Formel 1: Rosberg siegt, Vettel gewinnt
27.05.2013
Wer dieser Tage mit dem Auto über die Dörfer fährt, stößt bisweilen auf Warnschilder: Festumzug! Bitte vorsichtig fahren! Vielleicht stand beim Großen Preis von Monaco, dem hoch speziellen Rundkurs durch die Stadt, auch so ein Schild. Denn das Rennen ist doch mehr zu einem Umzug mit festgelegter Reihenfolge geworden. Zumindest, was den Sieger angelangt, denn Nico Rosberg hatte mit seinem Mercedes schon die Pole Position errungen.
Doch ist das Bild schon ziemlich überspitzt. Denn schon hinter Rosberg wechselten die Plätze, es gab tatsächlich jede Menge zu bestaunen. Statt Überholmanöver sorgten Rennunfälle, Safety-Car-Phasen und ein Rennabbruch für Positionwechsel. Am Ende rangierten zwei Deutsche ihre Boliden auf die Treppchen-Plätze. Hinter Rosberg der Red-Bull-Pilot Sebastian Vettel, gefolgt von Mark Webber.
Ganz vorn im Rennen fuhren lange Zeit die beiden Silberpfeile, die darauf bedacht waren, die Reifen so zu schonen, dass ein Boxenstopp ausreichen würde. Bummelzug statt Hochgeschwindigkeit! Die schnellste Runde heimste am Ende noch Sebastian Vettel ein, der dabei seine bis dato beste Zeit dramatisch überbot – ein Zeichen für den Schongang des Rennens. Für die Formel 1 ist das eine echte Bedrohung.
Daran ändert auch nichts, dass es Positionswechsel gab. Hamilton verlor seinen zweiten Rang durch eine Blitzaktion Red Bulls hinsichtlich des Reifenwechsels. So bliebt es dann bis zum Ende: Rosberg – Vettel – Webber – Hamilton. Die erste größere positive Überraschung bildete Adrian Sutil, der den fünften Platz für Force India errang und zehn Punkte einheimsen konnte.
Einen schwarzen Tag erwischten allerdings die direkten Konkurrenten von Red Bull respektive Sebastian Vettel. Ferrari konnte nur sechs Punkte, Lotus gar nur einen einzigen WM-Punkt aus Monaco entführen. Vettel hat so seinen Vorsprung wieder deutlich ausbauen können, in der Teamwertung konnte Red Bull gegenüber Ferrari und Lotus das Punkte-Polster wesentlich verstärken.
Mercedes: Zitterpartie
Für den Rennstall von Mercedes könnte die Monaco-Fahrt den Auftakt zum längst ersehnten Angriff auf die Spitze bringen. Könnte, weil noch nicht klar ist, wie die Reifentest-Krise ausgeht. Könnte vor allem, weil noch nicht klar ist, wie stark Mercedes seine Stärken abseits der engen Gassen von Monaco einzusetzen weiß.
Nach dem Prozessionssieg hat das Team erstmals in dieser Saison die Schnelligkeit in einen Sieg nach Pole-Position ummünzen können. Das hat Mercedes zweifellos einen mächtigen Schub verliehen, wird aber erst dann wirklich wertvoll, wenn weitere Siege auf gewöhnlichen Strecken folgen. Und hier bleiben ernste Zweifel.
Red Bull und Vettel gewinnen
Den Grand Prix hat Nico Rosberg für Mercedes gewonnen, er und sein Teamkollege Lewis Hamilton sind aber eigentlich für Red Bull gefahren. Mercedes ist so weit zurück, dass der Rennstall als direkter Konkurrent (noch) nicht taugt. Somit konnten sich Vettel und sein Rennstal deutlich absetzen.
Die direkte Konkurrenz hat Federn gelassen. Der Vorsprung von Vettel ist deutlich größer geworden, was sich unter dem Strich am Saisonende noch einmal für den amtierenden Weltmeister positiv auswirken könnte. Rosberg hingegen liegt jetzt schon 60 Punkte hinter Vettel – das wird sich schwerlich aufholen lassen.
Ferrari: Alonso rettet ein paar Pünktchen
Es gäbe reichlich Anlass zum Lamentieren im Rennstall von Ferrari. Felipe Massas Unfall zum Beispiel, der für ihn mit einem Aufenthalt im Krankenhaus endete. Damit hat Massa nicht nur einen mächtigen Punktverlust für sich und sein Team erlitten, gleichzeitig gab es Stirnrunzeln, da der Unfall mit einem Crash am Vortag sehr ähnlich war.
Fahrfehler oder technisches Problem? Beides wäre für Ferrari unangenehm. Da Fernando Alonso auch hinter seinen Möglichkeiten blieb und nur schmale sechs Zähler einheimste, ist Ferrari für das Ziel, Weltmeister zu werden, zurückgeworfen worden. Der Spanier demonstrierte nach dem Rennen allerdings kämpferische Zuversicht.
Lotus: Gruselrennen
Einen Punkt hat das Formel 1-Team von Lotus aus Monaco mitnehmen können. Das ist ein dramatischer Schlag ins Wasser. Dabei hätte es ganz anders laufen können, wenn nicht Sergio Perez den Zweiten in der Fahrerwertung touchiert hätte. Perez ist dafür mächtig kritisiert worden, es ist nicht das erste mal, dass er aggressiv auffällt.
Umgekehrt verhält es sich mit Romain Grosjean. Der hat nämlich einen anderen Fahrer, Daniel Ricciardo, mit seinem Boliden aufs Korn genommen. Dafür wird er im nächsten Rennen um zehn Plätze nach hinten strafversetzt. Somit bleibt eine extrem frustrierendes Rennen für das Team.
McLaren: Punkte und Perez
Nein – eine Aufwärtsbewegung ist für den Rennstall von McLaren noch nicht zu sehen. Acht Punkte gab es beim Großen Preis von Monaco, nicht genug, um Force India vom fünften Rang zu verdrängen. Im Gegenteil: Sutil gutes Rennen vergrößerte den Vorsprung. McLaren konnte sich bezüglich der Punkte nur auf Button verlassen.
Dessen Teamkollege, Sergio Perez hingegen, sorgte mehr durch seinen ausfälligen Rennstil für Aufregung. Dramatische Überholmanöver, eine Kollision mit Kimi Räikkönen und null Punkte stehen unter dem Strich. Neuzugang Perez hat bislang noch nicht bewiesen, dass er Hamilton ersetzen kann, nicht einmal, dass er auf Augenhöhe mit Jenson Button fährt.