Formel 1: Vettels Krönung in Japan
09.10.2011
Mit seinem dritten Platz und zwölf weiteren WM-Punkten in Japan hat Sebastian Vettel seinen Weltmeister-Titel der Formel 1 vorzeitig verteidigt. Vier Rennen stehen noch aus und sind doch im Falle der Fahrer-Weltmeisterschaft bedeutungslos: 2011 ist der Titel Sebastian Vettel nicht mehr zu nehmen.
Zwar ist es dem Red Bull-Piloten nicht geglückt, auch noch das Rennen zum Großen Preis von Japan zu gewinnen, doch Platz drei hinter Sieger Jenson Button und Fernando Alonso hat auch den letzten, minimalen Zweifel an der Titelverteidigung hinweggefegt. Vettel ist damit einer von 15 Fahrern, die mehr als einen Formel 1-Titel errungen haben. Nur neun davon haben aber eine Titelverteidigung geschafft!
Vier Rennen vor Saisonende hat Vettel 324 WM-Punkte und damit 114 Zähler mehr als Jenson Button, der auf Rang zwei liegt. Fernando Alonso kommt als Dritter auf 202 Punkte, Mark Webber als Vierter auf 194 Zähler. Die Fühlung zu dieser Gruppe hält noch Lewis Hamilton mit 178 Punkten.
Die Zahlen sagen eine Menge über die Dominanz von Sebastian Vettel aus. Neun Siege hat der alte und neue Weltmeister errungen, bis auf eine Fahrt endeten alle auf dem Treppchen und bei den Pole-Positionen hat Vettel bislang zwölf in der laufenden Saison und 27 insgesamt erreicht. Damit liegt er auf Rang sieben in der Ewigenliste.
Ein dominantes Jahr geht für Red Bull zuende, noch ist die Titelverteidigung in der Konstrukteurswertung nicht geschafft. Doch hat der Rennstall auch hier einen immensen Vorsprung, der sich über die verbleibenden Rennen retten lassen sollte. Vettel dürfte konstant weiterfahren, vielleicht nicht unbedingt siegen. Webber hat einiges gutzumachen.
Red Bull: Sieg ohne Sieg
Ganz ohne Enttäuschung über den entgangenen Sieg in Japan ist man bei Red Bull nicht gewesen. Zwar wurde die Titelverteidigung durch Sebastian Vettel entsprechend bejubelt, aber immer waren auch Untertöne zu hören, dass man es schade fände, nicht mit einem Sieg zum Titel gefahren zu sein.
Das zeigt deutlich: Nicht nur die Erwartungen in Red Bull steigen, auch die eigenen Ansprüche haben sich radikal in den vergangenen drei Jahren in höchste Höhen aufgeschwungen. Es sollte schon ein Sieg sein, doch immerhin hat man am Ende Vettel eingebremst und eine Attacke auf den Führenden einkassiert.
Das zeugt auch von Reife, auch wenn es bei den Boxenstopps nicht glänzend verlief und der Zeitverlust sich durch ungünstiges Wiedereinreihen in den Rennkursus erhöhte. Allerdings dürfte sich die Enttäuschung in engen Grenzen halten – jedes Rennen beendet, immer gepunktet, nur einmal nicht auf dem Podium.
Mit dem Titel richten sich auch bei Red Bull die Augen auf das kommende Jahr. Die Regeländerungen erfordern ein neues Auto – Adrian Newey ist gefragt. Das könnte sich, angesichts der Kombination aus Schnelligkeit und Zuverlässigkeit 2011, im kommenden Jahr wieder negativ auswirken.
Im vergangenen Jahr war Vettel durch Probleme bei der Zuverlässigkeit immer wieder vom Durchbruch ganz nach vorn abgefangen worden und erst auf den allerletzten Drücker wirklich zum Weltmeister geworden. 2012 wird daher spannend, ob Red Bull wieder so zuverlässig seine Runden drehen kann.
