Motorsport

Formel 1: Attackiert Webber Seriensieger Vettel?

20.05.2011
Es mutet wie ein schlechter Witz an: Ausgerechnet in der Woche, in der Fernando Alonso sich mit einem langlaufenden Vertrag an Ferrari gebunden hat, gehen Gerüchte um, dass Lewis Hamilton bei Ferrari unterkommen würde. Lewis Hamilton! Ebenjener, mit dem Alonso den bislang heftigsten Stallkrieg ausfocht, den es im 21. Jahrhundert gegeben hat.

Alonso hat sich bis 2016 bei Ferrari gebunden, Hamilton müsste entweder lange warten oder mit Alonso wieder in einem Team fahren. Das mag man gar nicht glauben. Eher schon, dass eine Mücke zum Elefanten aufgeblasen wurde – oder aber dass es zu einem Saulus-Paulus-Wandel bei beiden gekommen ist.

Wichtiger hingegen ist, dass es in dem kommenden Rennen in Barcelona bei einer Reihe von Teams zu Updates für ihre Boliden kommt. Damit verbindet sich die Hoffnung auf Besserung, vor allem bei jenen Teams, die bislang eher enttäuschend in die noch junge Formel 1-Saison 2011 gestartet sind.

Freitagstests gelten nicht zu unrecht als Kaffeesatzleserei, doch zeigt das zweite Freie Training immerhin eine durchaus standesgemäße Aufreihung: Die ersten acht Plätze gehen an die vier großen Teams, Red Bull und McLaren ganz vorn, dahinter Ferrari, zweimal Mercedes und wieder Ferrari. Eine Blöße hat sich keiner gegeben.

Red Bull: Kommt die Attacke von Mark Webber?

Am Freitag hat Mark Webber im Training schnelle Zeiten vorgelegt und den Spitzenplatz belegt. Hinter ihm landete Lewis Hamilton und auch Teamkollege Sebastian Vettel. Das steht im Kontrast zum bisherigen Saisonverlauf und auch zur Einschätzung mancher Experten, die Webber bereits abgeschrieben haben.

So meint etwa Hans-Joachim Stuck, Webber könne Sebastian Vettel nicht gefährlich werden. Jedenfalls nicht beim Kampf um die WM-Krone, wenngleich es im Australier wüte: Der verpasste Triumph 2010 und die Überlegenheit Vettels 2011. Webber selbst sieht Vettel in traumhafter Form, sich selbst aber nicht chancenfrei.

Webber rechnet sich aus, dass Vettel nicht endlos in nahezu unschlagbarer Form bleiben werde. Seine Chancen sieht er darin, dass er siegt und die Siege nicht mit McLaren teilen muss. Doch zu allererst müsste Webber einmal einen Sieg einfahren. Und: Vettel ist bislang sehr konstant – auch in China hat er wichtige und vor allem viele Punkte eingefahren.

Kommt es in Barcelona zur Attacke von Webber auf Vettel? Zeit wird es, sonst droht der Formel 1 ein davoneilender Sebastian Vettel, der nach zwei Dritteln der Saison bereits die WM-Krone aufsetzt und die verbleibenden Rennen ad absurdum führen würde. Doch zum Glück ist es bis dahin noch weit.

McLaren: Gut in Training, mit Zweifeln für den Samstag

Der einzige Sieger in der Formel 1-Saison 2011, der nicht von Red Bull gestellt wurde, ist Lewis Hamilton. Kein Wunder also, dass man immer ein besonderes Auge auf Hamilton und auch Jenson Button hat, denn die beiden scheinen derzeit als einzige Potenzial zu haben, um die Red Bulls abzufangen.

Doch man muss differenzieren: Im Qualifying steht es derzeit 4:0 für Red Bull-Pilot Sebastian Vettel gegen den Rest der Welt. Vettel hat mittlerweile 19 Pole-Positionen errungen und damit eine stattliche Quote von knapp 29 Prozent. Das ist erdrückend, was erklärt, warum Button beim Freitagstraining nicht recht an aussagekräftige Zeiten glauben wollte.

