Motorsport

Formel 1: Webbers zweiter Streich

09.07.2012
Im neunten Rennen der Formel 1 hat der Australier in Diensten des Red Bull Rennstalls umgesetzt, was er vor dem Rennen selbst angekündigt hatte: Siegen, um wirkliche Chancen auf den WM-Titel zu haben. Nach Fernando Alonso ist Webber der zweite Fahrer, der in dieser Formel 1-Saison seinem ersten noch einen zweiten Sieg hinzufügen konnte. Beide Fahrer stehen nicht umsonst ganz vorn in der Fahrerwertung.

Fernando Alonso konnte als Zweiter seine Führungsposition in der Fahrerwertung erhalten. Er musste zwar etwas Vorsprung auf Webber preisgeben, doch noch ist ein kleines Punktepölsterchen vorhanden, das ihn vorn hält. Allerdings dürfte der Spanier nicht sonderlich erfreut von der Insel fahren, denn lange Zeit sah er als der Sieger aus. Doch konnte ihm Webber im letzten Renndrittel noch den Sieg rauben.

Den dritten Platz auf dem Podium hat sich Sebastian Vettel erkämpft, der damit wichtige WM-Punkte im Kampf um die Krone der Formel 1 sichert. Vettel ging mit einem Handicap durchs Rennen, das ihn daran hinderte, den Grand Prix-Sieg anzusteuern. Zwei Red Bull-Piloten auf dem Podium – damit hat der Rennstall seine ohnehin starke Position in der Teamwertung abermals verbessert. Mit 216 Punkten führt man deutlich vor Ferrari, das auf 152 Zähler kommt.

Denn: Auch Felipe Massa hat endlich gezeigt, dass mit ihm weiter zu rechnen ist. Und den vierten Platz kann Ferrari gut gebrauchen, denn der Rennstall hat bislang mehr oder weniger wie eine Einmannshow funktioniert – zu wenig für weiterreichende Ambitionen. Ferrari hat sich damit als Spitzen-Verfolger etabliert, gefolgt von Lotus, das Rang fünf und sechs belegen konnte. Und McLaren: Fünf kümmerliche Punkte im „Heimrennen“ sind ein herber Rückschlag.

Auch für Lewis Hamilton und Jenson Button, die mit vier bzw. einem Punkt aus England abziehen. Zwar in den Top-Ten gelandet, doch das reicht eben nicht. Hamilton kann sich mit 92 Punkten und einem Rückstand von 37 Punkten zwar noch rechnerisch Hoffnungen auf den Titel machen, Button liegt aber schon 79 Zähler hinter Alonso. Und auch hinter den beiden Lotus-Piloten Kimi Räikkönen und Romain Grosjean.

Nach neun von 20 Rennen ist die Halbzeit der Formel 1-Saison 2012 fast erreicht, mittlerweile kristallisiert sich heraus, dass mit Fernando Alonso als potenziellem Weltmeister durchaus zu rechnen ist. Ferrari hat ein gutes Auto, Alonso fährt sehr konstant in den Punkten, was allen Konkurrenten nicht gelungen ist, denn hier belasten Nullnummern die Bilanz. Auch die beiden Red Bull Piloten sind bei der Musik und haben noch gute Aussichten auf den Titel. Abschreiben sollte man zumindest Lewis Hamilton nicht, gleiches gilt für Kimi Räikkönen.

Red Bull: Guter Tag mit Schlagseite

Es hat nicht zum Doppelsieg von Red Bull in Silverstone gereicht. Denn Fernando Alonso konnte sich noch zwischen Den Grand-Prix-Sieger Mark Webber und seinen Teamkollegen Sebastian Vettel schieben. So konnte Red Bull „nur“ die zweitbeste Punkteausbeute aus einem Formel 1-Rennen ziehen. Das aber reichte, um sich im Klassement der Formel 1-Teams weiter nach vorn zu schieben, auch weil die Konkurrenz sich gegenseitig die Punkte abspenstig machte.

Es ist durchaus ein Erfolg für das Team, denn Fernando Alonso hinterließ einen starken Eindruck und schien den dritten Triumph im laufenden Wettbewerb einzufahren. Mark Webber konnte vier Runden vor dem Ende mit einem schönen Überholmanöver den Spanier einkassieren und seinerseits Saisonsieg Nummer zwei einfahren. Sebastian Vettel hatte nicht mehr genügend Zeit, um sich auch noch an Alonso vorbeizuschieben, es blieb Rang drei.

