Formel 1: Blinde-Kuh in der Wüste
20.04.2012
Der Formel 1-Aufenthalt in der Wüste von Bahrain ist bereits seit Wochen Thema in den Medien, weniger des Sports, denn der politischen Umstände wegen. Auch kurz vor dem üblichen Rennwochend-Prozedere der Formel 1 klingen die Überschriften in den Sportteilen großer Zeitungen eher wenig sportlich.
Die Süddeutsche Zeitung etwa überschreibt ihren Vorbericht am Freitag mit „Allenthalben Alarmbereitschaft“, was keineswegs auf die im Klassement führenden Fahrer von McLaren gemünzt ist, die sich vor den (möglicherweise) weiter aufblühenden Mercedes-Herausforderern oder den Titel-Trägern von Red Bull in Acht nehmen müssten.
Derlei zeigt schon, wie misslich die Situation ist, denn sportlich bietet der Saisonauftakt für die Formel 1-Sasion 2012 eine Menge Spannung. Da passt Bahrain nicht sonderlich in Konzept, denn zusätzliche Spannung aus dem Umfeld könnte man getrost umgehen. Wozu Bahrain, darf gefragt werden.
Dem Staat passt das Formel 1-Rennen hingegen gut ins Konzept. In der SZ heißt es, das Sportfest solle dokumentieren, dass „das Land den Weg zurück zur Normalität“ beschritten habe. Der Zwischenfall im Vorfeld, als ein Molotow-Cocktail Team-Mitglieder von Force India in Aufregung versetzte, passt da nicht recht ins Bild.
Die Reaktionen auf derlei, die in den Medien geschildert werden, erinnert ein bisschen an Blinde-Kuh in der Wüste: Man kümmere sich nicht allzu viel darum, weil man nichts ändern könne, wird Force-India Pilot Nico Hülkenberg zitiert. Mit verbundenen Augen und einem Schlägel bewaffnet auf den Sand schlagen und hoffen, den Topf nicht zu treffen.
Politik und Sport sind nicht so einfach zu trennen, wie das mancher das gern suggeriert. Das gilt auch für die Formel 1, die sich nach außen gern als „neutral“ darstellt, was besser zu einer Absage gepasst hätte. Denn, so lautet ein wesentliches Fazit von politischen Beobachtern, beide Seiten im Konflikt versuchten, die Formel 1 für sich zu vereinnahmen.
Die sportliche Ausgangslage
Um die Wette gefahren wird voraussichtlich auch, daher ein Blick auf die Ausgangssituation. Diese wird genügend Fragen auf, die vielleicht besser in Barcelona als in Bahrain eine Antwort hätten bekommen sollen. Drei Sieger hat es bislang gegeben, so richtig absetzen konnte sich keiner vom Feld.
Im Gegenteil: Lewis Hamilton hatte 2011 nach drei Rennen als Zweiter (!) im Klassement noch zwei Punkte mehr als jener Lewis Hamilton, der nun mit 45 Punkten vor Jenson Button mit 43 Zählern führt. Fernando Alonso ist mit 37 Punkte dicht auf, dem Mark Webber mit 36 Punkten belauert. Etwas weiter dahinter folgt Sebastian Vettel mit 28 Punkten.
Vor allem aber Mercedes dürfte im Rampenlicht stehen. Mit einem Sieg im dritten Rennen konnte Nico Rosberg zur Führungsspitze in der Fahrerwertung aufschließen. Gelingt es dem Rennstall, die gezeigte Stärke zu untermauern, ist mit einer Attacke Rosbergs und vielleicht zeitversetzt auch Schumachers Richtung Spitze zu rechnen.
Hamilton vor Vettel im ersten Freien Training
Im ersten Freien Freitagstraining konnte sich Lewis Hamilton vor Sebastian Vettel positionieren. Auf dem dritten Rang folgte Paul di Resta für Force India. Nico Rosberg in seinem Mercedes schob sich vor Jenson Button, der wiederum den zweiten Force India-Fahrer Nico Hülkenberg hinter sich lassen konnte.
Michael Schumacher (Mercedes), Mark Webber (Red Bull), Kimi Räikkönen (Lotus) und Romain Grosjean (Lotus) konnten sich noch unter die Top-Ten mischen.