Formel 1: Button siegreich, Vettel kämpferisch
18.03.2012
Im ersten Formel 1-Rennen der Formel 1-Saison 2012 hat sich der Zweite des Vorjahres gegen den Ersten durchgesetzt. Jenson Button schlägt Sebastian Vettel, Lewis Hamilton Mark Webber und McLaren also Red Bull. Wie es aussieht, wird sich die gigantische Dominanz des amtierenden Doppelweltmeisters nicht wiederholen können.
Für die Spannung ist das gut. Das Abschneiden von Fernando Alonso als Fünfter trägt seinen Teil dazu bei: Denn Ferrari ist mit einem blauen Auge davongekommen. Das heißt Felipe Massa, der mit Null Punkten in die Saison gestartet ist und dafür gesorgt hat, dass zwischen McLaren / Red Bull und den Roten schon wieder eine beträchtliche Lücke klafft.
Für Mercedes hingegen steht unter dem Strich des Saisonauftaktes ein Debakel: Null Punkte, Schumacher ausgeschieden, Rosberg außerhalb der Punkteränge. Statt dessen hat sich Sauber gut geschlagen, zweimal die Punkteränge erreicht und zwei Zähler mehr eingestrichen als Ferrari. Lotus-Rückkehrer Kimi Räikkönen konnte auch Punkte sammeln.
Schon beim Qualifying hat sich gezeigt, dass es eine komplett neue Saison geben könnte, denn Red Bull hat sich weit entfernt von dem gezeigt, was Formel 1 im Jahr 2011 auszeichnete: unschlagbares Qualifying. McLaren hatte die Nase diesmal eindeutig vorn, immerhin konnten Vettel und Webber im Rennen Terrain gutmachen.
Umgekehrt steht HRT vor immensen Problemen. Durch das Überschreiten der 107 Prozent-Marke im Qualifying wurde das Team vom Rennen ausgeschlossen. Damit fehlt HRT in den Ergebnisliste und wird sicherlich nicht sonderlich froh sein, dass Caterham die Rote Laterne trägt. Denn die waren immerhin dabei.
McLaren: Sieg nach starkem Qualifying
Schon im Qualifying hat McLaren gezeigt, dass man in den Wintertests eben nicht alles gezeigt hat. Mit starker Leistung konnte sich Lewis Hamilton die erste Pole der jungen Saison sichern, gefolgt von Jenson Button. In der Renn-Endabrechnung aber stand Button vor Hamilton, der nur Dritter wurde.
Von Red Bull war im Qualifying keine Rede, zumindest, was die Pole-Position anbelangt, doch im Rennen hat sich gezeigt, dass Vettel und Webber ebenfalls stark aus der Winterpause gekommen sind. McLaren scheint zum Start der stärkere Teil des Führungsquartetts zu sein, doch das muss sich erst einmal bestätigen.
Sollte es immer noch Zeitgenossen geben, die Jenson Button nicht für einen würdigen Weltmeister halten, dürften denen langsam die Argumente ausgehen. Denn Button hatte den stärker eingeschätzten Hamilton beim Start ausgeschaltet, seinen Teamkollegen und auch Vettel hinter sich gehalten und den Sieg errungen. Nummer 13, übrigens.
Hamilton, in der vergangenen Formel 1-Saison noch eher unglücklich aufgefallen, denn durch starke Leistungen, haderte etwas mit seinem Schicksal als Zweiter. Von der Pole startend ist es nie angenehm, den Spitzenplatz zu verlieren; er hat gleich zwei Plätze eingebüßt und damit auch noch einen McLaren-Doppelsieg verpasst.
Red Bull: Teil-Comeback im Rennen
Das Qualifying war für den vorjährig noch atemlos überlegenen Rennstall von Red Bull ein Debakel. Platz fünf und sechs für Webber und Vettel – langsamer als Lotus und Michael Schumacher im Mercedes! Vor der Warte aus betrachtet, hätte es schlimmer kommen können als Rang zwei und vier im Rennen.
Immerhin noch ordentlich Punkte gesammelt und einen McLaren-Doppelsieg (mit kräftiger Unterstützung des Safety-Cars) verhindert, die Schadensbegrenzung ist geglückt. Allerdings ist man bei weitem nicht so schnell wie 2011 und gleich zu Saisonbeginn streikte auch noch KERS. Technische Zicken bei verlorener Performance – eine spannende Saison folgt.
Immerhin hat sich das Kräfteverhältnis nicht gar zu stark Richtung McLaren verschoben. Denn das Rennen bestätigt den Eindruck, dass Red Bull und McLaren ungefähr auf einem Level sind und die Wettbewerber das Nachsehen haben. Das dürften Vettel und Webber durchaus positiv aus Australien mitnehmen.
