Formel 1: Vettels siegreiches Spitzenduell
22.05.2011
Den reinen Zahlen nach ist die Formel 1 in der Saison 2011 recht langweilig: Ganz vorn steht Sebastian Vettel, dann mit gehörigem Rückstand von 41 Punkten Lewis Hamilton (77 Zähler) gefolgt von Mark Webber (67) und Jenson Button (61), ehe Fernando Alonso als Fünfter mit 51 Punkten nicht einmal die Hälfte von Vettel zusammenbekommen hat.
Also gähnende Langeweile? Keine Spur. Die Formel 1 ist hochspannend, nicht unbedingt vom Ergebnis her, aber vom Zustandekommen. Denn Vettels Sieg Nummer vier in der laufenden Saison ist ein Stück Schwersarbeit gewesen. 25 Runden haben ‚Vettel und Hamilton eine Dauerschlacht um die Führung geliefert.
Von erdrückender Überlegenheit der Red Bull kann also nur eingeschränkt die Rede sein, denn letztlich hat sich mit Vettel ein herausragender Fahrer gegen einen anderen herausragenden Fahrer erfolgreich durchgesetzt – mit denkbar knappen Vorsprung. Für die Rennsport-Fans gibt es wenig zu jammern, denn es rappelt nicht nur vorn.
Die Rennen haben dramatisch an spannenden Manövern zugenommen; manchmal ist es fast ein bisschen viel, wenn nicht einmal ein IQ von 150 aufwärts reicht, um im Chaos die aktuellen Zwischenstände herauszufiltern. Doch an Action gibt es genügend zu bestaunen, in Barcelona schon beim Start.
Fernando Alonso etwa konnte mit einem gigantischen Start die Führung übernehmen (freilich nicht nachhaltig), Button wurde nach hinten durchgereicht (dito), Michael Schumacher konnte sich deutlich verbessern (und den Platz halten) und Nick Heidfeld vom letzten Startplatz noch in die Punkteränge fahren. Action gibt es genug.
Red Bull: Führend, aber nicht unbesiegbar
Wie knapp der vierte Sieg im fünften Rennen der Formel 1-Saison 2011 gewesen ist, lässt sich an der Erleichterung des Siegers ermessen: Groß sei die gewesen, meint Sebastian Vettel nach dem GP von Spanien. Mit seinem ärgsten Konkurrenten Lewis Hamilton hat sich der Führende einen packenden Zweikampf geliefert.
Damit war nicht unbedingt zu rechnen, schließlich stand Mark Webber ganz vorn in der Startaufstellung. Der Australier aber kam nur als Vierter ins Ziel und hatte mit dem Kampf vorn nicht viel zu tun. Vettel hingegen alle Hände voll, denn auch die Technik ist doch nicht ganz so weit, wie erhofft.
Wieder hat KERS mehr nach Gusto funktioniert und dem Piloten das Leben nicht eben erleichtert. Dennoch konnte sich Vettel am Ende durchsetzen. Mark Webber hingegen ist von Fernando Alonso lange an weiterem Vorankommen gehindert worden. Der Spanier ist in seinem Heimrennen lange vor Red Bull unterwegs gewesen.
Auch ohne Doppelsieg hat Red Bull ein ganz hübsches Punktepolster aufgehäuft. 185 WM-Punkte sind auf dem Konto bereits verbucht, McLaren liegt mit 138 Zählern schon recht deutlich zurück. Allerdings ist die Saison noch lang, es stehen noch 14 Rennen aus, in denen WM-Punkte verteilt werden.
McLaren: Dicht dran, doch noch nicht dicht genug
In Spanien hat der britische Rennstall seine Position als erster Verfolger des bislang überlegenen Red Bull Teams unterstrichen. Mit dem zweiten und dritten Platz von Lewis Hamilton und Jenson Button hat sich das auch in den Ergebnissen niedergeschlagen, mehr aber noch im Rennverlauf.
Es war ein langer und harter Zweikampf zwischen Hamilton und dem späteren Sieger Vettel, dem der britische Ex-Titelträger dichter auf den Fersen war, als ihm lieb sein konnte. Hamilton ist es letztlich nicht gelungen, Vettel zu überholen, dazu hat sich der Weltmeister zu stark gewehrt.
Enttäuscht ist man im Hause McLaren nicht, denn obgleich Red Bull im Qualifying immer noch eine Klasse für sich zu sein scheint, gibt es im Rennen offenkundig Optionen, die heftige Attacken erlauben. Und: Auch Jenson Button ist vor Mark Webber geblieben, hat seine eigenen Ambitionen und die des Rennstalls so eindrücklicht unterstrichen.
