Formel 1: Alonso siegt, Vettel nur Elfter, Schumacher…
26.03.2012
Ist es erlaubt, nach dem zweiten Rennen der Formel 1-Saison 2012 zu sagen, es wird spannender als 2011? Durchaus, obwohl das Rennen zum Großen Preis von Malaysia von Regen zu einem Glücksspiel geworden ist. Jenson Button und Sebastian Vettel, das Führungsduo aus dem ersten Rennen, blieb beispielsweise punktelos.
Doch gibt es noch andere Indikatoren, die dafür sprechen, dass eine wesentlich interessantere Formel 1-Saison folgen wird. Zum Beispiel das Qualifying, in dem Red Bull anders als noch im Vorjahr nur sehr mäßig abgeschnitten hat. Und: Seriensieger sind derzeit passé. Auch wenn es noch ein bisschen früh ist – Formel 1 ist 2012 Formel Spannend.
Wer auf den Zwischenstand in der Fahrerwertung nach zwei von 20 Rennen schaut, wird durch ein buntes Bild überrascht: Fernando Alonso, Überraschungssieger in Malaysia, vor dem McLaren-Duo Lewis Hamilton und Jenson Button, wiederum vor Mark Webber (!), der ewigen Nummer zwei im Red-Bull-Rennstall und Sergio Perez von Sauber.
Sauber? Sauber! Der Rennstall, der 2011 noch 44 Punkte in der gesamten Saison geholt hat, kommt jetzt schon auf stolze 30 Zähler! Und den vierten Platz hinter McLaren, Red Bull und Ferrari! Das Fahrerduo aus Kobayashi und Perez leistete große Arbeit bislang, bedauerlich, dass es in Malaysia nicht zu einem Sensationssieg reichte.
Und ganz bitter ist der Saisonstart für den nomiell vierten Großen unter den Rennställen: Mercedes. Ein einziger banaler Punkt, eingefahren von Michael Schumacher, der mit diesem enttäuschenden Ergebnis die Beinahe-Pole-Position vom Samstag wieder überdeckte. Da Rosberg leer ausging, bleibt der Rennstall in einer bedenklichen Schwäche.
Unter dem Strich hat das Regendebakel von Malaysia ein immens spannendes Rennen gebracht, dass die Dominanz-Monotonie vom vergangenen Jahr vergessen macht. Mit Sergio Perez von Sauber hat ein Fahrer großen Druck gemacht, mit dem man nicht gerechnet hat – wie auch mit dem Sieger Fernando Alonso.
Ferrari: Alonso hui, Massa…
Ein Problem des italiensischen Traditionsrennstalls zeigt sich beim Blick auf die aktuelle Wertung der Formel 1: Fernando Alonso 35 Punkte und auf Platz eins, Felipe Massa null Punkte und auf Rang 19. Das Team von Ferrari hat definitiv keine ausgeglichenen Fahrer – wie etwas McLaren oder auch Red Bull.
So rangiert Ferrari auf dem dritten Rang hinter McLaren und Red Bull in der Teamwertung. Und das, obwohl Fernando Alonso einen Sieg für sich und damit 25 Punkte verbuchen konnte. Die übrigen zehn hat der Spanier im ersten Rennen errungen, der Brasilianer Massa trug bislang also null Punkte bei.
Schon vor diesem Saisonstart hat es diverse Gerüchte gegeben, nach denen Massa vor der Ablösung steht. Der befindet sich in der Defensive, hat weiterer Kritik vorgebaut, indem er sein Ergebnis auf die Strategie zurückführte. Mittlerweile überschlagen sich die Gerüchte, Branchenbeobachter wollen Sergio Perez als Massa-Ersatz sehen.
Doch auch ohne die individuellen Probleme Massas: Der Druck auf Ferrari bleibt. Der Sieg Alonsos ist nach einvernehmlicher Ansicht kein Maßstab, dafür gab es am Wochenende zu viele irrationale Entwicklungen im Rennen. Und das Auto bleibt nach wie vor nicht wirklich konkurrenzfähig. Ferrari bleibt trotz Sieg unter Druck.
Sauber: Fast ganz oben
Der Rennstall Sauber hat schwierige Zeiten hinter sich und erlebt nun, in der noch sehr jungen Formel 1-Saison 2012 eine Art Auferstehung. Nach nur zwei Rennen sind schon 30 WM-Punkte im Säckel, ganze zwölf fehlen noch, um auf das Endergebnis von 2011 zu kommen. Vor allem aber hätte Sergio Perez in Malaysia fast einen Sieg eingefahren.
So bleibt ein knapper zweiter Platz und das erste Podium in der Karriere von Perez. Der wird nun auch noch als Ersatz für den Ferrari-Fahrer Felipe Massa gehandelt und könnte vor einer sehr beschleunigten Karriere stehen. Luft nach oben hat er außerdem, letztlich hat ein Fahrfehler dafür gesorgt, dass Alonso triumphieren durfte.
