Formel 1: Button – der falsche Sieger
01.08.2011
Ausgerechnet Jenson Button hat das Formel 1-Rennen zum Großen Preis von Ungarn gewonnen. Nicht, dass der britische Ex-Weltmeister den Sieg nicht verdient hätte, im Gegenteil: Button hat ein fehlerfreies Rennen gefahren und in seinem 200. Grand Prix gezeigt, dass er ein herausragender Fahrer ist.
Doch ist mit Button ausgerechnet jener Fahrer vor Sebastian Vettel, dem BVB-gleich Einteiltem in der Einzelwertung, gelandet, dessen Sieg den Vorsprung des Führenden noch ausgeweitet hat: Vor Mark Webber, dem zweiten Red Bull-Fahrer, liegt Vettel mit 85 Zählern, vor Hamilton und Alonso mit 88 bzw. 89 Punkten, bei Button sind es 100!
Der Fahrer in der Spitzengruppe, der am wenigsten Chancen auf den Titel hat, ist in Ungarn Sieger geworden, Webber, Hamilton und Alonso haben weiter an Boden verloren. Für die Aussichten Vettels, seinen Titel zu verteidigen, ist das Rennen ausgezeichnet verlaufen, auch wenn der Champion nach dem Grand Prix über die verlorene Dominanz grantelte.
Doch was heißt das schon? Drei Rennen hat Vettel nicht gewonnen, zwei als Zweiter, eines als Vierter beendet, 48 Punkte gesammelt. Webber kommt in der gleichen Zeit auf 40, Hamilton auf 49, Button auf 25 (!) und Alonso auf 58. Zehn Punkte in drei Rennen auf Alonso verloren, wenn das eine Vettel-Krise ist, kann die Konkurrenz einpacken.
Nur allzu deutlich wird, dass Vettel derzeit nicht mehr so stark ist, wie es zwischenzeitlich schien (was mit Blick auf Webber eben nicht nur am Auto gelegen haben kann) und die Konkurrenz immer noch nicht richtig aufholt, sondern sich gegenseitig die Punkte stiehlt. Acht Rennen vor dem Ende der Formel 1-Saison 2011 ist Vettel auf Titelkurs.
Red Bull auf Weltmeister-Kurs
Es ist ein Sieg anderer Art, den Sebastian Vettel in Budapest beim jüngsten Formel 1-Rennen eingefahren hat. Nicht der erste in der Saison, aber erneut eine Bestätigung seiner absoluten Favoriten-Rolle. Denn die Konkurrenz hat zwar offenkundig bei der Leistungsfähigkeit des Autos aufgeholt, tritt dennoch auf der Stelle.
Vettel ist damit nicht zufrieden, was gut ist, denn Selbstzufriedenheit wäre der Anfang vom Ende. Gleichzeitig bleibt der Titelträger locker genug, um an schwierigen Renntagen wie jenem im Budapest eifrig Punkte zu sammeln. Insofern stimmt es nicht, dass Vettel mit Platz zwei eine Niederlage eingefahren hat, im Gegenteil: Es war ein Sieg.
Da Mark Webber auch ein sehr gutes Rennen gefahren ist und ordentlich Punkte eingeholt hat, ist für Red Bull die Welt weitgehend in Ordnung, In beiden Wettbewerben hat das Team seinen Spitzenplatz untermauert und die Konkurrenz auf Distanz gehalten. Auf dieser Basis kann Red Bull am Auto werkeln, um die WM in den verbleibenden Rennen zu gewinnen.
McLaren: Der falsche Sieger
Eigentlich hätte Lewis Hamilton das Formel 1-Rennen in Ungarn gewinnen müssen. Denn der britische Ex-Weltmeister ist mit seinem Auto der Konkurrenz enteilt, wie man es in der laufenden Saison allenfalls von Sebastian Vettel kannte. Da auch Jenson Button gut unterwegs war, roch es nach einem McLaren-Doppelsieg.
Unter dem Strich stand später allerdings nur ein Sieg. Denn Hamilton hat sich einen signifikanten Fehler geleistet, dessen Bereinigung ihm auch noch eine Durchfahrtstrafe eingebracht hat. Der Fehler kostete Hamilton den Sieg, Glück für McLaren, dass Jenson Button sich am Ende gegenüber Vettel durchsetzen konnte.
Bleibt die Frage, ob Hamilton damit auch schon gezeigt hat, dass es ihm an der nötigen Zurückhaltung im richtigen Augenblick fehlt. Das Auto war schnell genug, um zu siegen, trotzdem hat er in der Abrechnung wieder Boden verloren auf den vorn liegenden Sebastian Vettel. Dagegen konnte Button überraschend glänzen.
Ferrari: Rot im Regen
Es ist nicht das erste Rennen in der laufenden Formel 1-Saison, das für Ferrari ärgerlich endet. Fernando Alonso hatte nach seinem Sieg in Silverstone Morgenluft gewittert und zur Attacke auf Sebastian Vettel geblasen. Tatsächlich konnte der Spanier auch am ehesten Punkte aufholen, zehn in drei Rennen sind bei knapp 90 aber arg wenig.
Hochgerechnet bräuchte Alonso also noch 30 Rennen, um Vettel einzuholen – das wäre in der Frühphase der Formel 1-Saison 2013. Dabei hatte Fernando Alonso in Budapest noch viel Glück, denn ohne die tätige Mithilfe von Hamilton und Webber wäre er am Podium vorbeigerauscht und hätte sein Punktekonto nicht so stattlich füllen können.
Bei Felipe Massa war es auch ein Fehler, der ihn zurückwarf, wenngleich schon der Start übel misslang und er unter dem Strich sogar noch als Sechster Punkte sammeln konnte. Massa rangiert auf Platz sechs mit 70 WM-Punkten und damit halb so viel wie Alonso. Für Ferraris Ambitionen dürfte das mittelfristig nicht ausreichend sein.
Mercedes: Dunkle Wolken statt Silberstreif
Nur kurz machte der Rennstall von Mercedes beim GP von Ungarn seinem Namen alle Ehre und sorgte für einen Silberstreif am sei eineinhalb Jahren verdüsterten Himmel. Nico Rosberg und Michael Schumacher konnten am Start für Furore sorgen und sich auf Platz vier und fünf vorkämpfen und die Ferraris hinter sich lassen.
Das war es allerdings schon an Glanzpunkten im Rennen, denn für Michael Schumacher beendete ein Getriebeschaden das Rennen schon in Runde 26, während Rosberg als Neunter ins Ziel hinkte. Für die Ambitionen des Rennstalls sind zwei Punkte ein Offenbarungseid. Immerhin war das Auto nicht ganz furchtbar, ein ordentliches Tempo wurde attestiert.
Für die verbleibenden Rennen schöpft man im Hause Mercedes dennoch Hoffnung. Zwar werden wohl Ferrari, McLaren und Red Bull im laufenden Jahr nicht erreicht werden, ganz auf 2012 ist der Fokus aber noch nicht gerichtet, denn neue Teile sollen den beiden Boliden noch einmal ordentlich Beine machen.