Motorsport

Formel 1: Vettel erneuert Titel-Ambition

27.08.2011
Die Zahl derjenigen Fahrer, die rechnerisch noch Formel 1-Weltmeister werden können, hat sich auf acht reduziert. Einer davon heißt Nick Heidfeld und der muss schon aus dieser knappen Liste entfernt werden, weil der deutsche Formel 1-Pilot sein Cockpit im Rennstall von Renault verloren hat.

Einstweilen jedenfalls, denn Heidfeld ist vor Gericht gezogen und hat gegen den Austausch gegen Bruno Senna geklagt. Zunächst einmal hat aber Senna die Nase vorn, denn er wird wohl sowohl in Belgien als auch in Italien im Cockpit sitzen, während Heidfeld auf die Hauptverhandlung vor Gericht hofft, die am 11. September ist.

Damit ist Heidfeld wohl auch rechnerisch nicht mehr als Titelkandidat zu rechnen, interessanterweise anders als 2010: Hier hatten nach elf Rennen noch alle theoretische Titelchancen. Erst nach dem 14. Rennen waren es noch acht, ein Beleg dafür, wie weit der Führende Sebastian Vettel dem Rest des Feldes schon enteilt ist.

Vor dem elften Rennen zur Formel 1-Weltmeisterschaft 2011 ist Sebastian Vettel mit 234 Punkten versehen, sechs Siege, drei zweite und ein dritter Platz hat er errungen. Es gilt schon als „Krise“ von Vettel, weil dieser dreimal hintereinander nicht gewonnen hat, sondern nur auf dem Podium gelandet ist (und Punkte sammelte).

Sollte noch jemand von den Konkurrenten, Mark Webber, Lewis Hamilton, Fernando Alonso oder Jenson Button eine Chance auf den Titel wahren, müssten diese recht bald durchstarten. Das wird aber schwer bleiben, denn schon beim morgen anstehenden Rennen in Spa zum Großen Preis von Belgien liegt Vettel wieder ganz vorn.

In einem dramatischen Qualifying hatte sich Vettel denkbar knapp und spät gegen Lewis Hamilton durchgesetzt, der seinerseits schneller als Mark Webber und Felipe Massa unterwegs gewesen ist. Die Anwesenheit Massas in den Top-Vier veranschaulicht ein Problem der Verfolger: Sie nehmen sich gegenseitig die Punkte weg.

Red Bull: Aufgalopp zum Gipfel

Die Ausgangsposition für den Red Bull Rennstall ist nach der Sommerpause in der Formel 1-Saison 2011 denkbar gut. Sebastian Vettel führt mit 85 Punkten Vorsprung vor seinem Teamkollegen Mark Webber, den drei Punkte von Lewis Hamilton trennen. Auch in der Teamwertung ist Red Bull mit 103 Punkten dem Rennstall von McLaren enteilt.

Es sieht gut aus mit dem Unternehmen Titelverteidigung, auch wenn man sich bei Red Bull bedeckt hält. Doch schon der Auftritt in Belgien zeigt, dass Optimismus durchaus nicht unberechtigt wäre, denn Sebastian Vettel hat im Qualifying gezeigt, warum er derzeit ganz vorn liegt: Mit einer rasenden Runde hat er sich die Pole zurückerobert.

Damit sind die Aussichten nicht schlecht, die Vorjahrespleite im Rennen, als es zu einer Kollision mit Jenson Button gekommen war, auszugleichen. Doch mit Lewis Hamilton hat Vettel einen harten Gegner, denn der schaffte seine schnellste Runde mit einem kleinen Handicap, denn er musste erst an einer Dreiergruppe vorbeikommen, was Zeit kostete.

McLaren: Hamilton knapp Zweiter

Mit einigem Vorbehalt kann man sagen, dass Lewis Hamilton den zweiten Rang in der Qualifikation zum Formel 1-Rennen in Belgien geschafft hat. Denn noch ist nicht ganz klar, ob nicht doch ein Vorfall zur Bestrafung führt, denn nach dem regulären Ende des Q3 kam es noch zu einem Zwischenfall mit Maldonado.