McLaren ist es gelungen, mit einer sehr guten Rennstrategie in die Phalanx von Red Bull einzubrechen – wobei Vettel ja immerhin Zweiter wurde. Für Barcelona dürfte es dabei bleiben, geringe Hoffnungen auf das Qualifying, größere Hoffnungen für das Rennen am Sonntag.

Ferrari: Aufholjagd 2.0

Der Traditionsrennstall aus Italien fährt derzeit hinter Red Bull und punktetechnisch auch hinter McLaren-Mercedes her. Das soll sich ändern, denn nach dem GP in der Türkei kommen für Barcelona weitere Neuteile, die den roten Boliden Beine machen und den Startschuss zur Aufholjagd geben sollen.

Der Freitag stand dementsprechend mehr im Zeichen von Tests denn der Jagd nach schnellen Rundenzeiten. Der Eindruck, den die Boliden hinterlassen haben, scheint gut zu sein, jedenfalls klangen Fernando Alonso und Felipe Massa keineswegs unzufrieden, was die Trainingsfahrten anbelangt.

Vor allem für das Rennen am Sonntag erhofft sich Alonso, dass man Red Bull werde unter Druck setzen können. Für das Qualifying am Samstag ist man zurückhaltend pessimistisch – wie auch McLaren. Zu den Dingen, die Felipe Massa nervten, gehören die neuen Reifen, denn die fand er unglücklich.

Mercedes: Optimismus macht sich breit

Berechtigt oder nicht – nach den ersten Trainingseindrücken am Freitag ist man im Hause Mercedes durchaus optimistisch für das Qualifying und das Rennen am Sonntag. Immerhin sind beide Fahrer in den Top Acht gelandet und erhoffen für sich eine Platzierung in der dritten Reihe für Sonntag.

Auch hier wurden vor allem die neuen Updates auf Herz und Nieren getestet, mit durchaus positivem Resultat. Was die Empfindungen wirklich wert sind, wird sich allerdings erst am Samstag zeigen, wenn die Startaufstellung im Qualifying ermittelt wird. Positiv ist, dass Mercedes sämtliche Testreihen Freitag abarbeiten konnte.

Die Zielsetzung für das Wochenende in Barcelona lautet: Top fünf. Das erscheint ambitioniert, auch wenn Rosberg zweimal die Vorgabe erreicht hat; vor allem für Michael Schumacher wird es Zeit, den Sprung nach oben zu schaffen, andernfalls dürfte sein Comeback zu einem Debakel werden.

Sauber: Beflügelt der Red Bull Auspuff?

Der allseits bekannte Werbespruch von Red Bull könnte im Falle des Formel 1-Rennstalls Sauber leicht modifiziert werden: Nicht die Brause, sondern der Auspuff verleiht Flügel. Das jedenfalls hofft man im Hause Sauber, bei denen der spezifische Diffusor erstmals zum Einsatz kommt.

Es ist nicht das einzige Teil, das am Auto erneuert worden ist, doch ein wichtiges. Im Freien Training am Freitag haben sich Kobayashi und Perez ordentlich geschlagen, als Neunter und Elfter. Für das Rennen erhofft man sich, wenigstens in die Punkteränge fahren zu können, was immerhin schon gelungen ist.

Renault: Hoffnung auf den Sprung nach vorn

Wie die anderen Rennställe auch düst Renault mit neuen Teilen an den Autos gegen die Konkurrenz um die Wette. Das hat für Renault am Freitag nicht ganz schlecht geklappt, wenngleich KERS bei Vitaly Petrov ein wenig zickte und ihn behinderte. Das Ergebnis kann sich trotz des Handicaps durchaus sehen lassen.

Nick Heidfeld hat bei den Trainingsbemühungen am Freitag schon Fortschritte erkennen können, für das dritte Training und das Qualifying hofft man auf mehr. Wie weit letztlich die Neuerungen tragen, muss abgewartet werden, denn die anderen haben schließlich auch nachgelegt.


Erste Schritte
Anzeige