Formel 1: Nummer fünf siegt
14.05.2012
In den 1980er Jahren gab es Film mit dem Titel „Nummer 5 lebt“. Umgedeutet auf die aktuelle Formel 1-Saison müsste es lauten „Nummer 5 siegt“. Denn 2012 hat schon fünf Formel 1-Sieger gesehen, der fünfte, Pastor Maldonado, fällt allerdings gegenüber Sebastian Vettel, Fernando Alonso und Jenson Button etwas aus dem Rahmen.
Wie schon Nico Rosberg ist er ein Sieg-Frischling. Anders als der Mercedes-Fahrer hat er allerdings deutlich weniger Anläufe für seinen Premieren-Triumph benötigt. 24 Starts stehen in der Statistik, 30 WM-Punkte und eine Pole. Das ist fast alles in einem Rennen errungen worden und macht den Sieg umso wertvoller.
Der Williams-Rennstall feiert damit nach acht Jahren Durststrecke einen kaum für möglich gehaltenen Sieg. Williams hat damit einen gewaltigen Satz in der Teamwertung gemacht und sich in das Mittelfeld aus Ferrari, Mercedes-Benz und Sauber eingereiht, gleichzeitig Force India deutlich distanziert.
Das Rennen in Barcelona hat sehr deutlich werden lassen, dass die Formel 1-Saison 2012 dramatisch anders verlaufen wird als jene des Vorjahres. Von Dominanz eines Teams gibt es keine Spur, das Spitzenquartett ist keins mehr, da weder Felipe Massa noch Michael Schumacher punkten können und das Mittelfeld ist sehr eng beieinander.
Der wahre Aufsteiger der bisherigen fünf Rennen ist aber Lotus. Mit 84 Punkten ist das Team auf dem dritten Rang hinter McLaren und Red Bull. Der Rückstand beläuft sich auf 14 respektive 25 Punkte – das entspricht einem Sieg. Der fehlt Kimi Räikkönen und Romain Grosjean noch, allerdings sammelt das Duo auch so ordentlich Punkte.
Sportlich gesehen hat der Große Preis von Barcelona das bestätigt, was sich in den ersten vier Rennen angedeutet hat: Es wird eine lange, offene und extrem spannende Formel 1-Saison werden. Wer am Ende ganz oben steht, ist offen, derzeit liegen Weltmeister Sebastian Vettel und Fernando Alonso punktgleich auf dem ersten Rang.
Williams: Bescheidenheit nach dem Sieg
Die wohl wichtigste Äußerung aus dem Munde von Frank Williams ist wohl jene gewesen, dass das Wochenende zwar stark verlaufen sei, allerdings man in der Formel 1 nie davon ausgehen könne, dass etwas feststehe. Sprich: Man hat gewonnen, leitet daraus aber keinerlei optimistische Prognosen oder Ansprüche für die nächsten Rennen ab.
Das gilt in diesem Jahr möglicherweise für alle Rennställe, wie schon die Anzahl von fünf Siegern nach fünf Rennen zeigt, besonders aber für den Traditionsrennstall Williams. Nach Ferrari und McLaren hat der Rennstall die meisten Siege errungen, allerdings liegt die große Zeit schon einige Jahre zurück.
Interessant ist, dass mit Pastor Maldonado ein Fahrer gewonnen hat, der zu der eher verschrienen Truppe der „Pay-Driver“ gezählt wird. Die gelten als finanziell getriebene Cockpit-Piloten, deren sportlicher Wert eher zweifelhaften Ruf genießt. Maldonado hat mit seinem Sieg sicher genügend Argumente gegen diese Sicht geliefert.
Ferrari: Alonso wieder hui
Fast hätte es zu einem Sieg im heimischen Grand Prix für Fernando Alonso gereicht. Doch musste sich der Spanier im Grand Prix von Barcelona geschlagen geben. Begonnen hatte das Rennen dagegen grandios für Alonso: Der konnte nämlich noch vor der ersten Kurve die Führung übernehmen.