Damit rechnet man im McLaren-Rennstall nicht, allerdings meinen einige Renn-Experten, dass Hamilton dem heransausenden Maldonado hätte Platz machen müssen. Hamilton selbst sieht sich dagegen nicht in der Pflicht, er hat den anderen heranfliegenden Fahrer gesehen, aber sich selbst nicht mehr gerührt.

Teamkollege Jenson Button hat für das Rennen eins nach seinem letzten Sieg wenig gute Karten: Denn in Q2 musste Button das Zuschauen antreten und miterleben, wie er peu á peu auf Rang dreizehn zurückgeworfen wurde. Ein Missverständniss hat dem chancenreichen Auftritt einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Ferrari: Massa vor Alonso

Diesmal ist die übliche Reihenfolge im Hause Ferrari, die sich auch deutlich in der Fahrerwertung niedergeschlagen hat, durchbrochen worden. Felipe Massa hat vor Fernando Alonso das Qualifying beendet. Massa, der mit 70 WM-Punkten deutlich hinter Alonso mit 145 Zählern liegt, ist ausnahmsweise einmal vorn.

Dabei hätte es Alonso noch übler erwischen können, denn es sah zwischenzeitlich danach aus, dass der Spanier schon in Q2 das Feld würde verlassen müssen. So konnte er sich immerhin auf Rang acht vorkämpfen und Vitaly Petrov und Sergio Perzez hinter sich lassen. Das ist keine sonderlich gute Voraussetzung für den geplanten Angriff auf Vettel.

Mercedes: Schumacher fliegt

Der Ex-Weltmeister und Rekordhalter in der Formel 1, Michael Schumacher, kommt bei seinem Comeback nicht voran. Auch im zweiten Jahr hinkt der Champion den anderen doch deutlich hinterher, die Sommerpause hat daran nichts geändert, denn das Qualifying war für Schumacher rasch beendet.

Ein Hinterrad löste sich noch vor der ersten ernsthaften Rundenzeit und damit gebührt Michael Schumacher der letzte Startplatz beim Großen Preis von Belgien am Sonntag. Besser hat es dagegen wieder einmal Nico Rosberg getroffen, der im letzten Durchgang noch den fünften Rang erreichen konnte.

Rosberg zeigte sich zurecht zufrieden mit der Leistung, denn immerhin blieben Button und Alonso hinter ihm. Doch das täuscht natürlich nicht darüber hinweg, dass auch Rosberg mit der Weltmeisterschaft nichts mehr wird zu tun haben: Mit 48 Punkten liegt er aussichtslos hinter den führenden Teams in der Wertung zurück.

Toro Rosso: Alguersuari bei den Großen

Unter die Großen im Feld hat sich im Qualifying Jaime Alguersuari geschoben. Der wurde hinter Nico Rosber Sechster in der Qualifikation und hat damit einen sehr guten Startplatz. Alguersuari hatte im dritten Freien Training zahlreiche Runden gedreht und sich damit unter die wirklich Großen gemischt.

Überhaupt hat der Ex-Rennstall von Toro Rosso einiges zu feiern in Belgien, denn mit Rang elf hat der zweiten Toro Rosso-Pilot, Sebastien Buemi, auch ein sehr gutes Ergebnis erzielt. Damit hat der Rennstall sein bestes Qualifying in der laufenden Formel 1-Saison erreichen können.

Force India: Wo bleibt die Kraft?

Noch immer ist die Formel 1-Saison 2011 nicht die des aufstrebenden Rennstalls Force India. Die zwei Rennen vor der Sommerpause gaben mit acht und sechs WM-Punkten zwar Anlass zur Hoffnung, denn 14 Punkte waren mehr, als sämtliche vorangegangenen Rennen für Force India eingebracht haben.

Doch mit Rang sieben und 26 WM-Punkten ist man bei Force India nicht wirklich zufrieden. Und daran dürfte der Ausflug nach Belgien nichts geändert haben. Im Gegenteil: Ein Fahrfehler beendete Adrian Sutils Ambitionen auf Q3 und Paul die Resta schaffte nicht einmal Q2. So geht es von den hinteren Plätzen aus am Sonntag ins Rennen.





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