Motorsport

Formel 1: Saisonstart 2.0

11.05.2012
Traditionell gilt der erste Auftritt der Formel 1 im Herzland Europa als eigentlicher Start in die Formel 1-Saison. In diesem Jahr gilt das noch mehr als sonst, denn vor dem Sprung aus Asien und dem Wüstenauftritt in Bahrain nach Europa gab es eine Pause inklusive Testmöglichkeit. Die Karten sind also neu gemischt.

Und das vor dem Hintergrund eines wesentlich spannenderen Wettbewerbs als noch 2011. Zwar führt auch diesmal Sebastian Vettel das Fahrerfeld an, doch mit ungleich geringerem Vorsprung: 2011 hatte Vettel mit drei Siegen und einem zweiten Rang vorgelegt und 93 Punkte angehäuft, jetzt sind es ein Sieg und 53 Punkte auf dem Konto.

Überhaupt habe vier unterschiedliche Fahrer die ersten Rennen gewonnen, neben Vettel noch Jenson Button, Fernando Alonso und Nico Rosberg. Dies Trio allerdings bildet aber keineswegs den Kreis der Hauptverfolger, diese Eher kommt den noch sieglosen Lewis Hamilton und Mark Webber (kurios: viermal zwölf Punkte in vier Rennen) zu.

Spannend wie lange nicht mehr präsentiert sich die Formel 1 vor ihrem ersten Auftritt in Europa. Denn auch Rückkehrer Kimi Räikkönen ist auf dem siebten Rang mit nur einem Punkt hinter dem vor ihm liegenden Rosberg und 19 Punkten Rückstand auf Vettel noch lange nicht aus dem Rennen um die Krone der Formel 1.

Interessant ist übrigens auch der Blick auf die Ränge 17 und 18. Dort nämlich findet sich Prominenz: Ferrari-Pilot Felipe Massa und Altmeister Michael Schumacher rangieren dort im dunklen Hinterfeld mit kümmerlichen zwei WM-Punkten. Diese Schwäche ist ein Grund dafür, dass Lotus vor Ferrari und Mercedes in der Teamwertung liegt.

Als wäre ein derart ausgeglichenes Feld nicht genug, sorgen auch noch die Reifen für Spannung. Bei den Testfahrten in Barcelona war der Reifenverschleiß immens, jetzt feiert auch noch eine neuartige Reifenmischung Premiere in der laufenden Formel 1-Saison. Eine Mischung aus Hard und Soft ist die große, zusätzliche Unbekannte.

Red Bull: Zurückhaltung beim Spitzenreiter

Nach vier Rennen in der Formel 1-Saison 2012 steht Red Bull wieder da, wo das Team am Ende der Vorsaison stand und wieder stehen möchte, wenn die letzte Zielflagge in diesem Jahr weht. Fahrer und Team rangieren auf dem ersten Platz in der jeweiligen Wertung, allerdings mit vergleichsweise geringem Vorsprung vor der Konkurrenz.

Von einer Dominanz zu sprechen, verbietet sich selbstverständlich. Eines von vier Rennen gewonnen, immerhin schon ein Ausfall und ein Mark Webber, der Kontanz neu definiert, sind keine schlechte, aber alles andere als eine überragende Ausgangslage für das Projekt Titelverteidigung. Außerdem gibt es weitere Unwägbarketen.

Interessant ist nämlich, dass Weltmeister Vettel davon spricht, noch aufholen zu müssen. Die Red Bull-Boliden sind den anderen Fahrzeugen nicht überlegen, wie sich schon gezeigt hat. Man ist konkurrenzfähig, muss das aber in Siege und gute Platzierungen ummünzen, um weiter eine Chance zu haben, die Weltmeister-Titel erneut einzuheimsen.

Das erste Rennen in Europa wird somit eine Art Gradmesser werden können. Sollte Red Bull nicht durch irreguläre Einflüsse aus dem Rennen gekegelt werden, wird sich in Barcelona erweisen können, wie gut der hauseigene Bolide 2012 wirklich ist. Es könnte also ein wirklicher Wink werden, wohin die Reise für Red Bull geht.

