Motorsport

Formel 1: Vettel punktet, Alonso strauchelt

03.09.2012
Nun ist sie dahin, die schöne Serie des Fernando Alonso: Seit Juni 2011 hat der Spanier unablässig in der Formel 1 gepunktet. 24 Rennen sind das, eines stand noch aus, um Michael Schumachers Rekord einzustellen. Quasi auf der Ziellinie ist der Ferrari-Pilot gestrauchelt. Für abergläubische Zeitgenossen ein böses Omen für die Formel-Saison 2012.

Hier hat das Rennen zum Großen Preis von Belgien nämlich nicht nur den Rekordversuch Alonsos jäh beendet, was diesem reichlich gleichgültig sein dürfte, sondern die Weltmeisterschaft wieder sehr spannend gemacht. Denn Sebastian Vettel hat sich in die Punkteliste auf Rang zwei eingetragen und somit den Abstand auf Alonso auf 24 Zähler verkürzt.

Das ist zwar immer noch eine Menge und die Umstände des Rennens sind nicht dazu angetan, Vettel nun himmelstürmende Titelchancen einzuräumen, doch unter dem Strich bleibt ein Aufholsprung von 18 Punkten. Der wiegt umso mehr, da Mark Webber als direkter Konkurrent zehn Punkte und den Vize-Platz in der Fahrerwertung abgegeben hat.

Ein Rennen für Sebastian Vettel, was die Ergebnisse anbelangt. Lewis Hamilton ist im gleichen Unfall-Chaos untergegangen wie Fernando Alonso und hat gleichfalls 18 Punkte verloren, Kimi Räikkönen immerhin mit nur drei Zählern seine eigenen Ambitionen aufrechterhalten. Und Sieger Button: Der krebst noch immer deutlich hinterher.

Doch der Blick auf die Startaufstellung zeigt, dass Sebastian Vettel anders als 2010 (von 2011 ganz zu schweigen) fortgesetzt nicht favorisiert ist. Denn Vettel ist in der Qualifikation nicht über das Q2 hinausgekommen. Das Qualifying ist bei weitem nicht mehr die Domäne von Red Bull, das hier ein echtes Problem für die verbleibende Saison hat.

Red Bull: Chance genutzt

Für das Formel 1-Rennen am Samstag galt das Motto: Du hast keine Chance, also nutze sie. Zunächst sah es nicht danach aus, denn dem Start-Crash folgt für Sebastian Vettel der Neuanlauf von Platz zwölf (zwei schlechter als am Start). Die furiose Aufholjagd führte den Weltmeister auf Rang zwei, mit etwas Schützenhilfe von Kimi Räikkönen.

Zu den Pluspunkten gehört auch, dass das Auto einen guten Tag erwischte und die gewünschte Leistung liefern konnte. Nach dem enttäuschenden Qualifying war das eine Erleichterung und durchaus Hoffnung auf die verbleibenden Rennen macht. Positiv auch das teaminterne Duell – hart, knapp aber fair. Webber und Vettel haben die innere Konkurrenz sportlich lösen können.

Apropos Webber: Der musste sich zwar vom zweiten Platz in der Wertung trollen, hat aber seinen Malus der Start-Rückversetzung gut gemeistert. Durch die positive Leistung ist er nicht nur weiter an Alonso herangekommen, sondern hat auch mit dafür gesorgt, dass das Team mit den meisten Punkten aus Belgien heimgefahren ist.

Das erste Rennen nach der langen Sommerpause hat für Red Bull die Lage nicht verschlechtert. In der Teamwertung führt man weiter, bei den Fahrern ist der Abstand verringert worden. Bleibt noch die Schwierigkeit mit dem Qualifying – um Weltmeister zu werden müsste Red Bull hier nachlegen können.

McLaren: Siegen und verlieren

Mit einem Sieg ist der Rennstall von McLaren aus Belgien Richtung Monza abgereist. Doch der ist teuer erkauft worden, weil die Punkte von Jenson Button nicht ausgereicht haben, um Red Bull ein paar Zähler in der Wertung abzuluchsen. Im Gegenteil: Vettel und Webber haben einen Punkt mehr als Team entführt.

