Motorsport

Formel 1: Vettel rundert hinterher

14.10.2011
Mit Blick auf die ersten Trainingszeiten zum Großen Preis von Südkorea mag mancher sich bestätigt fühlen: Titel führen nicht zu Leistungssteigerungen. Man kennt das aus anderen Sportarten, wie dem Fußball: Als Borussia Dortmund im Frühjahr 2011 nach eingetüteter Meisterschaft bei Bremen antrat, schienen Kater gegen Krise zu spielen.

Der Vergleich hinkt jedoch mehrfach. Einmal hat Sebastian Vettel das Kunststück fertiggebracht, seiner ersten Weltmeisterschaft gleich eine zweite folgen zu lassen, was keineswegs alltäglich ist. Ganz anders als der BVB, um das Beispiel einmal fortzuführen, ist Vettel im zweiten Jahr mit einer atemberaubenden Dominanz aufgetreten.

Wichtiger noch ist, dass es sich um ein Freitagstraining handelt, das ohnehin nur spärliche Rückschlüsse auf die Stärke der Teams zulässt. Das gilt natürlich im Besonderen, wenn es so schüttet, wie in Südkorea bei den Trainingsfahrten; und schließlich ist Vettel nur als Dritter gemessen worden – abgehängt haben ihn Lewis Hamilton und Jenson Button nicht.

Doch haben die beiden McLaren-Fahrer sehr deutlich werden lassen, dass sie gewillt sich, schon im Saisonfinale 2011 den nötigen Schwung für das kommende Jahr zu holen. Es ist ein klares Zeichen Richtung Vettel, den man keinesfalls erlauben wird, nach dem Titel auch noch dauernd zu siegen.

Und: Es ist ja noch ein Titel zu vergeben. Die Fahrer-WM hat Sebastian Vettel für sich entschieden, nicht jedoch in der Teamwertung. Hier liegt Red Bull aber auch mit 518 gegen 388 WM-Punkten vor McLaren, das aber immerhin noch rechnerische Chancen hat, den 130 Punkte messenden Vorsprung aufzuholen.

Red Bull: Sorgen des Titelträgers

Im Falle von Sebastian Vettel darf man getrost davon ausgehen, dass er nichts unversucht lassen wird, um sich in den verbleibenden vier Rennen vier weitere Rennsiege und Pole Positionen einzuverleiben. Schon nach der nicht-siegreichen Triumphfahrt in Japan hatte er – trotz WM-Titel 2.0 – ausgiebig Fehleranalyse betrieben.

In Südkorea geht es also weiter, auch wenn es am Freitag von McLaren zeitlich ordentlich aufs Siegerhaupt gab. Stolze 1,8 Sekunden ist der Weltmeister dem Führenden hinterhergefahren. Allerdings ist es damit noch Dritter geworden, Fernando Alonso im Ferrari und Mark Webber etwa sind auch hinterhergefahren.

Viel wichtiger ist, dass das Training nicht sonderlich große Erkenntnisse für Qualifying und Rennen bringen konnten, weil die Rennstrecke zu keinem Zeitpunkt für die Slicks geeignet war. Südkorea bringt am Samstag und Sonntag wohl eine Wundertüte. Trotzdem nimmt man McLaren sicherlich nicht auf die leichte Schulter.

McLaren ambitioniert in Fernost

Jenson Button, der Sieger von Japan, war guter Dinge. Und das trotz seiner Pause im ersten Freien Training, als sein Team das Auto noch einmal umzubauen hatte. Das hat Button nicht daran gehindert, dicht hinter seinem Teamkollegen Lewis Hamilton das Training zu beenden und die Konkurrenz erstaunlich auf Abstand halten.

Für den Samstag und den Sonntag ist man dennoch vorsichtig und ambitioniert zugleich. Die Pole-Position soll es nach Möglichkeit am Samstag schon sein, lassen beide Fahrer verlauten. Man will Red Bull herausfordern, zunächst im Qualifying und dann im Rennen. Für McLaren wäre es ein Triumph, dem Weltmeister gleich das nächste Rennen zu rauben.

