Motorsport

Formel 1: Reifenrätsel – außer für Kimi

22.03.2013
In der Woche nach dem ersten Rennen der Formel 1-Saison 2013 gab es eine Menge zu lernen. Der überraschende Sieg von Kimi Räikkönen über Fernando Alonso und Sebastian Vettel trotz der starken Pole-Position des Weltmeisters hat weitreichende Fragen aufgeworfen. Die Antwort lautet einstweilen: Reifen.

Am Stand der Diskussionen über die Reifen (die zwei Kilo schwerer geworden sind!) lässt sich ablesen, wie sehr der Saisonauftakt doch überrascht hat. Im Vorjahr gab es in den ersten Rennen keinen einzigen Wiederholungstäter bei den Formel 1-Siegen, in diesem Jahr konnten die Zuschauer im Rennverlauf reichlich Führende bestaunen – darunter auch Adrian Sutil im Force India.

Das Hin und Her stand im Gegensatz zum Eindruck aus Training und Qualifying; in den Vorjahren war die Pole Position schon die halbe Miete für einen Grand Prix-Sieg, es sei denn, technische Mängel machten einen Strich durch die Rechnung. Jetzt sind es die Reifen, die sich scheinbar irriger verhalten als ein gebrochener Zauberstab in Hogwarts.

Und so steht unter dem Strich des ersten Rennens der Formel 1-Saison 2013 und vor dem zweiten Grand Prix die vorläufige Erkenntnis, dass der Schlüssel zum Erfolg im Lösen des Reifenrätsels liegen wird. Das hat Lotus-Fahrer Kimi Räikkönen bislang offensichtlich am besten geschafft.

Lotus wieder sehr schnell im Training

Am Freitag hat sich Kimi Räikkönen die Gesamtbestzeit für beide Trainingsläufe gesichert, auch wenn es so etwas offiziell gar nicht gibt. Mark Webber war in seinem Red Bull im ersten Durchgang der Schnellste, Räikkönen dagegen im zweiten und schließlich auch insgesamt. Wie wenig man sich davon kaufen kann, dürfte allen klar sein.

Allerdings scheint es Räikkönen gelungen zu sein, die Trainingsausfahrt ohne sonderliche Belastungen für seine Reifen durchgeführt zu haben. Das im Verein mit neuen Teilen und „Fortschritten“, die man am Auto gemacht hat, sind nicht wirklich gute Nachrichten für die Wettbewerber.

Eine kleine Einschränkung gibt es schon. Romain Grosjean plagt sich immer noch mit dem Setup seines Boliden. Nach den Traningsausfahrten war Grosjean nicht wirklich zufrieden, aber auch nicht sonderlich bedrückt. Denn mit dem neuen Frontflügel lief es nicht schlecht, für Qualifying und Rennen ist man nicht wirklich pessimistisch.

Ferrari: Optimismus ist zurück

Drei Jahre schon ist Ferrari der Konkurrenz vergeblich hinterhergefahren. Der wesentliche Grund ist immer im Auto gesehen worden. Das soll sich mit der Formel 1-Saison 2013 geändert haben. Nicht nur Fernando Alonso, sondern auch Felipe Massa sind sehr zufrieden. Vor allem der Brasilianer soll wieder richtig gut um die Runden kommen.

Für Ferrari sind das sehr gute Nachrichten, wenn sie sich bestätigen sollten. Zumindest die Zeiten vom Freitag sprechen nicht dagegen, Alonso und Massa fuhren fröhlich vorn mit. Allerdings steht auch bei Ferrari im Mittelpunkt, wie die Reifen zu behandeln sind. Man darf durchaus gespannt sein, ob der Rennstall schon am Sonntag untermauert, hier vorangekommen zu sein.

Red Bull: Schnell, aber…

… die leidige Reifenfrage bleibt einstweilen offen. Dass Vettel und auch Webber durchaus Bestzeiten fahren können, bleibt unbestritten. Offener ist die Frage, was daraus wird. So hat Webber im ersten Rennen aus technischen Gründen schon beim Start Boden verloren, Vettel seine Pole nicht in einen Sieg umsetzen können.

So klingen denn auch die Aussagen nach dem freitäglichen Trainings. Webber relativierte den Sinn dieses Ausfahrten (und ganz nebenbei alle Zeiten) recht drastisch: ein Witz! Und Vettel meinte, es wäre zumindest am Vormittag nicht schlecht gewesen, nur die Reifen hätten halt nicht lange gehalten. Nun …

… schlimmer geht immer: McLaren

Der Saisonauftakt von McLaren wäre wohl ohne die leidige Reifenfragen die spektakulärste Angelegenheit gewesen. Dramatisch ist das Team im ersten Rennen geschlagen worden. Einhellig hat sich im Nachhinein die Meinung herausgeschält, dass es nicht an den Rädern, sondern am komplett erneuerten Auto lag.

Anders als die Konkurrenz hat McLaren ein vollständig neu entwickeltes Auto kreiert, das mehr Potenzial haben soll; dieses scheint beim MP4-28 allerdings gut versteckt, denn die Niederlage im Rennen eins war dramatisch. Und so wundern die Durchhalteparolen nicht, ebenso wenig die Gerüchte, man könnte zum MP4-27 zurückkehren wollen.

Mercedes: Auferstehung

Gegenüber den vorangegangenen Saisons hat sich der Rennstall von Mercedes zu Saisonbeginn gut gerüstet präsentiert. Neuzugang Lewis Hamilton ist gut gestartet, Nico Rosberg hat noch mehr Potenzial, das Auto scheint endlich näher an der Spitze zu sein. Am Freitag hat sich das Team jedoch vor allem auf das Rennen fokussiert.

Der Schwerpunkt lag auf dem, was im Rennen zu machen ist, weniger auf das hohe Tempo des Qualifyings, in dem die Startaufstellung entschieden wird. Klingt fast nach einem Versuch, mit möglichst wenigen Stopps eine etwas langsamere Q-Runde auszugleichen. Wenn denn die Reifen mitspielen.

Force India: Nachlegen

Mit dem Saisonauftakt kann man im Hause Force India gut zufrieden sein. Kein Wunder, hat es doch für das Duo Adrian Sutil und Paul di Resta ordentlich WM-Punkte gegeben. Die Trainingseindrücke haben den recht positiven Eindruck unterstrichen, allerdings gab es einen Wermutstropfen.

Denn Sutil musste aufgrund technischer Macken die Trainingsrunden beenden. Auch di Resta ist mit dem, was Force India während des Trainings geleistet hat, zufrieden gewesen. Es wird interessant sein, ob Force India auch am zweiten Grand Prix der laufenden Saison sich so stark wird präsentieren können.


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