Motorsport

Formel 1: Bringt Valencia die Wende?

24.06.2011
Den Freitag soll man in der Formel 1 nicht überbewerten. Zwei freie Trainingsfahrten finden traditionell dort statt – außer in Monaco. Und die sind faktisch irrelevant, wie es sich in der Vergangenheit gezeigt hat. Die stärksten Teams, namentlich Red Bull, lassen eigentlich immer erst am Samstag die Hosen runter.

So wird es auch diesmal sein. Die Formel 1 gastiert im spanischen Valencia und damit im Heimatland des Ferrari-Heroen Fernando Alonso. Der ist am Freitag am schnellsten unterwegs gewesen. Zur Freude seiner zahlreichen Anhänger, deren Dichte in Valencia am höchsten sein dürfte.

Vielleicht ist das auch Grund und Anlass gewesen, Alonso etwas fixer als die anderen um den Kursus zu jagen. Denn für das Zuschauerinteresse ist das Spektakel inklusive Alonso wesentlich attraktiver als ohne den Spanier. Da die Teams via Benzinmenge einigen Spielraum haben, ist so etwas denkbar.

Jedenfalls geht Alonso bislang nicht als Favorit in das sonntägliche Rennen, ja nicht einmal als Primus in das Qualifying am Samstag. Diese Meriten bleiben zunächst einmal den Red Bull Fahrern vorbehalten, die in der laufenden Saison reihenweise Qualifying und Rennen für sich entschieden haben.

Lex Sebastian Vettel?

Die Wahrheit über die Stärkenverhältnisse wird sich also erst am Samstag im Qualifying enthüllen. Das letzte Mal übrigens, ehe tiefgreifend ins Regelwerk eingegriffen werden wird. Fast, denn schon in Valencia wird es veboten sein, die Motorenabstimmung zwischen Qualifying und Rennen zu modifizieren.

Das macht Red Bull besonders gut. Wie auch etwas anderes, das ebenfalls auf den Index kommt. Die Technik des angeblasenen Diffusors, den das Energiegetränk-Team zur Perfektion gebracht hat, wird zum Auslaufmodell, denn die mächtige Formel 1-Leitung hat den Daumen gesenkt.

Eigentlich, so sehen es die meisten Beobachter im Formel 1-Bereich, richtet sich der Beschluss direkt gegen das Red Bull-Team und gegen dessen Dominanz. Profitieren wird dem Eindruck von Experten zufolge das Ferrari-Team, das in dieser Saison weit hinterherfährt und mit dem WM-Titel nichts zu tun haben wird.

Zumindest galt das bislang, denn sollte sich die Einschätzung der Experten bestätigen, könnten sich die Kräfteverhältnisse drastisch wandeln. Und der mehr als üppige Vorsprung von Sebastian Vettel schrumpfen, während Leute wie Fernando Alonso aufholen. Das bietet genügend Stoff für Verschwörungstheorien.

Interessant nur, wie Sebastian Vettel damit umgeht. Distanziert und leicht belustigt zeigt sich der Weltmeister und WM-Führende in der laufenden Formel 1-Saison, es handele sich um einen Schritt zurück für alle Teams, nicht nur für Red Bull. Zum Beispiel für die Teams, die sich die Red Bull-Methode zum Vorbild nahmen.

Die Vermutung, es handele sich um Schützenhilfe für Ferrari, liegt deshalb nahe, weil das italienische Traitionsteam hinterherfährt und zwar weit hinterher. Weder Red Bull noch McLaren-Mercedes kann Ferrari in der laufenden Saison das Wasser reichen. Und da wäre noch die Genugtuung bei Ferrari: Es beginne eine neue Formel 1-Saison.

Red Bull: Noch einmal aus dem Vollen schöpfen

Für Red Bull wird sich einiges ändern, wenn die neuen Regeln greifen. Mit dem Rennen im spanischen Valencia wird der Rennstall noch einmal aus dem Vollen schöpfen können, danach ändern sich die Dinge. Es sei denn, die kreativen Köpfe im Rennstall können wieder etwas aus dem Hut zaubern.

