Motorsport

Formel 1: Wasserschlacht vor Trockenrennen

28.06.2013
Der erste Teil des Freitagstrainings im britischen Silverstone war eine Angelegenheit für U-Boot. Das Wetter auf der Insel gab alles und setzte den Fahrern ein schwer verdauliches Witterungsmenü vor. Weil es für Samstag und Sonntag an Sonne und Trockenheit nicht fehlen wird, bleiben die Erkenntnisse aus dem ersten freien Training faktisch ohne Aussagekraft und Lernerfolgen. Von den 90 Minuten waren schon 75 verstrichen, als Daniel Ricciardo in seinem Toro Rosso erstmals auf den Rundkurs ging.

Die Zurückhaltung hatte gute Gründe, wie Charles Pic nachdrücklich demonstrierte. Er knallte seinen Caterham-Boliden gegen eine Barriere und zerbröselte seinen Frontflügel. Andere Piloten gerieten auch in Schleudern, konnten aber Unfälle noch abwenden. Von Kimi Räikkönen abgesehen sind alle Fahrer wenigstens etwas über den Kurs gefahren. Am Nachmittag ging dann etwas besser zur Sache. Nico Rosberg drehte insgesamt 33 Runden und war vor Mark Webber und Sebastian Vettel der Schnellste.

Wie relativ die Freitagszeiten sein können, zeigt auch, dass Toro Rosso und Force India unter die Top-Ten fahren konnten. Vor allem Force India hat es Branchenkennern angetan, die das Team für das Rennen als Überraschungskandidaten auf dem Zettel haben. Force India hat bislang ohnehin eine sehr gute Saison gefahren. Mit 51 Zählern hat man schon nach sieben Rennen ein Niveau erreicht, das man in den Jahren 2010 und 2011 nach der kompletten Saison nur knapp übertreffen konnte.

Räikkönen könnte Domino-Effekt auslösen

Eine der spannenden Fragen des Wochenendes ist, wie sich Lotus schlägt. Die ersten fünf Rennen hat das Team bravourös gemeistert und Mercedes klar hinter sich lassen können; doch seit zwei Rennen stockt der Lotus-Express: ein und zwei Pünktchen konnte man entführen, für ein ambitioniertes Team wei Lotus ein Debakel. Hinzu kommt noch, dass man Kimi Räikkönen womöglich verlieren wird.

Der Abgang von Mark Webber aus dem Red Bull Team zum Ende der Saison hat einen Domino-Effekt ausgelöst. Zwar ist noch nichts ausgemacht, doch handelt es sich bei dem Cockpit, das Webber besetzt, um ein hoch attraktives. Ein sehr guter Fahrer wird als Teamkollege von Vettel zu Red Bull stoßen, was wiederum einen Platz freiräumen wird. Würde dann auch noch Felipe Massa von Ferrari das Weite suchen, wäre einem großangelegten Wechselspiel Tür und Tor geöffnet.

Doch auch so ist der mögliche Wechsel von Räikkönen zu Red Bull eine extrem spannende Angelegenheit. Lotus müsste sich um einen neuen Fahrer bemühen, der Top-Leistungen bringen kann. Und bei Red Bull wäre Räikkönen eine wirkliche Herausforderung für den amtierenden Weltmeister Sebastian Vettel. Wie sich die Verhältnisse im Rennstall dann verschieben, wäre spannend zu beobachten; Räikkönen wäre auch ein perfekter Nachfolger für den Fall, dass Vettel gen Ferrari von dannen zieht.

Ferrari: Wie lange Wohlfühlpaket

Apropos Ferrari: Felipe Massa ist beim Training Charles Pic gefolgt und in eine Barriere gesaust. Für den Brasilianer war das Rundendrehen damit abrupt beendet; Fernando Alonso musste die Arbeit allein fortsetzen. Doppeltes Pech für Ferrari, denn auch das erste Training war schließlich ein Reinfall. Für Ferrari bleibt damit die Frage offen, ob die Konstellation aus Alonso und Massa wirklich so optimal ist. Gewonnen hat sie bislang allzu wenig, Titel keine.

Auch beim italienischen Top-Rennstall war Räikkönen schon im Gespräch. Zumindest wurde darüber schon im Branchenumfeld spekuliert. Felipe Massa gilt seit geraumer Zeit als Wackelkandidat, absurderweise scheint allerdings gerade die relative Schwäche sein Schutz zu sein. Denn Fernando Alonso duldet neben sich schwerlich einen anderen Top-Fahrer, wie seinerzeit bei McLaren-Mercedes zu beobachten war.

Bei Ferrari hat Alonso das volle Wohlfühlpaket. Er allein ist die Nummer eins im Team, Massa der Wasserträger. Allein die zahlreichen Stallorders zugungsten des spanischen Stars sprechen eine klare Sprache. Doch der ersehnte Titeln bleibt bislang aus, auch in der aktuellen Saison scheint es schwer zu werden, denn Titelverteidiger Vettel hat schon einen ansehnlichen Vorsprung herausgefahren.



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