Motorsport

Formel 1: Vettel siegt, Alonso stark

29.10.2012
Vier Formel 1-Siege in Folge, Führung in der Fahrerwertung – das riecht drei Rennen vor Saisonende nach abermaliger Titelverteidigung für Sebastian Vettel. Aber: Vettel ist sehr zurückhaltend und das zurecht. Denn sein vierter Triumph nacheinander ist begleitet gewesen von einem extrem starken Auftritt des schärfsten Konkurrenten, Fernando Alonso.

Der Spanier hat nämlich den zweiten Platz errungen und damit das zweitbestmögliche Ergebnis eingefahren. Dabei musste er vom fünften Platz aus starten und zwei McLaren, sowie den zweiten Red Bull-Fahrer Mark Webber, aus dem Weg räumen. Alonso ist ein starkes Rennen gefahren, Vettel ist zu Höchstleistungen gezwungen.

Die bringt er allerdings auch und zwar fast makellos: Schnellster in den Trainingsläufen, Pole Position und Start-Ziel-Sieg. Nur die schnellste Rennrunde schnappte ihm Jenson Button in seinem McLaren letztlich noch weg. Dennoch ist die Leistung des amtierenden Weltmeisters beeindruckend, er hat die besten Aussichten auf den Titel.

Derzeit hat Vettel 240 Punkte errungen, 227 kommen auf Fernando Alonso. Der Dritte ist Kimi Räikkönen, der auf 173 Zähler kommt und schon abgeschlagen ist wie auch Mark Webber (167) und Lewis Hamilton (165). Drei Rennen vor Saisonende ist die Formel 1 endgültig zu einem Zweikampf geworden.

Theoretisch ist es möglich, dass Vettel schon in den USA, beim vorletzten Rennen, Weltmeister wird. Allerdings spricht aktuell alles dafür, dass noch im letzten Rennen in Brasilien alles offen ist und sich erst dort entscheidet, ob Alonso nach langen Jahren wieder Weltmeister wird oder Vettel seinen Titel verteidigen kann.

Red Bull: Wichtiger Sieg

Sollte es tatsächlich eine Strategie gewesen sein, Red Bull und Sebastian Vettel mit dem Keim der Unruhe zu infizieren, indem Wechselgerüchte lanciert wurden, dann ist der Schuss im Ofen gelandet. Überlegener Sieg, ausgebaute WM-Führung und ein Sprung Richtung Titelverteidigung waren die Antwort.

Und klare Worte, um den unverdrossen gestreuten Spekulationen den Saft abzudrehen. Doch das dürfte ohnehin das kleinere Problem sein. Schwerwiegender ist vielmehr, dass es bei Red Bull wieder technische Zicken gab. Das KERS von Mark Webber verabschiedete sich früh im Rennen Richtung Feierabend.

Das war ein Grund dafür, dass Fernando Alonso relativ leicht an dem australischen Teamkollegen vorbeiziehen konnte. Alonsos größter Verbündeter ist die Möglichkeit eines technischen Ausfalls bei Sebastian Vettel. Der hat immerhin schon drei Nullnummern in der aktuellen Saison zu verzeichnen, die Zuverlässigkeit könnte am Ende die Titelhatz verderben.

Dagegen ist offenkundig ein anderer Quell der Hoffnung für Ferrari versiegt. Teamkollege Mark Webber und Sebastian Vettel dürften in den letzten Rennen die übliche und bislang fair ausgetragene Rivalität auf Eis legen und eine Art Zusammenarbeit für den Titel in beiden Klassements forcieren.

Ferrari: Aggressiv optimistisch

Das Rennen um die Formel 1-Weltmeisterschaft 2012 ist noch nicht gelaufen. Der Rennstall von Ferrari, für den der schärfste und einzige Konkurrent des führenden Sebastian Vettel fährt, vertritt diese im Kern zutreffende These mit einigem Nachdruck. Eine Vorentscheidung zugunsten von Vettel ist noch nicht erfolgt.