McLaren-Mercedes: Button siegt
Ein bisschen hat Jenson Button dem frisch gebackenen Weltmeister die Show gestohlen, was diesem herzlich egal sein dürfte, denn Button ist zwar ein Titel, aber noch nicht die Titelverteidigung gelungen. Was zählt da schon ein verlorenes Rennen? Eine Menge, denn Button hat gezeigt, dass Vettel mit Wettbewerb rechnen muss.
Hausintern muss sich allerdings der zweite Fahrer noch ein bisschen mausern, denn Lewis Hamilton hat in Japan nicht unbedingt nachgewiesen, dass er noch ein wirklich starker Spitzenfahrer ist. Fünfter mit einigem Abstand auf den zweiten Platz – nicht das, was man sich von Hamilton versprochen hat.
Dem ist es in Japan gelungen, den Ferrari-Fahrer Felipe Massa erneut auf die Palme zu bringen. Nach Reifenproblemen gab es eine Kollision, die Massa erzürnte. Button hingegen hat nach einem schwierigen Rücksetzer am Start sein Rennen doch mit einer großartigen Leistung gewinnen können.
Ferrari: Alonso mit Spaß, Massa mit Zorn
Nicht nur Jenson Button ist es vergönnt gewesen, den Weltmeister Sebastian Vettel die Krönungsfeierlichkeiten etwas zu verschatten. Rang zwei für Alonso, der fröhlich hinterher vermerken konnte, das Rennen habe Spaß bereitet. Der Spanier entpuppte sich in den letzten Rennrunden als der wohl stärkste Teilnehmer.
Er konnte den Rückstand auf den führenden Jenson Button deutlich verringern konnte, ehe dieser sich wieder wehren konnte. Button hatte dem Vernehmen nach den Spritsparmodus aktiv. Ganz anders Felipe Massa: Der war nach dem Rennen wieder aufgebracht – wegen Lewis Hamilton.
Wir erinnern uns: Der hat Massa quasi auf den letzten Rennmetern der Formel 1-Saison 2009 abgefangen und selbst den Titel eingestrichen. Seitdem fährt Hamilton allerdings der Form hinterher und scheint eine Art Privat-Fehde mit Massa auszufechten. Jedenfalls war Massa wieder einmal sehr aufgebracht.
Mercedes: Morgensilber für die Pfeile?
Das Rennen in Japan dürfte als eines der Besseren in der Formel 1-Ära 2.0 von Michael Schumacher gelten. Denn mit Rang sechs und zehn konnten beide Fahrer punkten, was zumindest bei Nico Rosberg doch etwas überrascht hat. Denn der ist vom vorletzten Startplatz nach vorn gekommen.
Dort hat Michael Schumacher den sechsten Platz errungen und zwei gutmachen können. Mehr sei nicht zu machen gewesen, ließ der Altmeister nach dem Rennen verlauten. Gut gelaunt konnte Schumacher dem neuen Weltmeister Sebastian Vettel gratulieren. Rosberg tat es ihm gleich – auch halbwegs zufrieden über seine Leistung.
Kann das Rennen in Japan als Anfang zur Wende gesehen werden? Bislang ist Mercedes GP weit hinter dem zurückgeblieben, was sich vom Silberpfeil-Team versprochen worden ist. Spätestens im kommenden Jahr muss es Zählbares geben, sonst könnte auch Mercedes sein direktes Engagement in der Formel 1 überdenken.
Force India: Ausgebremst
Mit einigen Hoffnungen verlief das Rennen in Japan für die beiden Force-India-Fahrer. Doch am Ende gingen beide leer aus. Der Grund: Pech. Denn der Einsatz des Safety-Cars, der wie Schicksal über die Fahrer kommt, hat die Strategie des Rennens durcheinandergebracht. Damit hat Force India eine sehr gute Chance verpasst.
Eine doch recht ansehnliche Serie an Rennen mit WM-Punkten ist damit zuende gegangen. Die Attacke auf Renault, das immerhin zwei Zähler mitnehmen konnte, ist so ausgeblieben, zwischenzeitlich sah es ja nach einer regelrechten Aufholhatz aus. Die ist jetzt erst einmal unterbrochen worden.