Formel 1: Vettel siegt, Räikkönen hadert
23.04.2012
Vier Rennen, vier Grand-Prix-Sieger: Die Formel 1-Saison 2012 geht immens spannend aus den Startblöcken. Sebastian Vettel hat nach drei Rennen ohne Sieg wieder die oberste Stufe des Treppchen erklommen und ist Jenson Button, Fernando Alonso und Nico Rosberg nachgefolgt. Vor einem Jahr hatte Vettel schon 93 Punkte und 34 Zähler Vorsprung.
In diesem Jahr liegt selbst der Neunte, Sergio Perez mit 22 Punkten noch innerhalb dieses Bereichs. Der Zweite des Klassements, Lewis Hamilton, liegt nur vier Punkte hinter Vettel, Mark Webber einen weiteren dahinter, ehe sich Button und Alonso mit 43 Punkten anschließen. Rosberg und der Bahrain-Zweite Räikkönen haben 35 bzw. 34 Punkte.
Man sieht: Die ersten sieben Fahrer liegen extrem dicht hintereinander und das lässt auf eine wesentlich spannendere Formel 1-Saison hoffen, als jene, in der Sebastian Vettel allen auf und davon fuhr. Und von den vier Top-Teams sind zwei Fahrer, nämlich Felipe Massa und Michael Schumacher nicht in der Spitzengruppe vertreten.
Spannung bot auch das Rennen selbst, denn Kimi Räikkönen hat es dem späteren Sieger Sebastian Vettel äußerst schwer gemacht. Das Finale des Rennens ist heiß umkämpft gewesen, Vettel konnte in den Kurven so viel Vorsprung herausfahren, dass es fast immer reichte, Räikkönen auf Distanz zu halten.
Mit Romain Grosjean stand am Sonntag in der Wüste ein Außenseiter auf dem Podium. Der junge Fahrer machte 15 seiner bislang 23 WM-Punkte am Sonntag. Und damit alle in der noch jungen Formel 1-Saison. Lotus ist mit Rückkehrer Räikkönen und Grosjean gut aufgestellt, in der Teamwertung steht man vor Ferrari auf Rang drei.
Dort übrigens hat sich Red Bull mit 101 Zählern an die Spitze gefahren und McLaren wieder abgelöst. Sollten die ersten vier Rennen ein Maßstab für die gesamte Saison werden, dann wird es oft genug Positionswechsel in der Teamwertung an der Spitze geben. Zumal Ferrari und vor allem Mercedes durchaus in Schwung kommen könnten.
Red Bull: Vettel siegt durch Kampf
Die federleichten Siege aus der Vorsaison gehören der Vergangenheit an. Statt allen vorauszufahren musste Sebastian Vettel nach seiner Pole Position kämpfen wie ein Löwe, um am Ende ganz oben zu stehen. Derlei kann der amtierende Weltmeister natürlich und so steht der Sieg nach einem selbst eingeschätzt harten Rennen.
Immerhin hatte Vettel den Vorteil, sich von Beginn an vor alle anderen zu setzen. Der Start ist 2011 nicht unbedingt die Paradedisziplin der Red Bulls gewesen, doch in Bahrain hat er ausgesprochen gut geklappt und für den Sieg die nötigen Voraussetzungen geschaffen. Denn im Qualifying hatte man schon viele Reifen verbraucht, ein Malus fürs Rennen.
Mit der richtigen Strategie im Rücken konnte Vettel schließlich den Vorsprung gegen die aggressiv attackierenden Lotus-Fahrer verteidigen. Auch Mark Webber konnte mit einem gelungenen Start ins Rennen gehen, allerdings hat er sich nicht gegen Lotus und seinen Teamkollegen durchsetzen können.
Frü den Australier ist der Ausflug in die Wüste eine Fortsetzung des kuriosen Punktesammelns gebracht: Viermal zwölf Punkte hat Webber bislang gesammelt, immer den gleichen Platz direkt hinter dem Podium belegt. Ein guter Start in die Meisterschaft, meint Webber, unwidersprochen.
McLaren: Ausrutscher im Wüstensand
Für den Rennstall von McLaren war der Wüstenausritt ein Ereignis zum Vergessen: Vier kümmerliche Zähler konnten die Briten mitnehmen, ein Zehntel der Ausbeute aus dem ersten Rennen. Damit hat McLaren überraschend schnell die Führungsposition in der Teamwertung wieder an Red Bull abgegeben.