Der Williams-Rennstall erwies sich aber in diesem Rennen als taktisch überlegen. Die Stop-Strategie von Ferrari sei durch den Konkurrenten antizipiert worden, was diese zum Überholen nutzen konnten. Mehrfach hat Alonso attackiert, am Ende aber durchaus glücklich den zweiten Platz verteidigt und wichtige Punkte eingefahren.
Felipe Massa hingegen konnte sich nicht in Szene setzen. Wieder keine Punkte für den Brasilianer, der am Ende auf dem fünfzehnten Rang landete. Eine Strafe hat Massa zwischenzeitlich zurückgeworfen, als er im Feld relativ günstig lag und Richtung Top-Ten schielen konnte.
Lotus: Enttäuschung nach dem Rennen
Es verdeutlicht nachdrücklich die recht hohen Ambitionen, mit denen das Lotus-Team ausgestattet ist, dass man nach dem Rennen von Barcelona enttäuscht war. Dabei hatte der Lotus-Rennstall mit 27 Punkten das beste Tagesergebnis eingefahren und seinen Platz in der Tabelle durchaus gefestigt.
Dennoch ist man nicht ganz zufrieden gewesen mit Rang drei und vier für Raikkönen und Grosjean. Der Finne haderte mit dem Rennbeginn, als ihm die Geschwindigkeit fehlte, um eine Überholmöglichkeit auszunutzen. Andernfalls hätte er nach eigener Einschätzung durchaus um den Sieg mitfahren können.
Die Trauben hängen im Lotus-Rennstall erkennbar hoch. Wie hoch, zeigt die Zuversicht, dass man nach zwei guten und vertanen Chancen fast sicher ist, dass ein Sieg in Reichweite liegt. Das wäre die Nummer sechs in der laufenden Formel 1-Saison, die siegt. Und mit dieser Ankündigung und der Ausgangsposition würde Lotus auf den Titel schielen.
McLaren sammelt weiter Punkte
Die Ergebnisse der beiden McLaren-Autos in Spanien sind nicht gut ausgefallen: Rang acht und neun. Doch wenn man die Ausgangslage mit hinzuzieht, handelt es sich bei Lewis Hamilton um einen außergewöhnlich positiven Tag. Vom letzten Startplatz ausgehend auf Rang acht zu landen ist ein Erfolg.
Dagegen dürfte Jenson Button mit seinem Ergebnis unzufrieden bleiben. Während Hamilton erfolgreich Schadensbegrenzung begangen hat, musste Button mit den Widrigkeiten eines Boliden kämpfen, der nicht zur nötigen Balance fand. Mit dem neunten Platz hat er sein Punktekonto nur sehr mager auffüllen können.
Red Bull: Seuchenrennen
Für den Weltmeister und derzeit Führenden unter den Fahrern in der Formel 1, Sebastian Vettel, ging es am Sonntag um Schadensbegrenzung. Mit Rang sechs und einem Platz Verbesserung ist das auch gelungen, allerdings hat ihn eine Durchfahrstrafe ausgebremst. Selbst ohne das Handicap wäre kaum mehr machbar gewesen.
Mark Webber konnte sich nicht einmal in die Punkteränge kämpfen, wie bei Vettel musste bei ihm während des Rennens die Boliden-Nase ausgetausch werden. Der Zeitverlust war monströs. Barcelona zeigt, dass es Red Bull nicht gelungen ist, die grandiose Stärke in die neue Saison zu retten. Eine dramatische Herausforderung für Vettel und Webber.
Mercedes: Bauchlandung in Barcelona
Wenigstens ein paar Punkte konnte Nico Rosberg beim Großen Preis von Spanien entführen und auf sein Konto leiten. Teamkollege Michael Schumacher hingegen ging leer aus und wurde noch mit dem Präsent einer Rückversetzung um fünf Startplätze beim nächsten Rennen in Monaco bedacht.
Auch im Hause Mercedes machte das Wort von der Schadensbegrenzung die Runde, statt der zwischenzeitlichen Stärke konnte sich Mercedes nur mühevoll behaupten. Gegenüber dem Vorjahr ist plötzlich kein Fortschritt mehr erkennbar, im Gegenteil, Mercedes befindet sich in schweren Wassern. Auch wegen Schumachers Verhalten nach seinem Renn-Aus.