Motorsport

Formel 1: Ferrari setzt Red Bull unter Druck

22.07.2011
Auch wenn die Statistik eine andere Sprache spricht: Die Formel 1-Saison 2011 ist vor dem Großen Preis von Deutschland am Nürburgring alles andere als frei von Spannung. Trotz der Dominanz von Sebastian Vettel, der bereits auf sechs Siege bei neun Rennen kommt und schlechtestenfalls Zweiter wurde, gibt es genügend Aufreger.

Einmal natürlich hat Vettel noch nichts erreicht – außer einem sehr dicken Punkte-Polster. Aber auch das ist nicht unsterblich und kann schmelzen – ganz ohne Klimawandel. 80 Punkte vor Mark Webber, dem zweiten Red Bull Fahrer, und 92 Zähler vor Fernando Alonso im Ferrari beträgt der Vorsprung bislang.

Doch gibt es genügend Quellen für potenzielle Unruhe. Das letzte Rennen etwa, in Silverstone, hat das nur zu deutlich gemacht: teaminterne Spannungen, Änderungen im Reglement, widriges Wetter – auch einem herausragenden Fahrer in einem herausragenden Auto kann das Leben schwer gemacht werden.

In einem Punkt gibt es für Red Bull halbe Entwarnung: Die Reglement-Änderungen, die in zwei Schritten vollzogen wurden, haben wieder einen Halbschritt zurück gemacht. Irren sich nicht alle Experten, dann ist das für Vettel und Webber sehr positiv, denn diese hatten am ehesten unter den neuen Regeln zu leiden.

Nicht aus der Welt hingegen ist der interne Konflikt zwischen Webber und der Teamleitung bei Red Bull: Der Australier, sportlich in diesem Jahr haushoch unterlegen, hatte sich mit einer Stallorder nicht abfinden können und eine ähnlich gefährliche Situation heraufbeschworden, die 2010 in der Türkei das Team massig Punkte kostete.

Eine weitere Unsicherheit besteht noch. Fernando Alonso hat in Silverstone bekanntlich den Sieg errungen. Das führt der Ferrari-Pilot nicht auf die Reglement-Änderungen, sondern auf die Weiterentwicklung des Autos zurück. Stimmte das, würde Alonso in der zweiten Hälfte der Formel 1-Saison 2011 erst richtig zur Attacke blasen können.

Red Bull: Rosenkrieg 2.0?

Bei Red Bull ist noch lange nicht alles ausgestanden. Zwar haben sich die Gemüter etwas beruhigt, doch das könnte auch nur ein brüchiger Waffenstillstand sein. Mark Webber hat erkennbar mit seiner Rolle zu kämpfen, die Nummer zwei im Team zu sein, obwohl das sportlich schwerlich anders einzuschätzen ist.

Die Äußerungen Webbers zum Thema lassen klar erkennen, dass sich der Australier zurückgesetzt fühlt und darauf bedacht ist, den damit verbundenen Frust abzubauen. Die Zusicherung, meist frei gegeneinander fahren zu dürfen, hat Webber unterstrichen; sein Verhalten in Silverstone sieht er weiterhin als einwandrei an.

Während Vettel über den ersten Heimsieg beim Heimrennen nachdenkt, geht es für Webber auch um die Frage einer Vertragsverlängerung. Die wird gerade verhandelt, während von außen plötzlich Gerüchte über ein Comeback von Ex-Champion Kimi Räikkönen zu hören sind: Der Finne soll bei Red Bull unterkommen, geht durch die Medien.

Ferrari auf Angriffskurs

Der Rennstall von Ferrari fühlt Rückenwind. Nach den freien Trainings am Freitag herrschte Optimismus, weil der Ferrari trotz der wieder zurückgenommenen Reglement-Modifikation durch Updates verbessert worden ist. Silverstone, der Sieg von Fernando Alonso, soll keine Eintagsfliege bleiben.

Für das Rennen um den Großen Preis von Deutschland sieht man sich bei Ferrari gut gerüstet. Alonso kurvte fröhlich am Freitag zur Bestzeit respektive zum zweiten Platz und der Teamkollege Felipe Massa fuhr auch vorn mit. Zwar sind Freitagstrainings nicht von besonderer Aussagekraft, Ferrari legt es aber darauf an.