Für das Rennen am Sonntag in Valencia hat sich trotz der zunächst zurückhaltenden Platzierung am Freitag nicht viel geändert. Vormittags ist Sebastian Vettel nur als 16. aus dem Training gegangen, was manchen erstaunt sein ließ. Nachmittags war Red Bull allerdings wieder mit beiden Autos vorn dabei.

Das Qualifying wird dennoch mit größerer Spannung als zuletzt erwartet, denn die ersten technischen Regeländerungen treten ja schon in Kraft. Die Frage wird sein, wie Red Bull damit umgeht. Vettel hat nach dem Freitagstraining geäußert, man haben noch etwas in petto. Samstag wird sich zeigen, ob dieser Trumpf auch sticht.

Ferrari: Alonso fliegt im freien Training

Was wird die Spitzenposition im Freien Training in Valencia wert sein? Zieht man die jüngere Vergangenheit zu Rate, lautet die Antwort: nicht viel. Denn Red Bull hat immer am Samstag mit einer heftigen Überlegenheit gekontert, wenn der Freitag denn nicht so gut gelaufen ist.

Fernando Alonso stapelt entsprechend tief. Es sei ein normaler Freitag gewesen, mit einem „Wunder“ für Qualifying und Rennen rechnet der Spanier nicht. Die kurzfristigen Regeländerungen seien unerheblich, allerdings räumt Alonso ein, dass sich mit Silverstone etwas wandeln könnte.

Also wird das Rennen am Sonntag wie auch das Qualifying unter normalen Umständen eine Überlegenheit von Red Bull und McLaren zeigen. Allerdings muss die Rechnung mit dem Wirt gemacht werden und der könnte zum Beispiel in Form von Regenwolken Rennen und Qualifying zu einem Glückspiel wandeln.

McLaren-Mercedes: Rückenwind in Valencia

Der britische Rennstall McLaren-Mercedes geht mit einigem Optimismus in das Rennen von Valencia. Lewis Hamilton hat im freien Training am Freitag als Zweiter das Rennen beendet, Jenson Button als sechster. Das gilt nicht als Maßstab, dennoch zeigten sich beide Fahrer in einigen Punkten optimistisch.

Man sei mit einer guten Geschwindigkeit unterwegs gewesen, meinte Lewis Hamilton. Mit ein paar Änderungen sollte am Samstag einiges möglich sein. Die Daten, die das Team aus den beiden Probeläufen hat sammeln können, sollten kleine Verbesserungen ermöglichen, mit denen der Samstag erfolgreich bestritten werden soll.

Ausgerechnet Jenson Button hat die positive Stimmung etwas relativiert, denn der Reifen-Experte kam mit den Reifen offenkundig nicht zurecht. An der Balance müsse noch gefeilt werden, um am Samstag damit besser zurecht zu kommen. Vor allem die härteren Reifen bereiten Sorgen.

Mercedes: Jenseits der Illusion

Mit dem Auftritt von Michael Schumacher in Kanada ergaben sich plötzlich eine Reihe von Spekulationen darüber, dass jetzt erst das richtige Comeback gestartet werden würde. Vorsichtigere Zeitgenossen haben das zurückhaltend gewertet. Schließlich wird auch Mercedes von den Regeländerungen getroffen.

Außerdem war Kanada spezifisch und schlussendlich nicht so erfolgreich, wie es den Anschein hatte. Mercedes hat kein Auto, mit dem sich siegen lässt. Daran ändert sich einstweilen nichts, es sei denn, besondere Umstände begünstigen einen Angriff auf die Spitze. Schumacher und auch Nico Rosberg müssen kleine Brötchen backen.

So hat auch Schumacher gleich in Aussicht gestellt, dass ein Podestplatz außerhalb der eigenen Reichweite liegt. Davon sei man weit entfernt, wie auch von einem weiter vorn liegenden Platz in der Startaufstellung. Startreihe vier sei derzeit das realistischste Ziel für Mercedes.

Daneben aber gibt es noch eine andere Ebene, die für den Rennstall wichtig ist. Der Teamchef Ross Brawn sieht sich gegenüber der Mercedes-Führung im Wort, sich langsam, aber stetig zu verbessern. 2010 war es bekanntlich Platz vier, der erreicht wurde, 2011 müsste es schon Platz drei sein. Davon ist man derzeit aber weit entfernt.













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