Formel 1: Ein Händchen voll Kilo
15.03.2013
Zwei Kilogramm! Zu den ohnehin wenigen Änderungen der Formel 1-Saison 2013 gegenüber der des Vorjahres gehören zwei Kilogramm. Denn die Boliden haben ein Mindestgewicht von 642 statt 640 Kilo. Ein Projekt gegen Magersucht bei Fahrern? Nein – die Reifen sind schwerer als 2012 und zwar zwei Kilo.
Sonst hat sich in der Formel 1-Saison vor dem großen Umbruch wenig verändert. Die Nasen sind knickfrei, was optisch schön, fahrerisch bedeutungslos ist. DRS kann nun noch reglementierter verwendet werden und zwar nur in den erlaubten Zonen des Rennens. Höhere Gewalt beim Benzin-Fail gibt es nicht mehr.
Und für Diskussionen ist auch gesorgt, weil das Schlenkern fortan verboten sein wird, wenn der vorderste Teil des Frontflügels neben dem Hinterrad des Voranfahrenden auftaucht. Falkenauge sei wachsam! Es wird möglicherweise Durchfahrstrafen geben, ganz sicherlich aber Streit, ob der Berechtigung.
Mercedes erfolgsverdammt
Es ist überschaubar, was sich am Regelwerk ändert. Das gilt allerdings nicht für das, was hinter den Kulissen stattfindet. Ein Rennen weniger, ein Team weniger, viel mehr Paydriver und Berni Ecclestone unter juristischem Beschuss. Die Formel 1 steht unter Druck. Was würde wohl passieren, wenn Mercedes den Pfad der Flucht einschlagen würde?
Ganz so abwegig ist das nicht. Allein der Blick auf die Personalien bei den Top-Teams zeigt, wo es wirklich kriselt. Red Bull und Ferrari (noch!) nicht, McLaren nur durch Hamiltons Abgang in Bewegung. Bei Mercedes hingegen dürfte die Formel 1-Saison IV schon die entscheidende sein: Erfolg oder Abschied.
Der Abgang Michael Schumachers ist ein deutliches Zeichen gewesen, die personelle Restrukturierung abseits der Piste im Team (u.a. Norbert Haug) zeigt ganz deutlich, dass Mercedes zum Erfolg verdammt ist. Für die Formel 1 wäre ein Mercedes-Abgang ein GAU, denn damit würde der Sport an Zugkraft verlieren.
Duell mit unsichtbarem Dritten?
Wie nicht anders zu erwarten, gehört Sebastian Vettel zu den Top-Favoriten der neuen Formel 1-Saison. Drei Weltmeister-Titel hat der immer noch junge Fahrer in Folge errungen, der vierte würde dem ohnehin glanzvollen Lauf die Krone aufsetzen. Mit Mark Webber ist ein schneller Fahrer an seiner Seite, der immer mehr in die Rolle der Nummer zwei geraten ist.
Beim erstgenannten Verfolger handelt es sich um Ferrari. Hier steht und fällt alles mit Fernando Alonso. Klarer noch als bei Red Bull handelt es sich um Koch und Kellner, wenn das Verhältnis zwischen Alonso und Felipe Massa zu beschreiben ist. Der Brasilianer ist Punktelieferant, für das Team, aber immer hinter Alonso.
Und wer wird sich zu den beiden gesellen? McLaren hat von Lewis Hamilton Abschied genommen und hier muss erst Sergio Perez zeigen, was er wirklich kann. Jenson Button hat das schon getan, doch bei McLaren fehlt ihm bislang die Konstanz, um im direkten Titelkampf mitzumischen.
Mercedes wäre hypothetisch auch ein Titelkandidat. Doch die vergangenen drei Jahre haben glasklar die Grenzen des Teams aufgezeigt. Denn trotz Michael Schumacher hat sich nichts getan, im Gegenteil. Jetzt ist mit Lewis Hamilton auf der Piste und diversen Namen abseits wesentlich mehr Dynamik ins Spiel gekommen. Und Nico Rosberg wird wesentlich mehr Druck zu spüren bekommen, als durch Schumacher.
Bei Lotus könnte man ganz vielleicht noch damit rechnen, dass Kimi Räikkönen ganz vorn mitfährt. Das ist er ja schon in der vergangenen Saison, außerdem hat der Finne gezeigt, dass er Weltmeister werden kann. Mit dem zweiten Fahrer ist allerdings noch nicht wirklich der Sprung nach oben geglückt, Grosjean muss seine Seriosität noch unter Beweis stellen.
Vettel mit Doppelbestzeit
Das erste Freitagstraining in der neuen Formel 1-Saison stand allerdings ganz klar im Zeichen von Sebastian Vettel. Der hat sich für Red Bull eher unüblich in beiden Durchgängen ganz vorn in den Zeitlisten eingetragen. Gewöhnlich herrscht bei Vettel an diesem Tag Zurückhaltung – Vettel hat möglicherweise schon mal einen kleinen Paukenschlag setzen wollen. Und das auch noch vor Mark Webber, dem eigenen Teamkollegen. Das könnte man als Demonstration sehen, was andere bisweilen via Twitter lösen.
Aber die Konkurrenz ist nicht abgeschlagen. Mercedes hat sich sehr gut präsentiert, denn Nico Rosberg und Lewis Hamilton konnten sich hinter den Red Bull-Piloten vergleichweise gut schlagen. Allerdings rutschte Hamilton nach zwischenzeitlicher Bestzeit wieder ab auf Rang sieben. Der Getriebeschaden ist allerdings nicht wirklich ein gutes Zeichen, denn Schnelligkeit ist eines, Zuverlässigkeit das zweite.