Das lag natürlich nicht am fehlerlos souverän fahrenden Jenson Button und schon gar nicht an Lewis Hamilton, der dank Romain Grosjeans wildem Rodeo aus dem Rennen gekickt wurde, bevor es überhaupt richtig losgehen konnte. Button hingegen konnte von der Pole Position aus ins Rennen gehen und den Sieg erringen.

Für McLaren ist dennoch eine schöne Chance vertan, dem Konkurrenten Red Bull ein paar Punkte abzujagen. Blickt man auf die Startaufstellung, ist deutlich zu sehen, mit welcher Bremslast die Gegner fahren mussten – doch Hamilton konnte nicht eingreifen. Button selbst ist von Alonso schon zu weit entfernt, wenn man so will, hat der falsche McLaren-Fahrer gewonnen.

Ferrari: Glück im Unglück

Fernando Alonso wird über den raschen Ausfall nicht sonderlich begeistert sein. Vor allem aber wird er glücklich sein, dass ihm nichts weiter passiert ist: Wie die Bilder belegen, war das Fliegmobil von Romain Grosjean nicht allzu weit von Alonsos Helm entfernt. Es hätte zu einer Katastrophe kommen können – Alonso aber kann zum Glück wieder fahren.

Schon in Monza wird der Spanier, der bislang als einziger Fahrer in der Formel 1-Saison 2012 drei Siege einfahren konnte, wieder angreifen. Denn die Konkurrenz hat die Gunst der Stunde genutzt und gepunktet – ein weiterer Ausfall würde rechnerisch schon einen Führungswechsel ermöglichen.

Das ist unwahrscheinlich, im Gegenteil dürfte Fernando Alonso immer noch mit den besten Chancen auf den WM-Titel ausgestattet sein. Teamkollege Felipe Massa gelang in Belgien eine brauchbare Schadensbegrenzung, denn er konnte zehn Punkte einfahren. Wäre Alonso nicht ausgeschieden, hätte Ferrari zur Aufholjagd in der Teamwertung ansetzen können.

Lotus: Breitseite

Für den Bruchpiloten und Unfallverursacher Romain Grosjean hat sein Verhalten in Belgien ein Nachspiel. Für das folgende Rennen wird Grosjean gesperrt, eine Geldstrafe gibt es obendrein. Lotus muss dann mit einem anderen Fahrer antreten, Jerome D´Ambrosio etwa oder aber auch Adrian Sutil.

Die Breitseite trifft den Rennstall in einer ungünstigen Lage, denn Lotus ist am Sonntag mit Kimi Räikkönen wieder sehr gut im Rennen gewesen und hat erneut ein Podium erreicht. Grosjean hat mit seinem Fahrstil, der auf heftigste Kritik gestoßen ist, den bislang hervorragenden Eindruck des Teams ordentlich beschädigt.

Mercedes: Sechs Pünktchen zum Jubiläum

Nicht viele Fahrer haben so viele Rennen gefahren, wie Michael Schumacher: 300 sind es seit vergangenem Wochenende, mehr hat bislang nur Rubens Barrichello, der auf 323 kommt. Sollte Michael Schumacher verlängern, könnte er auch diesen Rekord brechen. Könnte, denn die Zukunft Schumachers ist ungewissn. Statt um Siege und Titel kämpft Mercedes nur um Punkte.

Das Rennen am Wochenende brachte nur sechs Zähler, diesmal verhinderten ein wenig erfolgreiche Strategie und Zicken des Getriebes einen größeren Erfolg. Kollege Nico Rosberg ging von Rang 23 startend leer aus, Mercedes dümpelt somit auch in der Teamwertung nur im Mittelmaß vor sich hin. Keine sonderliche Motivation zum Weitermachen für Schumacher.

Ferner liefen…

… die Autos von Force India wunderbar in Belgien. Vor allem Nico Hülkenberg durfte sich über zwölf Zähler und Rang vier freuen. Das zweitbeste Saisonergebnis hat Force India einen besseren Platz in der Wertung beschert, man ist an Williams vorbeigezogen, auch weil Paul di Resta noch einen Zähler erringen konnte.

Toro Rosso hat eine lange Durststrecke beendet. Nach zwei punktebringenden Rennen zum Saisonauftakt gab es diesmal wieder welche – nämlich sechs. Und damit verdoppelte sich das Punktekonto von Toro Rosso, dem schlechtesten Team vor den Neulingen, abgeschlagen mit 39 Punkten Rückstand auf Williams und das Mittelfeld.











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