Ferrari: Alonsos kurze Start-Show
Der Spanier Fernando Alonso hat beim Heim-Grand Prix zumindest für eine richtig gute Figur gemacht: Ein Blitzstart schob Alonso an die Spitze des Feldes, eine Position, die der Spanier eine Zeit lang vor Vettel und Hamilton verteidigen konnte; am Ende aber blieb nur die Enttäuschung.
Alonso kam als Überrundeter ins Ziel, während Felipe Massa mit Getriebeschaden die Segel streichen musste. Die Ferraris sind in der laufenden Saison nicht schnell genug, lautet die ernüchternde Analyse, weder für Red Bull noch für den Platz als erster Verfolger reicht die Performance der Roten Göttin.
Alonsos unbestrittene Fahrkünste können die technische Unterlegenheit des Autos nicht ausgleichen, um überhaupt eine Chance zu haben, muss Ferrari ein doppelter oder dreifacher Sprung gelingen. Da Red Bull noch Luft nach oben hat – etwa beim KERS – ist das nicht wirklich hoffnungsvoll.
Im Gegenteil: Nach eigener Einschätzung hat Ferrari keinen Boden gutmachen können, sondern verloren. Sowohl Red Bull als auch McLaren haben sich weiter entfernt, meint Alonso. Als nächstes geht es nach Monaco, einem Stadtkurs, der vielleicht mit eigenen Gesetzen anderen Teams als Red Bull eine Chance bietet.
Mercedes: Schumacher toppt Rosberg
Der arg gebeutelte Rennstall von Mercedes hat in Barcelona immerhin 14 Punkte mitnehmen können, also einen seiner besseren Tage in der laufenden Saison erlebt. Sechs Punkte liegt das Team noch hinter Renault, 35 hinter Ferrari – McLaren und Red Bull sind weit, weit enteilt. Und das erklärt auch die schlechter Laune nach dem Rennen.
Denn beide Fahrer haben ihren Unmut nach dem Ausritt in Barcelona kundgetan. Schumacher hat zwar Rang sechs, Rosberg Rang sieben erreicht und damit Punkte eingefahren – aber unter dem Strich steht eine Überrundung. Die Schicksalsgemeinschaft mit Alonso tröstet hier nur wenig bis gar nicht.
Schumacher haderte nach dem Rennen mit diversen Fahrerschwernissen, Rosberg ebenso: Beide Autos haben ihre Runden mit Macken gedreht, man müsste demnach davon sprechen, dass die Fahrer ihre Punkte trotz der Boliden erreicht haben. Regelmäßige Punkte sind nicht schlecht, doch für mehr müssten die Autos endlich richtig auf Touren kommen.
Renault: Heidfeld mit Husarenritt in die Punkte
Renault hat in Spanien beim fünften Saisonrennen nicht den besten Tag erwischt. Immerhin gehört das Team zu den vier Rennställen, die bislang immer haben punkten können. Diesmal sorgte Nick Heidfeld, der Ersatzmann für Robert Kubica, mit einem denkwürdigen Rennen für den Erhalt der Serie, während Vitaly Petrov leer ausging.
Gestartet vom Ende des Feldes, als Achter über die Ziellinie gefahren und mit einem Schwung, der ihn noch weiter nach vorn hätte tragen können. Heidfeld hat ein großartiges Rennen gefahren. Vor allem der Kampf gegen die Mercedes-Autos hat es vielen angetan, Heidfeld hat unterstrichen, dass mit ihm zu rechnen ist.
Sauber: Doppel-Punkte in Barcelona
Der Rennstall Sauber ist der beste hinter den fünf Großen – zumindest nach dem Zwischenstand im Schatten von Barcelona. Elf Punkte stehen in den Büchern, damit mehr als Toro Rosso, Force India oder Williams einheimsen konnten. Vor allem die beiden letzteren haben einen schönen Fehlstart hingelegt.
Sauber hingegen schlägt sich achtbar, in Spanien sind beide Fahrer mit Punkten ins Ziel gekommen. Sergio Perez als Neunter, was die ersten WM-Zähler überhaupt bedeutete, Kamui Kobayashi als Zehnter. Vom ersten Rennen abgesehen hat Sauber bislang ununterbrochen punkten können – ein krasser Gegensatz zu 2010.
Force India: Punktelose Zeit
Der Auftakt der Formel 1-Saison 2011 ließ sich gut an: Sowohl in Australien als auch in Malaysia hat Force India Punkte holen können, doch das war es dann auch bis jetzt. Drei Nullnummern in Folge stehen jetzt in den Büchern, zwar hat es Force India nicht so schwer erwischt wie Williams, aber schwer genug.
Im Rennen zum GP von Spanien hat Force India zwar eine sichtliche Verbesserung gegenüber dem enttäuschenden Qualifying erreicht, doch mehr als der zwöfte und dreizehnte Rang im Klassement war nicht zu holen. Damit sind Adrian Sutil und Paul die Resta wieder ohne Punkteausbeute geblieben.