Die Punkte hat allein Lewis Hamilton geholt, während Jenson Button schon seinen zweiten Saisonausfall hinnehmen musste. Im Qualifying hatte das Duo noch sehr gute Ausgangspositionen erreicht und startete von Rang zwei und vier. Doch konnten beide Fahrer dem Tempo der Führenden nicht folgen.
Suboptimale Boxenaufenthalte haben den Chancen von Button und Hamilton den Garaus gemacht. Doch das dürfte eher zweitrangig sein, denn die Geschwindigkeitsdefizite im Rennen sind wohl eher der Knackpunkt. Sollte das Team im nächsten Anlauf wieder nicht ganz vorn mit dabei sein, dürfte es erste Alarmzeichen geben.
Ferrari: Massa unter Druck
Wieder kein erfolgreiches Rennen von Felipe Massa, der aber immerhin die ersten beiden WM-Punkte in dieser Saison einfahren konnte. Damit verbesserte sich der Brasilianer auf Rang 17 in der Fahrerwertung – eigentlich ein Debakel für einen Ferrari-Piloten. Der andere im Bunde, Fernando Alonso, ist Fünfter mit 43 Punkten.
Im Rennstall von Ferrari gibt es ein deutliches Ungleichgewicht. Das ist ein Problem von Ferrari, das wesentlich bedeutendere heißt, dass man so oder so hinter der Konkurrenz herfährt. Schadensbegrenzung als Taktik, um vielleicht im Saisonverlauf attackieren zu können.
Der Rückstand auf den Führenden sei nur um zwei Zähler angewachsen, meinte Alonso nach dem Rennen – bescheidene Erfolgsmeldungen. Bei Felipe Massa wird es langsam eng, auch wenn er nach Einschätzung von Branchenkennern kein schlechtes Rennen gefahren ist. Erfolg zählt bei Ferrari, mit oder ohne gut gefahrene Rennen.
Mercedes: Top Ten statt Treppchen
Für den Sieger Nico Rosberg gab es in der Wüste von Bahrain wieder nur normale Kost statt Lorberkranz. Rang fünf, nach zwischenzeitlichem Rückschlag, ist immerhin nicht ganz schlecht gelaufen. Rosberg hält Fühlung zur Spitzengruppe im Fahrerklassment. Die beiden ersten Rennen, Nullnummern, belasten seine Statistik allerdings.
Michael Schumacher hingegen ist auf dem 18. Rang aufzufinden. Zwei Pünktchen aus den bisherigen vier Rennen, es hätte sicher besser laufen können und müssen. Angesichts des bescheidenen Startplatzes ist das zwar ein Erfolg gewesen, doch krankt sein Comeback immer wieder an Unzulänglichkeiten.
Unter dem Strich steht auch in Saison drei nach vier Rennen: Schumacher enttäuscht. Es fehlt am Durchbruch und damit schwinden langsam die Chancen, dass der Altmeister noch einige Zeit bei Mercedes hintendranhängt. Die Zeit wird langsam knapp, um Schumacher noch zu den nötigen Erfolgserlebnissen zu verhelfen.
Lotus: Großartiges Rennen
Zwar ist Rückkehrer Kimi Räikkönen nach dem Rennen nicht ganz zufrieden gewesen, hatte er es doch nicht geschafft, den Sieger Sebastian Vettel noch abzufangen. Doch bleibt auch mit Rang zwei und drei eine sehr gute Leistung der beiden Lotus-Fahrer. Mit diesem Auftritt könnte der Rennstall das Favoriten-Quartett in ein Quintett verwandelt haben.
Der Sieg war greifbar, die Hoffnung bleibt, dass Lotus genügend Tempo hat, um in den folgenden Rennen wieder vorn dabeizusein. Im Team-Klassement hat man sich jetzt schon einmal ganz vorn eingereiht, die traditionellen Konkurrenten Sauber, Williams und Force India sind deutlich zurück.
Ferner liefen…
… die Sauber-Fahrer diesmal den Punkten hinterher. Nach furiosem WM-Start folgten zwei eher mäßige Rennen, diesmal ganz ohne WM-Punkte. Mit Rang elf und 13 waren beide Fahrer allerdings in Griffweite der WM-Punkte. Eine recht stattliche Ausbeute hatte allerdings Force India mit acht Zählern. Paul di Resta konnte punkten.