Mercedes: Tiefschlag zum Saisonauftakt
Wenn man kein Glück hat, kommt auch noch Pech hinzu: Mercedes ist mit einem sehr guten Auftritt in den Freien Trainings, dem Qualifying und dem Rennbeginn aufgefallen, doch unter dem Strich stand eine mehr als deprimierende Nullnummer. Zuerst musste Michael Schumacher seinen Boliden mit technischem Defekt abstellen.
Das ist für den ehemaligen Weltmeister besonders ärgerlich gewesen, denn er hatte sich nach gutem Qualifying auf den aussichtsreichen vierten Startplatz setzen können. Mit dem Schaden war das Rennen fix beendet und alle Aussichten dahin. Auch bei Rosberg lief es schlecht: Am Start hatte er noch Plätze gutmachen können.
Ausgerechnet in der letzten Runde musste sich der junge Deutsche geschlagen geben. Er lag scheinbar sicher auf Punktekurs, konnte das Rennen jedoch wegen einer Berührung mit Sergio Perez nicht beenden. Unter dem Strich bleibt kein schlechter Eindruck, Pech und das Problem mit abbauenden Reifen, das noch geklärt werden muss.
Ferrari: Alonso gesichtswahrend
Der fünfte Rang von Fernando Alonso im Ferrari ist durchaus schmeichelhaft. Der Spanier hatte im Qualifying nur den zwölften Rang belegt, sein Kollege Felipe Massa gar nur Rang sechzehn. Während der Brasilianer das Ziel nicht erreichen konnte, gelang Alonso eine durchaus beeindruckende Aufholjagd.
Doch bleibt unter dem Strich die Erkenntnis, dass es für Ferrari eine schwere Saison werden könnte. Ein sonderlich schnelles Auto hat Ferrari in Australien nicht am Start gehabt, im Gegenteil: Der Bolide war deutlich langsamer als McLaren, für den geplanten Angriff auf die Spitze muss der Rennstall noch ordentlich nachlegen.
Lotus: Rückkehrer Räikkönen punktet
Im Qualifying hat Romain Grosjean für das Lotus-Tem noch eine herausragende Leistung vollbracht, im Rennen jedoch punktete nur Kimi Räikkönen: Der finnische Ex-Weltmeister konnte sich von Startplatz 17 auf Rang sieben nach vorn kämpfen. Nicht schlecht für einen, der relativ lange ausgesetzt hat.
Ohne das absurd schlechte Qualifying hätte Räikkönen durchaus noch weiter vorn mitmischen können, so bleibt immerhin kein verpatzter Einstand für den Renault-Nachfolgerennstall. Bleiben gemischte Gefühle nach dem Rennen: Einerseits die verpassten Punkte von Grosjean, andererseits eine gelunge Rückkehr Räikkönens, Punkte und ein schnelles Auto.
Williams: Verpatzter Start nach Seuchenjahr
Das Formel 1-Jahr 2011 ist für Williams bekanntlich nicht sonderlich gut, sondern signifikant schlecht verlaufen. Rang acht und 14 im Qualifying, dazu ein recht gutes Rennen, das unter dem Strich allerdings eine herbe Enttäuschung brachte: Bruno Senna schied aus, Pastor Maldonado crashte seinen Boliden ohne Not.
Dummerweise war Maldonado auch noch auf Punktekurs, was den unbedrängten Crash noch besonders ärgerlich werden ließ. Dennoch scheint Williams in die neue Saison mit einem brauchbaren Auto zu starten, das die Aussicht auf positive Ergebnisse erhält. Ob das auch für die Fahrer gilt, bleibt abzuwarten.
Force India: Hülkenberg im Pech
Bei Force India fährt in dieser Saison wieder ein Deutscher im Stammcockpit, nämlich Nico Hülkenberg. Der liegt nun einen Punkt hinter seinem Teamkollegen Paul di Resta und viele Punkte vor ihm beim Pech. Denn ein Start-Chaos hat letztlich dafür gesorgt, dass Hülkenberg frühzeitig zum Zuschauen verdonnert war.
Von Rang neun war er durchaus gut positioniert, Punkte einzufahren, allerdings blieb das dem deutlich schlechter qualifizierten Paul di Resta vorbehalten. Der allerdings war hart und spektakulär erkämpft, mit einem Wimpernschlag Vorsprung konnte di Resta Vergne im Toro Rosso schlagen.
Ferner liefen…
Doppelt punkten konnte der Rennstall von Sauber, der mit Kobayashi und Perez gleich zwei Fahrer unter den besten zehn hatte. Zwölf Punkte zum Auftakt – ein kleiner Aufmerker des Rennstalls. Das gilt auch für Marussia, das in Timo Glock Rang 14 erringen konnte, beide Fahrer über die Ziellinie brachte und somit den besten Formel 1-Erfolg der noch jungen Geschichte erringen konnte.