Auch wenn manche Beobachter Vettel bereits Druck vor dem nächsten Rennen, dem zehnten von 20 attestieren, dürfte der mit seinem Auftritt nicht ganz unzufrieden sein. Das Team hingegen hat Grund zum Feiern, denn mit Webbers Sieg ist in beiden Wettbewerben alles offen, bei den Rennställen hat Red Bull allerbeste Karten. Angesichts der drastischen Änderungen im Reglement und dem Verlust der Dominanz schlägt sich der Weltmeister sehr gut.

Ferrari ist wieder zurück

Das Rennen in Silverstone hat bestätigt, was sich schon vorher angekündigt hatte. Ferrari ist wieder zurück. Das Auto, mit dem Fernando Alonso und Felipe Massa unterwegs sind, erweist sich als konkurrenzfähig, wenn auch nicht überlegen. Das reicht einem herausragenden Fahrer wie Alonso, um sich an die Spitze zu setzen – dank überwältigender Konstanz.

Zum dritten Sieg und auch optischer Überlegenheit reichte es im Rennen nicht. Das ist der einzige Wermutstropfen im Champagner, den Alonso war sehr lange in Führung und hat sich am Ende über Webbers Attacke geärgert. Verständlich, allerdings hat Alonso nach dem Rennen völlig richtig auf die strategische Bedeutung der Punkte im Meisterschaftskampf verwiesen.

Auch Felipe Massa hat wieder Rückenwind. Allerdings bleibt nach seinem guten Eindruck in England immer noch die Frage, ob der Brasilianer noch lange für Ferrari wird fahren können. Denn um in der Konstruktions-WM nach ganz vorn zu kommen, reicht Alonso nicht aus, auch wenn Ferrari derzeit auf Rang zwei vorgerückt ist.

Lotus: Stark trotz Quali-Klumpfuss

Das Team von Lotus hat sich nach dem neunten von 20 Formel 1-Rennen auf den dritten Rang in der Konstrukteurswertung geschoben und McLaren hinter sich gelassen. Zu Red Bull gibt es dann doch noch einen großen Abstand, Ferrari hingegen ist in Schlagweite. Rang fünf und sechs in Silverstone, hinter dem RedBullFerrari-Quartett ist ein sehr gutes Ergebnis.

Vor allem die Tatsache, dass sich Kimi Räikkönen und Romain Grosjean beide vorn platzieren konnten, ist beeindruckend. Der Ex-Weltmeister und der Neuling auf Augenhöhe, auch bei den Punkten – wer mag da noch an Robert Kubica denken? Oder an Nick Heidfeld? Lotus ist in einer absoluten Top-Verfassung – nicht unbedingt beim Qualifying allerdings. Klappt das besser, gibt es noch mehr Aussichten auf Erfolge.

McLaren: Debakel beim Heimrennen

Ist „enttäuschend“ noch ein angemessenes Wort für das, was McLaren in Silverstone abgeliefert hat? Schon das Qualifying war eine Katastrophe, im Rennen blieben beide Piloten chancenlos und endeten auf den Rängen acht und zehn. Die Punkteausbeute ist minimal gewesen, in beiden Klassements haben sich die Chancen auf die Titel drastisch verringert.

Das überraschend trockene Rennen am Sonntag hatte den Hoffnungen schon einen Strich durch die Rechnung gemacht, denn die erhofften Vorteile durch Regen blieben aus – und auf der trockenen Piste konnte der Rennwagen nicht die nötige Geschwindigkeit entwickeln. Das Fahrerduo hing so im Feld fest, nach vorn konnte kein Angriff gefahren werden.

Mercedes: Schumacher mit Strohfeuer

Es ist wohl doch nicht die Trendwende gewesen, als Michael Schumacher im Quallifying auf den dritten Rang fahren konnte. Im Rennen war von dieser Stärke nämlich vergleichsweise wenig zu sehen. Schumacher musste sich mit Rang sieben begnügen, sein Kollege Nico Rosberg endete auf dem 15. Platz.

Das nächste Rennen findet im heimischen Deutschland statt, für Mercedes theoretisch eine Möglichkeit, Stärke zu zeigen. Doch ist derzeit nicht auszumachen, woher diese kommen soll. Auch im dritten Jahr nach der Neugründung dümpeln die Silberpfeile hinter der Spitze her, statt zum Gipfelsturm anzusetzen.



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