Alonso gab sich selbstsicher: Das Auto sei in die richtige Richtung weiterentwickelt worden, Silversone also kein Auspuff-Wunder gewesen, sondern etwas, auf dem man aufbauen kann. Für das nächste Wochenende will man sich zum Angriff auf Vettel und Webber rüsten, die am Freitag allerdings auch recht weit vorn in der Ergebnisliste zu finden waren.

McLaren-Mercedes: Seuche bleibt

Der Traditionsrennstall McLaren-Mercedes kommt nicht zur Ruhe, geschweige denn zu Siegen. Zwar hat man zweimal zugeschlagen, liegt aber abgeschlagen hinter Sebastian Vettel und auch hinter Red Bull in der Konstrukteurswertung. Ein wichtiger Faktor für die üble Stimmung ist aber Lewis Hamilton, der mit dem Team überkreuz zu liegen scheint.

Die Ursache für das ganze Theater wird im nicht konkurrenzfähigen Auto gesehen. Beide Fahrer sollen sich bei der Konkurren, namentlich Red Bull, umgeschaut haben. Offiziell mag man nicht aufgeben, doch Branchenkenner haben den Rennstall für 2011 abgeschrieben. Blickt man auf das Freitagstraining, glaubt man die Weiße Flagge zu sehen.

Beim Training hat sich herausgestellt, dass der neue Auspuff nicht funktioniert. Damit war Jenson Button gezwungen, sein Auto frühzeitig abzustellen. Hamilton zeigte sich dennoch optimistisch, denn man habe das geplante Programm durchführen können. Mit der Zurücknahme der Regeländerungen ergäben sich Chancen.

Mercedes: Positive Signale für das Heimrennen

Der Rennstall von Mercedes war mit dem Auftritt am Freitag durchaus zufrieden. Rang fünf und sechs hinter Red Bull und Ferrari war nicht sonderlich schlecht, aber wohl auch das Höchste der Gefühle: Mehr sei derzeit nicht zu erwarten für das Qualifying, ließ Sportchef Norbert Haug verlauten.

Von den Fahrern war Positives zu hören. Michael Schumacher war schneller als Nico Rosberg. Der Altmeister sieht das Team auf dem richtigen Weg bei der Weiterentwicklung des Autos. Für Schumacher ist der Nürburgring ohnehin etwas Besonderes, hier gibt es eine Kurve, die seinen Namen trägt.

Das Training hat vor allem dazu gedient, das neue Auspuffsystem zu testen, auf das man einige Hoffnungen setzt. Bei den regnerischen Verhältnissen in Silverstone war es nur ein Ausprobieren mit Vorbehalt, jetzt konnte das System erstmals im Trockenen getestet werden mit durchaus positiven Reaktionen hinterher.

Force India: Aufwind, Trendwende?

Die bisherige Formel 1-Saison 2011 ist für den Rennstall von Force India sicherlich enttäuschend verlaufen. Das zeigt allein der Blick auf die Zahlen: Vor einem Jahr hatte man nach neun Rennen immerhin schon 43 Punkte gesammelt, jetzt sind es schmale zwölf. Force India erleidet auf dem Weg an die Spitze einen ordentlichen Rückschlag.

Beim Freitagstraining zum Großen Preis von Deutschland konnte man sich auf Rang zehn und zwölf platzieren, was noch wichtiger war, am Auto Verbesserungen herbeiführen. Die zunächst untersteuernden Autos sind wieder auf die Spur gebracht worden. Doch ging es beim Training vor allem darum, die Neuerungen am Auto zu testen.

Der neue Unterboden des Force India Flitzers soll recht positiv sein, hieß es nach der Trainingseinheit. Auch die Vorbereitungen für das Rennen sollen erfolgreich durchlaufen worden sein, man hält das Erreichte für eine gute Ausgangsposition für eine Trendwende. Ob diese schon eingeleitet werden kann, bleibt einstweilen aber noch offen.









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