel im Red Bull wesentlich schneller und besser unterwegs gewesen; auch hat Erz-Rivale Lewis Hamilton gepunktet; doch am schlimmsten dürfte gewesen sein, dass ausgerechnet Vitaly Petrov im Renault vor Alonso den dritten Platz erreicht hat. Der Petrov, der Alonso schon im letzten Rennen 2010 hinter sich hielt und dessen WM-Chancen zerstäubte.

Man dürfe zufrieden sein, meinte Alonso. Das heißt nicht, dass man zufrieden ist. Auch Felipe Massa dürfte eher unzufrieden sein mit seinem Rennen, auch wenn es ihm gelungen ist, sich Jenson Button vom Hals zu halten und für einiges an Unterhaltung gesorgt zu haben. Für einen möglichen WM-Titel reicht das nämlich nicht.

Mercedes GP: Im finsteren Tal

Die Reise nach Australien hat sich für die beiden Mercedes-Heroen Nico Rosberg und Michael Schumacher nicht gelohnt. Schon im Qualifying am Samstag ist Schumacher nach hinten durchgereicht worden und musste auf das Q3 verzichten. Beim Rennen gab es für Schumacher bereits in der ersten Runde eine Kollision – der Anfang vom Ende.

Während Schumacher aus Sicherheitsgründen wegen der durch die Kollision entstandenen Defekte aus dem Rennen ging, blieben Rosberg danach nur noch drei weitere Runden zu fahren. Dann kickte ihn ein aufgeladener Rubens Barrichello aus dem Wettbewerb und das Team hinein ins Tal der Tränen.

Renault: Petrov hui, Heidfeld…

Es ist ein glanzvoller Tag für den Russen Vitaly Petrov gewesen, der sich überraschend seinen ersten Podiumsplatz in der noch jungen Formel 1-Vita erkämpft hat. Für Petrov setzt sich damit ein Aufwärtstrend fort, unvergessen bleibt sein langer Abwehrkampf gegen Fernando Alonso im letzten Rennen der Formel 1-Saison 2010.

Jetzt ist der Russe wieder vor dem Spanier geblieben, dem damit Rang vier blieb. Nick Heidfeld musste mit zehn Plätzen weniger vorlieb nehmen, blieb den Punkterängen so fern wie am Samstag dem Q3. Das dürfte dem Team nicht gefallen, nicht auszudenken, was Renault mit Robert Kubica am Samstag erreicht hätte.

Force India: Geschenkte Punkte

Nachträglich ist der Rennstall Force India durch Adrian Sutil und Paul di Resta doch noch zu Punkten beim Auftaktrennen der Formel 1 in Australien gekommen. Rang neun und zehn, drei Punkte, zwei davon für Sutil, einer für Resta. So lauten die Zahlen in einem Rennen, das für Force India nicht sonderlich gut gelaufen ist.

Dank der Disqualifizierung zweier Sauber-Piloten konnten die undankbaren Plätze elf und zwölf abgegeben werden. Eigentlich war es kein schlechtes Rennen, Sutil aber hatte hinterher genug Gründe sich über Fehler zu ärgern. Die Boxenstopps erwiesen sich als Zeitfresser, ohne das hätte man noch weiter vorn stehen können.

Toro Rosso: Punkte zum Auftakt

Mit immerhin vier Punkten ist der Rennstall von Toro Rosso in die neue Saison gestartet. Sebastien Buemi hat diese mit seinem achten Platz eingefahren, er hat damit bereits die Hälfte von dem erreicht, was ihm die vergangene Saison bescherte. Der Teamkollege Jaime Alguersuari ist 13. geworden.

Der hatte sich bereits in der ersten Runde eine Kollision mit Michael Schumacher geleistet, auch der eigen Teamkollege Buemi wurde in Mitleidenschaft gezogen. Das dürfte Gesprächsbedarf nach sich ziehen, denn Buemi hätte nach eigener Einschätzung auch noch schneller über die Runden kommen können. Und: Es war nicht der erste Patzer.

Lotus: Trulli sorgt für Entspannung

Das Rennen in Australien ist für das Lotus-Team zweigeteilt verlaufen. Heikki Kovalainen hatte in technischer Defekt aus dem Rennen gekegelt, während Jarno Trulli die Zielankunft feiern durfte. Von der etablierten Konkurrenz war man weit entfernt, immerhin blieb Jerome D´Ambrosion im Virgin-Boliden hinter Lotus.



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