Wie eng Freude und Frust beeinander liegen, zeigte Kamui Kobayashi, der ohne Punkte aus dem Rennen schied. Ohnehin ist das Rennen am Japaner vorbeigelaufen, die Stallregie war durchaus suboptimal, letztlich kickte ihn ein technischer Defekt aus dem Rennen. Bleibt für Sauber ein toller Saisonstart mit einem guten Auto.
McLaren: Unzufriedenheit nach dem Rennen
Unter dem Strich ist man im Hause McLaren nicht zufrieden gewesen, nachdem das Formel 1-Rennen in Malaysia zuende gegangen war. Dabei hat Lewis Hamilton den dritten Platz und damit ein Podium erreicht, ohne in den Zweikampf vorn zwischen Fernando Alonso und Sergion Perez eingreifen zu könen.
Umgekehrt hat es Jenson Button, den Sieger des Auftaktrennens in Australien, weit nach hinten geworfen. „Es“ steht dabei für eine Kollision mit Narain Karthikeyan, die Button im Feld auf die hinteren Plätze beförderte, am Ende blieb ihm der 14. Rang und ein punkteloser Auftritt in Fernost.
Dabei hatte man Button vor dem Rennen als einen der möglichen Favoriten auf dem Zettel, vor allem wegen seiner sehr ausgeprägten Fähigkeiten, die Reifen schonend zu behandeln. So ist Button seinen Spitzenplatz in der Fahrerwertung erst einmal los, auch Hamilton ist an ihm vorbeigezogen. Beide bilden das Verfolgerduo des Führenden.
Red Bull: Webber punktet, Vettel mit Nullnummer
Wäre Rang zehn wirklich so viel besser gewesen als der elfte Platz? Schwer zu sagen, denn für Sebastian Vettel ging es nach dem Gerangel mit Narain Karthikeyan von HRT nicht mehr um viel. Das und ein Plattfuß beendeten alle Hoffnungen auf eine gute Punkteausbeute. Die blieb letztlich Mark Webber vorbehalten, der Red Bull ein paar Pünktchen rettete.
Der Super-Überflieger des Vorjahres ist nach Rennen zwei in der neuen Saison erst einmal wieder auf dem Boden des Gewöhnlichen aufgeschlagen. Rang sechs ist nicht das, was sich Vettel für den Saisonstart erträumt hat. Vor allem aber hat sich Punkte-Sammler Webber nach dem Rennen auch sehr zurückhaltend geäußert.
Red Bull ist nach den beiden Weltmeister-Titeln erst einmal in die Defensive gedrängt worden. Allerdings muss abgewartet werden, was der Sprung nach Europa bringt, denn gewöhnlich wird erst mit den Rennen in der Alten Welt klar, wer wirklich wo steht. Bis dahin darf noch schön über Vettels Funkloch spekuliert werden.
Mercedes: Verschobene Auferstehung
Am Samstag, beim Qualifying, roch es nach Auferstehung. Michael Schumacher brauste mit seinem Mercedes nur vergleichsweise an der ersten Startreihe vorbei und konnte als Nummer drei ins Rennen starten. Nico Rosberg gelangte immerhin noch in Reihe vier. Nach dem Rennen blieb Schumacher nur Rang zehn, Rosberg gar nur 13.
Ein immens ernüchterndes Rennen. Vor allem, weil es den Mercedes-Boliden an Renngeschwindigkeit mangelte, was durch die seltsamen Umstände etwas verschleiert wurde. Im Hause Mercedes wird nun darüber gerätselt, wie gutes Qualifying und deprimierendes Rennen zusammenpassen.
Nach zwei Rennen hat man fast nichts in der Hand. Ein kümmerliches Pünktchen und nicht die Aussicht auf Besserung. Interessant wird sein, ob Mercedes den guten Auftritt beim Qualifying wiederholt und ob es dem Team gelingen kann, das hohe Tempo auf das Rennen zu übertragen.
Ferner liefen…
Rückkehrer Kimi Räikkönen konnte seinen Lotus als Fünfter durchs Ziel bringen und dem Team weitere wichtige WM-Punkte sammeln, während Kollege Grosjean wieder ohne Punkte blieb. Lotus liegt damit hinter Sauber auf Rang fünf.
Beide Force India Fahrer, Paul di Resta und Nico Hülkenberg, konnten sich in die Punkteränge schieben. Force India hat damit einen brauchbaren Start in die neue Formel 1-Saison geschafft. Das kann man auch von Toro Rosso sagen, das wieder punkten konnte – auch Williams gelang es, erstmals in diesem Jahr WM-Punkte zu sammeln.