Zusätzliche Motivation verleiht sicherlich die Tatsache, dass McLaren auf sein 700. Rennen in der Formel 1 zusteuert. Das würde man sicherlich gern dominieren wollen, am besten mit Pole und Sieg im Rennen. Am Freitag haben die beiden Fahrer des Teams, Hamilton und Button, den ersten Schritt dazu getan.

Ferrari steht im Regen

Durchaus fordernd hat sich Fernando Alonso nach dem Freitagstraining zu dem geäußert, was er für das Rennen erhofft. Und zwar geht es ihm um den Sieg. Die verbleibenden Rennen will der Spanier, der auch bereits zweimal Weltmeister in der Formel 1 war, als Sieger von der Strecke gehen.

Wie bei McLaren geht es darum, bereits Zeichen für die kommende Saison zu setzen, wenn die Autos umfangreich erneuert werden müssen. Wie bei den anderen Teams hat sich der Erkenntniswert des Freitags bei Ferrari in engen Grenzen gehalten. Wegen des angekündigt schönen Wetters in sehr engen sogar.

Für das 150. Formel 1-Rennen von Felipe Massa muss der Rennstall in die Trickkiste greifen und versuchen, am Samstag im dritten Freien Training noch herauszuholen was herauszuholen gilt. Wie beim großen Jubiläum des McLaren-Rennstalls dürfte die Motivation gerade bei Felipe Massa hoch sein.

Mercedes: Michael Schumacher ganz oben

Im ersten Freien Training zum Großen Preis von Südkorea hat sich Altmeister Michael Schumacher zurückgemeldet und den Spitzenplatz markiert – direkt und knapp vor dem frisch gebackenen Doppelweltmeister der Formel 1, Sebastian Vettel. Doch schon im zweiten Training ist Schumacher nur noch auf Rang 14 gelandet.

Dagegen hat sich Nico Rosberg mehr durch einen Crash ins Rampenlicht gefahren, der für ihn und den anderen Beteiligten, Jaime Alguersuari von Toro Rosso, glimpflich abgelaufen ist. Für Rosberg war das Training abrupt beendet, er landete immerhin noch auf Rang acht. Während Schumacher mit seinem Auftritt zufrieden war, wartet Rosberg auf Samstag.

Denn dann und im Rennen werden die Verhältnisse verändert sein und ihm nach eigener Einschätzung neue Chancen geben. Für Mercedes steht damit ein interessantes Rennwochenende bevor, wie bei allen anderen Teams kann es zu einer Wundertüte werden, wenn sich die Verhältnisse bis Sonntag weiterhin ständig ändern.

Renault: Daumendrücken für trockenes Wetter

Bei Renault werden bereits die Weichen für das Formel 1-Jahr 2012 gestellt. Denn nicht allzu spät will sich der Rennstall in Sachen Robert Kubica entscheiden, der Medienberichten zufolge in naher Zukunft über die Renntauglichkeit befinden sill. Teamchef Eric Boullier steht unter Zeitdruck, denn fällt Kubica als Siegfahrer weg, muss eine anderer her.

Noch ist das große Fahrerkarussell nicht in Gang gekommen, immerhin hat das Team aber schon einen Fahrerwechsel inmitten der Saison mit eher unschönen Begleiterscheinungen hinter sich gebracht. Nick Heidfeld wurde ausgebotet, statt seiner fährt an der Seite von Vitaly Petrov nun Bruno Senna – mit zwei Punkten aus vier Rennen.

Renault hat aber erkennbar höhere Ziele und so ist es durchaus möglich, dass man auf Kubica verzichtet und versucht einen anderen Fahrer zu verpflichten, der in der Lage ist, Sieg herauszufahren. Kubica hat das immerhin schon unter Beweis gestellt, einen Ersatz zu finden, wird nicht ganz einfach werden.



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