Motorsport

Formel 1: Kraftprobe zwischen Red Bull und McLaren

23.03.2012
Im zweiten Freien Training für den Großen Preis von Malaysia hat Lewis Hamilton den amtierenden Weltmeister Sebastian Vettel fast eine halbe Sekunde hinter sich lassen können. Auch wenn die Freitagszeiten wenig aussagen, zumindest der Wille ist erkennbar bei McLaren, Flagge zu zeigen.

Ganz weit oben in den Ergebnislisten zeigte sich auch Mercedes: Michael Schumacher konnte im ersten Durchgang gar Rang zwei belegen, er und sein Kollege Nico Rosberg fuhren auch im zweiten Umlauf ganz vorn mit. Entscheidend ist das natürlich nicht, sondern eher, wie die Autos unter Rennbedingungen funktionieren.

Und hier scheinen McLaren und Red Bull wie im ersten Rennen dem Rest des Feldes mehr als eine Nasenspitze voran zu sein. Scheinen, denn auch Ferrari hat möglicherweise sein Tief durchlaufen. Fernando Alonso und Felipe Massa wollen den wenig erfolgreichen Saisonstart vergessen machen und blasen zum Angriff auf die Spitze.

Was die Zuverlässigkeit anbelangt, gab es keine bedeutenden Warnsignale. Alle Spitzenteams konnten ihren Auftritt ohne große Zicken und Schwierigkeiten durchführen. Und ganz hinten ist diesmal auch HRT innerhalb der 107-Prozent-Grenze geblieben. Wiederholt sich das im Qualifying, kann das Rennteam am Rennen erstemals in dieser Saison teilnehmen.

McLaren: Vorteil Button?

Vor dem zweiten Formel 1-Rennen der Saison 2012 führt Jenson Button mit 25 Zählern das Feld an. Dem Briten werden für das Rennen sehr gute Chancen ausgerechnet, weil der mit Reifen besonders pfleglich umzugehen weiß. Das ist insofern wichtig, weil zu den Trainingseindrücken gehört, dass die Pneus unter erheblichem Druck stehen.

Button selbst rechnet mit einem harten Rennen explizit mit Blick auf die Reifen, die unter mit hoher Luftfeuchtigkeit und hohen Temperaturen zu kämpfen haben werden. Und das unter verschärften Wettbewerbsbedingungen – denn neben Red Bull hat der Brite noch weitere Teams wie Lotus auf dem Schirm.

Lewis Hamilton hat seinen Teil dazu beigetragen, dass McLaren für Sonntag einiges zugetraut wird. In beiden Trainings ganz vorn zu fahren – das setzt ein Zeichen. Hamilton zeigte sich nach den beiden Durchgängen zufrieden, für das Rennen sieht er noch Verbesserungsbedarf – und auch die Reifen als wesentlich kritischen Faktor.

Nach dem Freitagstraining hat Hamilton wie Button auf den schonenen Umgang mit den Reifen als wesentlichen Erfolgsfaktor gesetzt. Auffallend vor allem das neue Selbstbewusstsein nach der frustrierenden Formel 1-Saison 2011: Hamilton bekräftigt die Selbsteinschätzung eines starken Teams mit einem sehr schnellen Auto.

Red Bull: Noch Luft nach oben

Mit dem zweiten Rang im zweiten Freitags-Training hat auch Weltmeister Sebastian Vettel eine Visitenkarte abgegeben. Vettel erklärte allerdings nach den Trainingsläufen, dass er gern weiter vorn gelandet wäre – denn insgesamt ist er mit deutlichem Rückstand auf Hamilton unterwegs gewesen.

Technisch hat es beim Weltmeister und seinem Teamkollegen Mark Webber keine Probleme gegeben. Allerdings ist man im Hause Red Bull nicht wirklich zufrieden. Mit einigem Bangen wird auf das Qualifying geblickt – eine Disziplin, in der Red Bull im Vorjahr noch unerreicht glänzen konnte.

Aus den Hinweisen, die in den Medien stark im Fokus stehen, lässt sich schließen, dass Red Bull das Potenzial des neuen Autos noch nicht ausgeschöpft hat. Für die anderen Teams würde diese Lesart eine Art Atempause bedeuten, bis das geschehen ist – dann nämlich müssten die anderen nachlegen, um einem weiteren Höhenflug einen Riegel vorzuschieben.