McLaren: Ohne Pannen in Europa

In den ersten Rennen der Formel 1-Saison 2012 hatte McLaren mit ungewöhnlichen Patzern an der Box zu kämpfen. Diese Fehler haben dem Team immens viele Punkte gekostet, denn sie warfen die beiden Fahrer immer deutlich zurück. Hier setzt das Team für den ersten Europa-Auftritt 2012 an und optimiert die Vorgänge.

Ohne Pannen an der Box sollen Lewis Hamilton und Jenson Button mit mehr Chancen auf vordere Plätze unterwegs sein und die Stärken ihres Autos ausspielen können. Doch auch hier gibt es Fragezeichen. Jenson Button hat vor dem Barcelona-Rennen geäußert, dass er Schwierigkeiten habe, die eigene Stärke einzuschätzen.

Button hat zwei sehr gute Ergebnisse erzielt und zwei Nullnummern eingefahren. Das ist eine dramatische Formschwankung, die es zu ergründen gilt. In Barcelona will man die Boliden frisch überarbeitet an den Start schicken, doch ob das reicht, um die in Bahrain plötzlich wesentlich stärkeren Autos von Lotus und Red Bull abzufangen?

Ferrari: Alonso hui, Massa …

Bei Ferrari herrscht ein dramatisches Gefälle zwischen den beiden Fahrern Fernando Alonso und Felipe Massa. Während der eine immerhin ganz vorn mitfährt und immer noch glänzende Aussichten hat, um die Formel 1-Weltmeisterschaft mitzukämpfen, gurkt der andere mit kümmerlichen zwei WM-Punkten weit hinterher.

Die prominente Gesellschaft von Michael Schumacher im Tabellenkeller wird Massa kaum trösten, es geht langsam, aber sicher auch um seinen Job. Derzeit scheint nicht einmal klar, ob Massa die laufende Formel 1-Sasion überhaupt bei Ferrari beendet, für das kommende Jahr darf schon spekluliert werden, dass er geht oder gehen muss.

Fernando Alonso geht mit breitem Kreuz in sein heimliches Heimrennen vor ihm sehr zugeneigten Publikum, Felipe Massa muss eine wesentliche Steigerung zeigen, sonst dürfte es möglicherweise auch für die restliche Saison eng werden. Wo der Ferrari im Vergleich zur Konkurrenz steht, wird sich wohl auch erst am Sonntag richtig zeigen.

Mercedes: Schumacher am Kreuzweg

Es wäre eine Sensation, würde Michael Schumacher im ersten Europa-Rennen der Formel 1-Saison 2012 mit Chancen auf den Sieg ins Rennen gehen. Ganz zu schweigen von einem Sieg. Denn bislang stehen nicht nur zwei sehr mäßige Formel 1-Saisons nach der Rückkehr Schumachers in den Büchern, auch der Start 2012 ist schlecht gelaufen.

Zwei kümmerliche Punkte hat Schumacher bislang herausgefahren und mehr durch deutliche Kritik an den Reifen als durch sportliche Leistungen auf sich aufmerksam gemacht. Interessant ist aber, dass die Ausbeute nicht ganz dem entspricht, was Mercedes 2012 durchaus leisten könnte.

Einen Sieg hat man schon eingefahren, warum sollte der zweite nicht Schumacher gelingen? Immerhin ist man in dieser Formel 1-Saison mit den anderen Teams durchaus auf Augenhöhe was die Leistung des Boliden anbelangt. In Barcelona hat Mercedes und auch Schumacher die Möglichkeit, das Potenzial in Punkte umzumünzen.

Lotus: Mit Rückenwind nach Europa

Das Lotus-Team ist derzeit die wohl größte Überraschung der laufenden Formel 1-Sasion. Der Renntall hat die partielle Schwäche der beiden großen Konkurrenten Mercedes und Ferrari bislang ausnutzen können und sich den dritten Rang hinter Red Bull und McLaren gesichert. Dort wird es allerdings nicht ohne Kampf bleiben.

Doch für den ersten Auftritt in Europa ist man im Hause Lotus gut gerüstet. Denn bei den Testfahrten konnte sich Lotus sehr gut aus der Affäre ziehen. Die beiden Fahrer, Kimi Räikkönen und Romain Grosjean, können also mit breiter Brust an den Start gehen. Es ist der nächste Anlauf, für das Team einen Sieg einzufahren.





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