Formel 1: Rosberg siegt, Vettel nullnummert
30.06.2013
Es ist der Augenblick der Verfolger. Sebastian Vettel hat beim Großen Preis von Großbritannien eine Nullnummer fabriziert, was den hinter ihm platzierten Fahrern die Möglichkeit offerierte, Boden gutzumachen. Das gelang Nico Rosberg mit seinem Sieg am besten, doch ist Rosberg sehr weit von Vettel entfernt. Die deutlich näher platzierten Fernando Alonso, Kimi Räikkönen, Lewis Hamilton und Mark Webber konnten dagegen zweistellig aufholen. Der Ferrari-Pilot Alonso konnte seinen Rückstand um 15 auf 21 Punkte verkürzen. Noch immer deutlich hinter dem Führenden fährt Räikkönen mit einem Rückstand von 34 Zählern, elf mehr sind es noch bei Hamilton. Doch die Überlegenheit des amtierenden Weltmeisters hat sich mit dem Ausfall in England etwas relativiert, was für die sportliche Spannung nur positiv sein kann. Das gilt weniger für die anderen Begleiterscheinungen des Rennens. Gleich viermal sind nämlich die Reifen an den Rennautos geplatzt. Es ist ein GAU für den Reifenlieferanten Pirelli, der sowieso stark in der Kritik steht. Hamilton, Massa, Vergne und Perez haben so ihr Rennen mit Hindernissen fahren müssen. Das Theater nach dem Rennen ist keineswegs überraschend groß ausgefallen. Red Bull: Webber trumpft auf Eigentlich sah es lange Zeit nach einem weiteren, richtungsweisenden Sieg von Sebastian Vettel aus. Der hätte auf diese Weise schon einen wesentlichen Schritt Richtung erneuter Titelverteidigung machen können – doch das Getriebe trat dazwischen. Null Punkte trotz gut herausgefahrener Führung, die souverän verteidigt werden konnte. Für Vettel ein schmerzhafter Rückschlag. Für den Rennstall hat Mark Webber immerhin ein paar gute Punkte durch seinen Podest-Platz heraushauen können. Webber hatte zunächst sogar Glück, dass die Berührung durch Romain Grosjeans Rennwagen nicht das Ende seines Rennens brachte; am Ende konnte er mit einem Satz frischer Reifen sogar alles bis auf Nico Rosberg vor ihm abräumen und den zweiten Platz einnehmen. Gerade für Webber dürfte das Rennen ein Segen gewesen sein, hatte er doch zuletzt durch sein Karriere-Ende in der Formel 1 noch einmal nachdrücklich auf seine unbefriedigende Situation beim Red Bull-Rennstall aufmerksam gemacht. Mit dem starken zweiten Platz hat der Australier noch einmal unterstrichen, was für ein guter Fahrer er doch ist. Mercedes: Sieg und Auftrieb Was wäre wohl ohne den Reifenplatzer von Lewis Hamilton geworden? Hätte der Brite seinen ersten Sieg im neuen Rennstall perfekt gemacht? So blieb es immerhin bei Platz vier, nachdem er von dem ersten auf den letzten Platz zurückgefallen war. Vielleicht müssen es nicht immer Siege sein, auch derartige Aufholjagden können sich wie Siege anfühlen. Allerdings mit mehr als einem Wermutstropfen. Die Reifenplatzer sind extrem gefährlich für die Fahrer. Völlig berechtigt nehmen sich die Unmutsäußerungen nach dem Rennen über diese Angelegenheit aus. Abgesehen davon ist allerdings alles für Mercedes gelaufen. Nach dem dramatisch starken Qualifying konnten auch ordentlich Punkte eingefahren werden. Für Nico Rosberg war es schon der zweite Formel 1-Sieg in kurzer Zeit, der dritte für das Mercedes-Team, das endlich richtig in Schwung zu kommen scheint. Noch ist die Hälfte der Formel 1-Saison 2013 nicht beendet, da hat Mercedes schon mehr Punkte gesammelt, als in den beiden Vorjahren. Zufriedenheit bei Ferrari Auch der italienische Traditionsrennstall Ferrari hatte mit den Reifen zu kämpfen. Felipe Massa hatte nach dem Rennen keine Scheu, seinen Unmut frei zu äußern. Immerhin konnte der Brasilianer als Sechster noch ein paar Punkte sammeln, während Alonso ohne technische Probleme Dritter wurde. Für den Augenblick darf man zufrieden sein bei Ferrari, allerdings bleibt es dabei, dass der Rennstall noch nicht die Form aufweist, um Red Bull ernsthaft zu attackieren, wenn die Bullen nicht patzen. Das belegen mittelbar die Worte Alonsos, der es vor dem Rennen für unmöglich hielt, aufs Podium zu kommen. Ohne die zahlreichen seltsamen Begleitumstände hätte sich diese Einschätzung wohl als korrekt erwiesen. Force India: Pech und Punkte Fast hätte es für Force India in personam Adrian Sutil zu einem Podestplatz reichen können. Doch eine falsche Strategieentscheidung hat den Fahrer von dem dritten auf den siebten Platz durchgereicht. Dafür gab es zwar auch einige Punkte, doch das ist nur ein Trostpflaster für den Verlust von etwas wesentlich wertvollerem wie einem Podiumsplatz. Mit neuen Reifen für Sutil wäre die Schlussphase des Rennen vielleicht anders verlaufen, doch darüber lässt sich trefflich spekulieren. Paul di Resta hat ebenfalls zwei Zähler eingefahren, musste aber im Rennen mit seinem Frontflügel hadern, dessen Verlust ihn ordentlich zurückgeworfen hat. Force India ist aber derzeit klar der beste Rennstall vom Rest hinter den führenden Vier. McLaren weiter im Tief Null Punkte beim Heimrennen in England für McLaren! Schon die zweite Nullnummer in dieser Saison, schon die zweite direkt hintereinander! 37 kümmerliche Zähler aus acht Rennen, deutlich hinter Force India zurück und weit abgeschlagen vom natürlichen Lebensraum der Top-Vier. Bei McLaren war die Glücksgöttin wohl auf Urlaub. Denn Sergio Perez hat per Reifenschaden sein starkes Rennen sterben sehen, während Jenson Button mit abgekämpften Pneus noch aus den Punkterängen rutschte. Pech – doch das ist natürlich keine alleinige Erklärung für die anhaltende Schwäche von McLaren. Lotus: Trüber Aufwärtsschimmer Nach zwei mageren Rennen hat der Rennstall von Lotus in England wieder zehn Punkte eingeheimst. Doch das hat nicht für frohe Mienen gesorgt, im Gegenteil, man war mit der Ausbeute unzufrieden. Kimi Räikkönen hätte mit einer vernünftigen Strategie deutlich weiter vorn landen können. Und zwar deutlich: Rang zwei schien Räikkönen schwerlich zu nehmen sein, doch es kam anders, weil der Finne mit alten Reifen fahren musste. Bei Roman Grosjean hingegen war es der Frontflügel, der sich verabschiedete und so dem Rennen ein jähes Ende bereitete. Pech und Unvermögen haben Lotus so ordentlich Punkte gekostet.