Mercedes: Frage nach der Renn-Stärke

Michael Schumacher und Nico Rosberg haben einen durchaus starken Eindruck am Freitag während der beiden Freien Trainings hinterlassen. Seit dem ersten Rennen vor einer Woche scheint das Team bei der Arbeit am neuen Boliden durchaus vorangekommen zu sein, zumindest wirkt Mercedes konkurrenzfähig.

Das jedoch gilt vor allem für das Qualifying, während hinter der Renndistanz noch dicke Fragezeichen stehen. Entsprechend vorsichtig fällt die gesamte Einschätzung aus: Rang fünf oder sechs sei das Maximum, mein Schumacher. Denn so positiv der Eindruck am Freitag auch war, er ist wegen der vielen unterschiedlichen Trainings-Ziele sehr relativ.

Mercedes hat sich vor allem auf die Abnutzung der Reifen im Rennen konzentriert. Die Geschwindigkeit sollte im Qualifying ausgenutzt werden können, für das Rennen hat Mercedes den Freitags-Fokus auf die Möglichkeiten gelegt, auszuloten, was die Pirelli-Pneus bieten.

Ferrari: Dicke Fragezeichen hinter Felipe Massa

In Medien wird ziemlich ausführlich über einen möglichen Fahrerwechsel bei Ferrari spekuliert. Im Zentrum der Diskussionen steht nicht Fernando Alonso, sondern Felipe Massa. Einige Piloten ohne Vertrag kursieren als mögliche Ersatzleute für den Platz neben Massa. Der Brasilianer steht im Verdacht, nicht mehr an seine Glanzzeit vor seinem Unfall anknüpfen zu können.

Nach dem mehr als enttäuschenden Auftakt in Australien hat das Team für Massa einen neuen Boliden zusammengesetzt, um auszuschließen, dass das Auto für die miese Leistung verantwortlich war. Im Umkehrschluss heißt das natürlich auch, dass Massa unter einem Verdacht und folglich signifikanter Beobachtung steht.

Am Freitag hat Massa zwei Gesichter gezeigt, ein gutes und ein schlechtes. Alonso war immerhin etwas konstanter unterwegs, er konnte den Eindruck hinterlassen, für das Rennen zumindest konkurrenzfähig zu sein. Alles zusammengenommen ergibt: Ferrari ist noch nicht aus der Krise des Vorjahres heraus.

Lotus: Top-Ten?

Zumindest im zweiten Freitags-Training ist der Rennstall Lotus in den Ergebnislisten recht weit oben aufgetaucht. Romain Gorsjean auf dem fünften und Kimi Räikkönen auf dem siebten Rang. Und das bei kleinen Zwangspausen infolge technischer Zimperlein der Boliden. Der Tag verlief gut und die Aussichten sind es auch.

Denn Lotus ist mit den langen Strecken im Training sehr gut zurecht gekommen. Während Grosjean schon fast euphorische Äußerungen tätigte, blieb Räikkönen nach dem Traning zurückhaltend. Angesichts des technischen K.O. für das KERS des Finnen kein Wunder – immerhin soll es am Samstag wieder funktionieren.

Auch hier könnte es noch einen Schub geben, wenn es dem Team gelingt, die nächsten Prozente aus den Autos herauszukitzeln. Wie an den Äußerungen abzulesen ist, gelang das bislang unvollständig, nach oben ist noch einiges an Luft, obwohl man mit viel Benzin schon recht schnell unterwegs gewesen ist.

Ferner liefen…

Caterham! Das malayische Team konnte sich auf Rang 19 und 21 positionieren – nicht unbedingt eine sensationelle Platzierung. Die Vorbereitung auf das Heimrennen konnten die beiden Piloten, Vitaly Petrov und Heikki Kovalainen, also solide beenden. Auch hier ist zu hören gewesen, dass die Reifen den Schlüssel bilden werden.

Weiter vorn konnte sich das Team von Force India positionieren. Nico Hülkenberg kam auf Rang zwölf, während Paul die Resta einen Platz weiter hinten landete. Ein wichtiger Punkt bildeten die Reifen am Boliden, der nach Hülkenbergs Aussage offenkundig einen ganz anderen Eindruck hinterlassen hat als noch in Australien.









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