Motorsport

Formel 1: Vettels Ziellinie vor Zielgerade

23.09.2011
Die Formel 1 kurvt gerade auf die Zielgerade der Saison 2011 ein, da könnte es schon über die Ziellinie gehen: Rechnerisch wäre es möglich, dass Sebastian Vettel im sechsten Rennen vor Ende der Saison schon die WM-Krone erringt. Dann läge die Ziellinie deutlich vor der Zielgeraden, zumindest in dieser Saison.

Der gewaltige Punktevorsprung, den Vettel in seinem Red Bull-Boliden herausgefahren hat, lässt die Frage nach dem Weltmeister nur noch hypothetisch offen erscheinen; im Vordergrund steht längst die Frage nach dem Zeitpunkt. Und die ruft bereits erste seltsame Stimmen auf den Plan.

Vitantonio Liuzzi beispielsweise soll sich gegenüber der Presse dahingehend geäußert haben, dass jeder in einem Red Bull-Boliden Rennen würde gewinnen können. Auf den Fahrer käme es eher nicht an. Sollte das eine reelle Aussage sein, wäre Liuzzi ein Blick auf Mark Webber empfohlen, der auch in einem Red Bull sitzt und 2011 noch sieglos ist.

Überhaupt ist Liuzzis Auslassung durchaus humoristisch: Liuzzi fuhr 2004 vier Rennen für Red Bull und war 2007 Teamkollege von Sebastian Vettel bei Toro Rosso. Vettel hatte seinerzeit in sieben Rennen mehr WM-Punkte eingefahren als sein Teamkollege; und ein Jahr später den Sensationssieg von Monza eingefahren.

Ein Körnchen Wahrheit ist natürlich auch in Liuzzis Aussage, nämlich dass Red Bull ein überlegenes und – im Gegensatz zu 2010 und vorher – ein technisch sehr zuverlässiges Auto gebaut hat. Vettel ist der einzige Fahrer, der sämtliche Rennen beendet hat, nachdem Teamkollege Mark Webber in Italien die Segel vor der Ziellinie streichen musste.

Die Konstanz ist eine der wichtigsten Faktoren überhaupt, um ganz vorn mit dabei zu sein. Webber übrigens ist lange Zeit auch konstant gefahren, konnte aber weder mit Vettel Schritt halten noch sich von den anderen Fahrer absetzen. Mit 167 Punkten liegt er punktgleich mit Jenson Button fünf Zähler hinter Fernando Alonso auf Rang vier.

Red Bull: Siegen statt Rechenspiele

In den Medien werden Szenarien bemüht, die aufzeigen sollen, wie nahe Sebastian Vettel schon am WM-Titel Nummer zwei ist. Den lässt das Rechnen einstweilen kalt, in Singapur will der WM-Führende zunächst einmal mit voller Konzentration um den Sieg kämpfen. Am Freitag ließ sich das Training gut an – mit Bestzeiten.

Das Auto ist wiederum ohne Zicken unterwegs gewesen und hat die Grundlage gelegt, dass Vettel wieder ganz vorn mitmischen kann. Teamkollege Mark Webber konnte nicht sonderlich glänzen und wurde Fünfter, Fernando Alonso Zweiter, Lewis Hamilton Vierter vor dem zweiten Ferrari-Fahrer Felipe Massa.

Hochspannend wird sicherlich das Qualifying am Samstag, für das sich Vettel in Bestform zeigt. Ein Sieg am Sonntag ist wohl Voraussetzung dafür, dass es schon zur Titelverteidigung reichen wird. Vettel scheint dafür gut gerüstet zu sein, für den Samstag erhofft sich das Team darüberhinaus allerdings noch Verbesserungen.

Ferrari: Alonso kann halbwegs mithalten

Auf Rang zwei ist am Freitag der Zweitplazierte in der WM-Wertung, Fernando Alonso, gelandet. Der Abstand ist durchaus respektvoll ausgefallen, was aber üblicherweise mit der nötigen Freitagsvorsicht zu genießen ist. Dennoch bleibt Alonso der wohl wichtigste Faktor am Sonntag, wenn es um die Frage geht, wann Vettel Weltmeister wird.

Im Ferrari-Team dürfte man die laufende Saison längst abgehakt haben. Gesichtswahrendes Rundendrehen, während sich die Augen bereits auf die noch hinter dem Horizont schlummernde Formel 1-Saison 2012 richten. Mit den gleichen Fahrern? Hinter Felipe Massa hat schon recht oft Fragezeichen gestanden, derzeit hat er weniger als die Hälfte der Punkte, die Alonso erringen konnte.

Möglich, dass es sich für Ferrari ergibt, nach einem neuen Fahrer Ausschau zu halten, der einerseits Alonso pushen und gleichzeitig so viel mehr Punkte holen könnte, um in der Teamwertung wieder ein Rolle spielen zu können. Noch ist es im Fahrerlager ruhig, doch könnte es Möglichkeiten geben, Nico Rosberg zum Beispiel.

McLaren: Ärgern als Saisonziel

Im Rennstall von McLaren mit den beiden Weltmeistern im Cockpit haben sich die Saisonziele doch etwas modifiziert. Button und Hamilton können sehr gut mithalten – in der Spitzengruppe hinter Sebastian Vettel. Vom Besten des Rests, Alonso, trennen sie nur weniger Punkte.

Von Sebastian Vettel aber derzeit ein halbes Universum. Allzu groß ist der Rückstand, um einen WM-Titel noch wahrscheinlich sein zu lassen. Damit lautet das Saisonziel mittlerweile Red Bull zu ärgern und eine gute Ausgangslage für 2012 zu schaffen. Siege, Poles und Podien bekommen somit einen etwas veränderten Gehalt.

Ist Vettel der Fahrertitel nicht mehr zu nehmen, sieht es bei der Teamwertung nicht ganz so dramatisch aus. Hier wäre es noch am ehesten möglich, Red Bull zu attackieren, allerdings wird auch hier die Zeit langsam knapp. Dann bliebe tatsächlich nur noch der Blick nach vorn, auf die Formel 1-Saison 2012.

Mercedes: Schumacher Sechster

Am Freitag ist Michael Schumacher als Sechster beim Freien Training durchs Ziel gegangen. Er hat damit deutlich besser abgeschnitten als Teamkollege Nico Rosberg, der nur 15. geworden ist. Da es sich aber um den Freitag handelt, ist das Ergebnis mit einiger Vorsicht zu genießen, für Qualifying und Rennen ist nichts ausgehandelt.

Bei Mercedes stellt sich ohnehin die Frage, wie viel das Team noch in die aktuelle Saison investiert. Immerhin haben beide Fahrer nichts mit der Titelvergabe in der Formel 1-Saison 2011 zu tun; für das kommende Jahr muss Mercedes allerdings endlich um Siege mitfahren können, sonst dürfte das F1-Engagement schwierig werden.







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