Formel 1: Vettel knapp vor Räikkönen
07.07.2013
Jede Serie geht einmal zuende. Am Wochenende erwischte es jene, die Sebastian Vettel noch nie beim Großen Preis von Deutschland siegen sah. Nach der kurzen Auszeit in England hat Vettel dem Triumph von Kanada einen weiteren folgen lassen. Da auf der Insel ein technischer Defekt für die Nullnummer verantwortlich war, darf man mit einigem Recht sagen: Sportlich ist Vettel derzeit schwer zu schlagen.
Mit vier Siegen im Rücken strebt der Weltmeister als souverän Führender der Fahrerwertung nach der Saisonhälfte der erneuten Titelverteidigung entgegen. Die Konkurrenz tut sich schwer, auch weil es keinen richtigen Top-Verfolger gibt. So ist Fernando Alonso als Zweiter der Wertung diesmal nur Vierter geworden. Die beiden Lotus-Piloten lagen vor ihm, Vettel konnte also ordentlich Punkte auf den Spanier gutmachen.
Lotus allerdings hat mit Kimi Räikkönen einen extrem starken Fahrer im Rennstall, der allerdings schon dreimal in dieser Saison nur ein einstelliges Ergebnis erzielt hat und trotz fehlender Nullnummer eben nur Dritter ist. Lewis Hamilton schließlich gehört wie Nico Rosberg dem Qualifikationsmonster Mercedes an, im Rennen allerdings gab es nur zwei Siege für Rosberg, dem schon zwei Ausfälle und drei einstellige Punkteergebnisse gegenüberstehen.
Vettel ist stark, die Konkurrenz bislang nicht stark genug, um zum Angriff zu blasen. Zehn Rennen mit bis zu 250 WM-Punkten bleiben allerdings noch, um den Weltmeister abzufangen. Genügend Zeit und Möglichkeiten, eine abermalige Krönung von Vettel zu verhindern. Bei den Teams sieht es ganz ähnlich aus, in diesem Rennen hat Red Bull gegenüber Mercedes und Ferrari erheblich an Boden gewonnen, obwohl es für Mark Webber alles andere als optimal lief.
Red Bull: Sieg nach Maß Trotz des Sieges von Sebastian Vettel gab es bei Red Bull nach dem Rennen durchaus dunkle Wolken zu beobachten. Ein schwerer Unfall nach dem ersten Boxenstopp von Mark Webber, bei dem ein Kameramann durch ein Rad getroffen und schwer verletzt wurde, überdeckte die Freude. Die allerdings war berechtigt. Vettel hat das Rennen nicht so einfach gewonnen. Er musste sich mit allem, was er zur Verfügung hatte, gegen Kimi Räikkönen zur Wehr setzen. Der Finne war großartig unterwegs, im Rennstall wurde geäußert, dass Lotus hätte siegen können, wäre das Rennen erst zwei, drei Runden später zuende gegangen. Die Nullnummer in Silverstone ist mit dem Sieg halbwegs aufgewogen worden, wenngleich es bedeutender sein dürfte, dass die Konkurrenz untereinander die Punkte stiehlt. Mark Webber konnte davon allerdings wegen des verunglückten Boxenstopps nicht profitieren, immerhin gab es für den Australier unter dem Strich noch ein paar Punkte.
Lotus trumpft auf Mit dem Rennen in Deutschland hat der Rennstall von Lotus untermauert, dass den beiden Fahrern ein schnelles Auto zur Verfügung steht. Sowohl Kimi Räikkönen als auch Romain Gosjean haben das in gute Ergebnisse umsetzen können, es hat keineswegs viel gefehlt, um Vettel am Ende gar den Sieg abzujagen. Woran es fehlt, ist allerdings Geld. Denn Lotus scheint seinen Top-Mann nur mit Hilfe einiger Überredungskünste gehalten zu haben. Räikkönen soll Medienberichten zufolge schon mit dem Gedanken gespielt haben, das Weite zu suchen. Es scheint nicht ausgeschlossen, dass es im Saisonverlauf noch zu einem Paukenschlag kommen könnte.
Ferrari: Zwölf sind zu wenig Drei Teams haben beim Großen Preis von Deutschland zwölf Punkte eingeheimst: Ferrari, Mercedes, McLaren. Für die Ambitionen des italienischen Rennstalls ist das viel zu wenig (eigentlich für die beiden anderen auch), will man doch endlich einmal wieder Weltmeister werden. Stattdessen hat Konkurrent Vettel seine Stärke gezeigt und wieder gewonnen. Da Felipe Massa ohne Punkte blieb, ist Ferrari im Kampf um die Weltmeisterschaft in beiden Kategorien zurückgeworfen worden. Mut schöpft man, dass der Rückstand auf Vettel nur acht Sekunden betragen hat, nachdem Alonso von Rang acht aus starten musste. Allerdings braucht es langsam ein stärkeres Auto, ewige Aufholjagden sind für Titelambitionen Gift.
Mercedes: Reifensalat Bei Mercedes bleibt es wie gewohnt. Im Qualifying stark, die sechste Pole in neun Rennen unterstreicht das dramatisch, doch im Rennen kann das noch nicht in Siege umgesetzt werden. Ausgerechnet im Heimrennen war das wiederum der Fall. Kurz nach dem Start war Lewis Hamilton schon wieder seine Führung losgeworden. Auch der Triumphator von Silverstone, Nico Rosberg, konnte nicht ganz vorn im Konzert aus Red Bull und Lotus mitmischen. Rang neun, ernüchternd für Rosberg. Die Reifen haben dabei den Fahrern zugesetzt – ausgerechnet! Denn Mercedes ist übel beleumundet, seitdem offengelegt wurde, dass es Test durch den Rennstall mit den Pneus gegeben hat.
McLaren beendet Null-Serie Mit zwölf Punkten hat der Rennstall von McLaren sein bestes Saisonergebnis erzielen können. Bitter! Doch nach zwei Nullnummern scheint es endlich aufwärts zu gehen. Beide Fahrer konnten sich in den Punkterängen platzieren, die Rennzeiten von Jenson Button und Sergio Perez waren von denen der Spitzenleute nicht mehr allzu weit entfernt. Ein Silberstreif für den krisengeschüttelten Rennstall, der in dieser Saison weit unter seinen Möglichkeiten fährt. Button hat nach dem Rennen unterstrichen, dass McLaren positiv gestimmt aus Deutschland abreist. Es war ein deutlicher Schritt nach vorn, hat Perez geäußert – bleibt abzuwarten, ob sich der bestätigt in den nächsten Rennen.