Dazu hat Ferrari auf und abseits der Rennstrecke genügend Argumente geliefert. Fernando Alonso hat den Schaden durch Vettels abermaligen Sieg so weit wie möglich verringert, obwohl er wesentlich schlechter in der Startaufstellung platziert war. Gleichzeitig wird lauthals verkündet, dass man optimistisch sei – Druck Richtung Vettel.

Demonstrativ hatte Alonso noch verkündet, er sei sich sicher, in der laufenden Saison noch Weltmeister zu werden. Die Hoffnungen ruhen allerdings weniger in der eigenen Leistungsfähigkeit, die mit Red Bull zumindest im Qualifying nicht mithalten kann, denn in der technischen Anfälligkeit des Red Bull Boliden.

McLaren: Steigerung im Rennverlauf

Mit der Entscheidung im Titelkampf haben die beiden McLaren-Fahrer Jenson Button und Lewis Hamilton wohl nichts mehr zu tun. Zumindest nicht direkt, wenngleich sie am Samstag verabsäumten, mit einer starken Leistung Sebastian Vettel Schützenhilfe zu leisten. Denn es ist beiden Fahrern nicht gelungen, Fernando Alonso hinter sich zu halten.

Einem guten Start folgte ein recht kurzer Zweikampf mit dem Ferrari-Piloten, der die beiden Briten rasch überholen konnten. Die Reifen machten einen Strich durch die Rechnung, wie sich auch nach dem Reifenwechsel zeigte: Danach nämlich waren die McLaren am schnellsten unterwegs, wie Buttons schnellste Rennrunde zeigte.

Die Attacken, die Button und Hamilton dann ritten, führten noch zu guten Plätzen, konnten aber weder Mark Webber noch Fernando Alonso einholen. Rang vier und fünf blieben den beiden Fahrern am Ende des Rennens als Belohnung. In der Teamwertung hat man so wieder etwas Boden auf Ferrari verloren.

Lotus punktet und bindet Räikkönen

Je näher das Saisonende rückt, desto größer werden die Schatten, die durch die nächste Formel 1-Saison 2013 geworfen werden. Zu besichtigen ist das bei Lotus gewesen. Der Rennstall hat mit Kimi Räikkönen den ersten Fahrer für die kommende Saison verpflichtet und ein Zeichen gesetzt.

Der ehemalige Weltmeister hat sich in seiner Comeback-Saison hervorragend geschlagen und lange nicht die schlechtesten Chancen auf einen WM-Titel verteidigt. Sechs Mal konnte der Finne einen Podium-Platz erringen, nur ein Sieg fehlt ihm, während er teamintern seinen Kollegen Romain Grosjean klar dominiert.

Welche Ambitionen das Rennteam hat, wird sich auch bei der Auswahl des Teampartners zeigen. Klar ist, dass Romain Grosjean durchaus fahren könnte, allerdings bestünde auch die Möglichkeit, einen weiteren Top-Fahrer zu verpflichten, um richtig oben anzugreifen. Robert Kubica steht allerdings 2013 noch nicht wieder bereit.

Mercedes: Nullnummer 3.0

Langsam wird es peinlich: Der Rennstall von Mercedes hat erneut ein Rennen ohne Punkte beendet. Michael Schumacher und Nico Rosberg konnten zum dritten Mal in Folge keinen einzigen lumpigen WM-Punkt aus einem Formel 1-Wochenende mitnehmen. In der Teamwertung ist Mercedes damit auf dem fünften Rang festgenagelt.

Für das Team ist das ein Debakel. Beachtlich ist auch, dass Mercedes jüngst ein Sparprogramm ankündigen musste, denn die Autokrise hat auch den Hersteller erreicht. Fraglich, wie sich in diesem Rahmen ein teueres Engagement im Motorsport rechtfertigen lässt, wenn das derart erfolglos ist.





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