Formel 1: Hamilton bremst Vettel aus
19.11.2012
Red Bull ist Weltmeister der Formel 1, zum dritten Mal in Folge. Die Entscheidung in der Fahrerwertung ist dagegen vertagt worden, weil es Sebastian Vettel nicht gelang, das Rennen zu gewinnen und sein schärfster Konkurrent Fernando Alonso von Ferrari mit Getriebe-Rückenwind den dritten Rang erreichen konnte.
Vor dem letzten Rennen ist damit noch alles offen, mit leichten Vorteilen für den amtierenden Weltmeister. Der hatte in den USA eigentlich alles richtig gemacht, Training, Qualifying und auch den Start als Führender bewältigt. Doch Lewis Hamilton von McLaren nutzte die winzige Chance, die sich ihm bot, um Vettel einzukassieren.
Der McLaren-Pilot konnte eine leichte Verzögerung bei Vettel im Überrundungsvorgang für sich nutzen, um die Spitzenposition im Rennen einzunehmen. Vettel konnte sich danach nicht mehr revanchieren und musste das Rennen als Zweiter beenden. Sein Vorsprung auf Alonso ist allerdings beträchtlich gewesen.
Anders als im letzten Jahr konnte sich Red Bull den Team-Titeln nicht so dominierend sichern. Ein Rennen vor Schluss ist immer noch durchaus beeindruckend, doch ist der Vorsprung nicht allzu gewaltig. Offen ist, wer den lukrativen zweiten Platz belegt, denn hier rangeln noch Ferrari und McLaren.
Trotz des Sieges von Hamilton und Buttons sehr guter Platzierung ist es McLaren nicht gelungen, die Stärke in einen deutlichen Schub zu verwandeln. Ferrari hingegen hat mit dem wiedererstarkten Massa sehr viel Boden gutgemacht, die anfängliche Schwäche in der Formel 1-Saison ist mittlerweile eine beeindruckenden Stärke gewichen.
Ferrari: Geschmäckle
Wer will schon für Ferrari fahren, so lange dort Fernando Alonso unter Vertrag steht? Kein Spitzenfahrer mit Verstand jedenfalls. Denn innerhalb des kleinen Königreichs gibt es nur einen, der das Szepter schwingt: Alonso. Felipe Massa muss sich unterordnen, auf und abseits der Rennstrecke. Auch, wenn es rufschädigend und unappetitlich zugeht.
Trotz aller Beschwichtigungen: Ferrari hat sich, der Formel 1 und seinen Fahrern keinen Gefallen getan, als sich der Rennstall entschloss, ausgerechnet den Strafenkatalog zu nutzen, um dem hauseigenen Champion einen Vorteil zu verschaffen. Sportlich ist das ein Alptraum, dass der Bessere im Qualifying per Getriebe-Trick hinter den Schlechteren zurückversetzt wurde.
Ferrari hat es mit diesem Manöver geschafft, den Sport-Faktor ad absurdum zu führen. Ein ist eine Art Regelwerks-Doping gewesen, mit dem der Rennstall die Leistungen des Samstags aufgehoben hat. Kurzfristig mag das vorteilhaft sein, vielleicht wird Fernando Alonso deshalb im letzten Rennen doch Weltmeister.
Allerdings dürften die meisten Rennsport-Zuschauer, die nicht die rote Ferrari-Fanbrille tragen, durchaus angewidert zugesehen haben, wie auf halbseidenem Wege Ergebnisse korrigiert wurde. Ein bisschen Mitleid dürfte auch dabei sein, nicht mit Sebastian Vettel, der seine Überlegenheit gegenüber dem vollmundigen Alonso unterstrichen hat. Sondern mit Felipe Massa.
McLaren: Hamiltons Abschiedsgeschenk
Der Sieg von Lewis Hamilton bei der Rückkehr der Formel 1 in die USA ist begleitet worden durch deutliche Worte aus dem Hause McLaren Richtung Ferrari. Deren Trickserei sei für den Fahrer Felipe Massa und die übrigen Rennteilnehmer eine üble Sache gewesen. Für die Teamhygiene bei Ferrari sei das aber wohl nötig, Alonso könne wohl nur der König sein.
Ob man bei McLaren so glücklich darüber war, dass ausgerechnet Alonso am meisten von Hamiltons Sieg und seinem hervorragenden Überholmanöver profitierte? Immerhin hat es für den eigenen Haussegen noch einmal ordentlich Balsam gegeben, denn der Sieg verleiht dem vor einiger Zeit verkündeten Abschied Hamiltons noch einen rosigen Schimmer.
Hamilton wird in der kommenden Saison für Mercedes fahren und dort den glücklosen Michael Schumacher ablösen. Seinem alten Rennstall hat er mit dem USA-Sieg noch ein schönes Abschiedsgeschenkt überreicht. McLaren hat mit Buttons fünftem Platz auch noch Chancen, Ferrari abzufangen in der Teamwertung.
Red Bull: Weltmeister Einbein
Noch ist der Rennstall von Red Bull nur ein einbeiniger Weltmeister. Das schiefe Bild kann im letzten Rennen noch korrigiert werden, wenn Sebastian Vettel nicht doch noch von Fernando Alonso eingeholt wird. Dank des seltsamen Vorgehens von Ferrari in den USA kursieren im Internet bereits Spekulationen über mögliche Trickserei beim letzten Grand Prix.
Einstweilen hat es aber Sebastian Vettel in der Hand, erneut Weltmeister zu werden und zu den ganz Großen aufzusteigen. Drei WM-Titel haben bislang nur acht Fahrer errungen, drei oder mehr in Folge nur zwei. Sebastian Vettel würde so sehr früh in die Spitze der Spitze der Formel 1-Ruhmeshalle einrücken.
Würde, denn noch sind die Spiele nicht gemacht. 13 Punkte Vorsprung sind ein gutes Polster, allerdings kein überragendes. Sollte Alonso gewinnen, müsste Vettel mindestens Vierter werden, um Punktegleichstand zu haben. Bei den Grand Prix-Siegen würde er dann noch mit fünf zu vier führen.