Motorsport

Formel 1: Vettels Husarenritt blockt Alonsos Attacke

05.11.2012
Das Formel 1-Rennen Nummer 99 von Sebastian Vettel wird im Gedächtnis bleiben. Nicht wegen der Doppel-Neun, auch nicht, weil es sich um einen glänzenden Sieg oder eine heroische Niederlage handelte. Das Rennen in Abu Dhabi hat vielleicht am besten gezeigt, welche überragenden Qualitäten Vettel für den Rennsport mitbringt.

Es ist das eingetreten, was immer wieder beschworen wurde. Etwas Unvorhergesehenes im sonst so berechnend agierenden Rennzirkus Formel 1. Wie ein Sturm oder Sturzbäche von Regen. Oder aber 150 Milliliter Treibstoff. So wenig fehlten nämlich im Tank von Vettels Boliden, womit der WM-Führende auf den letzten Startplatz aus der Box verbannt wurde.

Statt Rang drei und damit noch ordentlich vor dem Konkurrenten Fernando Alonso ging es also ganz ans Ende des Feldes. Und da die werten Kollegen auch noch für saftige Unfälle sorgten, korrigierte das Safety-Car auch noch eine bereits vollzogene Aufholjagd. Doch am Ende hatte sich Vettel auf Rang drei gekämpft, direkt im Nacken von Alonso.

Der Spanier in Diensten Ferraris hat nach vier Niederlagen in Folge immer wieder eine solche Ausnahme-Situation heraufbeschworen und mit seinem Vermögen recht gut genutzt. Nicht optimal, denn Kimi Räikkönen war schneller (eigentlich auch Lewis Hamilton, aber der musste die Segel streichen), doch immerhin so weit es ging.

Richtig ausnutzen konnte Alonso die Bestrafung Vettels allerdings nicht, denn unter dem Strich konnte er seinem Widersacher nur schmale drei Punkte abnehmen. Zehn bleiben Vettel immer noch als Polster auf seinem Platz als WM-Führender. Alonsos Attacke verlief trotz glänzender Ausgangsposition im Sande.

Mit seinem Hursarenritt hat Vettel nicht nur seine guten Chancen auf den WM-Titel untermauert, sondern auch gezeigt, dass er mehr kann als ein dominierend starkes Auto zum Sieg fahren. Die WM ist offen mit Vorteil Sebastian Vettel, der Alonso noch einmal ganz deutlich aufgezeigt hat, wie stark er ist.

Lotus: Siegpremiere für den Rückkehrer

Eigentlich hätte es so bei Michael Schumacher laufen sollen, als dieser vor drei Jahren aus dem Vorruhestand in den Rennzirkus zurückkehrte. Doch hat bekanntermaßen nicht geklappt, von einem Sieg ist der Altmeister immer Lichtjahre entfernt gewesen. Nicht einmal eifriges Punktesammeln hat geklappt.

Anders das Bild bei Kimi Räikkönen. Der Rückkehrer 2.0 aus dem hohen Norden mit dem passenden Spitznamen Iceman hat seinen ersten Sieg nach der Pause eingefahren. Ein grandioses Ergebnis, das eine hervorragende Saison krönt. Mit 198 Punkten ist der Finne klar Dritter in der Wertung, bereits mit deutlichem Abstand vor Mark Webber.

Der zweite Lohn liegt in einem sehr guten Platz von Lotus in der Teamwertung. Mercedes haben Kimi Räikkönen und Romain Grosjean weit hinter sich gelassen, McLaren liegt nicht allzu weit vorn, 30 Punkte sind es noch zwei Rennen vor Saisonschluss. Für Lotus ist der Siegeslauf von Räikkönen ein Triumph der besonderen Art.

Niemand hatte den Rückkehrer so richtig auf der Rechnung. Der hat sehr konstant seine Punkte eingeheimst, eine einzige Nullnummer ist bislang in den Büchern verzeichnen, was nicht einmal Fernando Alonso geschafft hat. Lotus hat eine sehr gute Saison hingelegt, mit einem etwas schwächeren zweiten Fahrer.

Ferrari: Gut, aber dennoch nicht genug

Jene 18 Punkte, die Fernando Alonso beim Großen Preis von Abu Dhabi eingefahren hat, sind gut gewesen, dennoch zu wenig. Das zeigt sich auch daran, wie sehr der Spanier versuchte, den noch vor ihm fahrenden Kimi Räikkönen einzuholen – ohne Erfolg. Die sieben Punkte mehr, die er so errungen hätte, wären wunderbar gewesen.

So aber sind es nur 18 Zähler gewesen, nur drei mehr als der schwer gehandicapte Konkurrent Sebastian Vettel. Schwer wiegt die Ahnung, dass es nicht reichen könnte, auch wenn zehn Punkte wahrlich nicht viel sind. Doch die reinen Zahlen sind auch nicht wichtig, Alonso hat die Chance durchaus genutzt, allerdings hat Vettel den Schaden extrem begrenzt.

Für den Zweikampf, zu dem die Weltmeisterschaft der Formel 1 nun endgültig geworden ist, verheißt das nichts Gutes aus Sicht Alonsos: Die Chance war da, Vettel hat allerdings ohne Einschränkung demonstriert, wie gut er ist. Für Alonso und Ferrari heißt das, dass Red Bull eine extrem schwer zu knackende Formel 1-Nuss ist.

Red Bull: Attacke!

Was für ein Rennen. Zweimal musste Sebastian Vettel von ganz hinten attackieren. Mit derlei Gegenwind war nicht zu rechnen, entsprechend schwer ist es gewesen, die Situation zu retten. Und entsprechend glanzvoll endete das Unternehmen, das Vettel auf Rang drei führte. Und zwar geplant, wie der Weltmeister hinterher vorgab.

Er habe damit gerechnet, auf das Podium zu fahren, habe allerdings durch den chaotischen Start zwischenzeitlich sich erneut ausgebremst. Erstaunlich auch die Aussage, er hätte schneller an Button vorbeiziehen müssen um auch Alonso zu überholen. Diese Äußerung unterstreicht, mit wie viel Selbstbewusstsein Vettel in das Saisonfinale geht.

Der Wermutstropfen, der Mark Webber beim Rennen in Abu Dhabi hieß, konnte die hochfliegenden Jubelschreie angesichts der Sensationsleistung Vettels kaum mildern. Webber musste sich durch eine Kollision aus dem Rennen verabschieden. Damit hat Ferrari einiges an Boden in der Teamwertung gutmachen können, trotzdem ist Red Bull hier klarer Favorit.

McLaren: Button mildert Hamiltons Ausfall

Unter dem Strich hat der Rennstall von McLaren zwölf Punkte aus der Wüste entführen können. Die allerdings konnte sich allein Jenson Button gutschreiben, während Lewis Hamilton in seinem drittletzten Rennen für McLaren ohne Punkte blieb. Dabei sah es glänzend für den ehemaligen Weltmeister aus.

Nach 19 Runden allerdings sanken Hamiltons Chancen auf einen Sieg auf Null. Ein technischer Defekt hat ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht und zur Aufgabe gezwungen. Davon profitierten Kimi Räikkönen, der seinen ersten Sieg einfuhr, aber auch Fernando Alonso und schlussendlich Sebastian Vettel. Für McLaren ist das Rennen in Abu Dhabi insgesamt eher schlecht verlaufen. Button hat nach oben keinerlei Ambitionen mehr, das Team ist auf Punkte beider Fahrer angewiesen, um vielleicht Ferrari einzuholen. Dort hat neben Alonso auch Massa wieder punkten können und McLaren distanziert.


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