Motorsport

Formel 1: Vettels Triumph eingangs der Zielgeraden

07.10.2012
Sebastian Vettels Formel 1-Triumph lässt sich leicht mit Zahlen beschreiben: 25:0. Denn mit einem makellosen Sieg in Japan hat er bei gleichzeitige Nullnummer Fernando Alonsos dessen Vorsprung auf vier Zähler eingedampft. Denn statt Alonso stand ausgerechnet Felipe Massa auf dem Treppchen. Der Spanier musste schon in Runde eins das Handtuch werfen.

So konnte der für Red Bull fahrende Titelverteidiger seine Chancen auf einen erneuten Weltmeister-Titel wesentlich verbessern. Die Formel 1-Saison 2012 ist auf der Zielgeraden angekommen, fünf Rennen sind noch zu fahren, 125 Punkte können maximal errungen werden und Alonso und Vettel liegen dichtauf in Führung.

Spannender geht es nimmer. Die Formel 1-Saison 2011 erweist sich als Ausnahmefall, zum Glück. Stattdessen kommt es 2012 wie schon 2010 und 2009 voraussichtlich zu einem Herzschlagfinale. Vielleicht hat aber auch neben Alonso und Vettel noch ein weiterer Fahrer seinen großen Augenblick, Lewis Hamilton und Kimi Räikkönen sind noch nicht allzu weit entfernt.

Wer hat die besseren Karten?

Der Blick in die Glaskugel ist in solchen Situationen erwünscht. Nach einer sehr langen Phase, in der Fernando Alonso scheinbar mühelos eifriger als alle anderen Punkte sammeln konnte, hat sich der Wind gedreht. Zwei Siege in Folge, dazu die starke Pole-Position am Samstag durch Vettel – nicht wenige meinen, der Weltmeister habe die bessern Karten.

Wenn man Vettels Äußerungen nach dem Rennen hört, in denen er die Qualität seines Autos lobt, dann wird klar, aus welcher Richtung der neue Wind weht. Red Bull hat wieder ein Auto, mit dem sich dominante Rennen fahren lassen. Sollte es Vettel noch einige Male gelingen, das in eine Pole Position umzusetzen, wird es für Alonso sehr schwer.

Dazu kommt die psychologische Seite, die zugegebener Maßen dicht an der Kaffeesatzleserei ist. Man muss nicht der Einschätzung folgen, nach der Alonso speziell gegenüber Vettel mit Nervenflattern gestraft ist, nachdem dieser 2010 seinen ersten WM-Titel auf den letzten Metern errungen hatte.

Doch klar ist, dass Druck im Ferrari-Kessel herrscht. Die Felle schwimmen davon, man hat nach eigener Einschätzung ein minimal schlechteres Auto und muss zur Vorwärtsverteidigung greifen. Das kenne man schon, meinte Alonso, 2010 wäre es gleichfalls so gewesen, man wisse damit umzugehen.

Das weiß Vettel allerdings auch. Und mehr noch: Zwei Weltmeister-Titel haben dem Fahrer ein immenses Selbstbewusstsein verliehen. Das zeigt die Jagd nach der schnellsten Runde, mit der Vettel die Nerven des eigenen Teams strapaziert hat. Keine Kinderspielerei, sondern eine Demonstration der Stärke, des Autos und der eigenen Nerven.

Kobayashi verzückt Japan, Massas Auferstehung

Es war zweifellos ein tolles Rennen im fernöstlichen Japan. Das lag nicht zuletzt an Kamui Kobayashi, der auf das Treppchen als Dritter fahren konnte und seine Landsleute verzückte. Das Publikum hatte eine Menge zu feiern nach dem Rennende, als Kobayashi neben Vettel und Felipe Massa aufs Podium klettern konnte.

Die sehr gute Saison des Sauber-Teams in dieser Formel 1-Saison setzt sich somit fort. Allein viermal ist das Mittelklasse-Team schon aufs Podium gefahren, das ist ein sehr guter Wert. Auch der zweite Fahrer, Sergio Perez, konnte mit einer guten Saison viele Punkte sammeln, in Japan beendete eine Attacke auf Hamilton sein Rennen vorzeitig.

Sauber liegt nun in der Teamwertung mit 116 Punkten auf Rang sechs und hat sich von Force India mit 81 Zählern deutlich abgesetzt. Nach oben ist schon Mercedes im Zielkreuz, das allerdings zwanzig Punkte Vorsprung hat – trotz der Nullnummer in Japan. Sauber war trotz der ordentlichen Ausbeute nicht sonderlich gut in Japan.

Das lag unter anderem an Felipe Massa. Der hat erstmals in der laufenden Saison richtig Punkte sammeln können. 18 an der Zahl, womit sich sein Pegel auf 69 erhöht hat. Das ist immer noch endlos weit entfernt vom Teamkollegen Fernando Alonso, doch sitzt der Brasilianer vielleicht wieder etwas fester im Cockpit.

Denn in den vergangenen fünf Rennen hat Massa kontinuierlich Punkte sammeln können. Das hat bislang nicht wirklich gereicht, um den Abstand zu Red Bull zu verkürzen, doch sind die Titelverteidiger auch nicht allzu weit davongeflogen. Zwanzig Punkte hinter McLaren und 61 Zähler hinter Red Bull rangiert Ferrari auf Platz drei. Auch in der Teamwertung ist also noch nicht alles klar.

McLaren und Mercedes: Zwei Welten

Schaut man auf die Rennergebnisse im fernen Japan, kann man schon an der Entscheidung von Lewis Hamilton zweifeln, von McLaren zu Mercedes in der kommenden Formel 1-Saison zu wechseln. Hüben gab es 22 Punkte, das zweibeste Ergebnis im Rennen, drüben fuhren Michael Schumacher und Nico Rosberg eine Nullnummer ein.

Zwei Nuller, zwei Rennen mit einem Punkt – auch im Paket ist Mercedes absolut chancenlos, was die WM angeht. Lotus rangiert mittlerweile mit mehr als hundert Punkten Vorsprung vor Mercedes, nicht auszudenken, wo das Team stünde, wenn nicht Romain Grosjean im Team fahren bzw. crashen würde.

Bei McLaren lief es dagegen nicht schlecht. Jenson Button konnte zwölf Punkte sammeln, Lewis Hamilton immerhin noch zehn Zähler. McLaren ist nicht mehr unmittelbarer Konkurrent von Red Bull und Ferrari, doch immerhin in beiden Klassements in Lauerstellung. Hamilton hat keine schlechten Chancen und in der Teamwertung ist der Abstand insgesamt vergleichsweise gering.

Das zeigt schon, dass es im Hause McLaren ordentliche Spannungen gegeben haben muss, um einen Fahrer wie Lewis Hamilton zu einem recht abrupten Wechsel zu zwingen. Das Geld allein wird es nicht gewesen sein, Hamilton dürfte sich sicherlich nicht mit einem Weltmeister-Titel zufrieden geben. Doch davon ist er bei dem Leistungsstand von Mercedes derzeit weit entfernt.


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