Motorsport

Formel 1: Strohhalm Monza

06.09.2013
Mit dem Rennen in Monza verbindet sich möglicherweise die letzte Hoffnung des Ferrari-Teams, dem Sturmlauf des Sebastian Vettel Richtung Titelverteidigung noch auszubremsen. Allzu viel Möglichkeiten bleiben dem Traditionsteam aus Italien nicht mehr, denn die Saison hat schon den Scheitelpunkt überschritten und Red Bull führt mit einem recht stattlichen Polster beide Wertungen an.

Sebastian Vettel führt acht Rennen vor dem Saisonende mit 197 Punkten die Fahrerwertung an und hat einen Vorsprung auf Alonso von 46 Zählern. Da es für je ein Rennen maximal 25 Punkte gibt, müsste Alonso schon zweimal gewinnen und Vettel höchstens zweimal Neunter werden, ehe Punktgleichheit erreicht wäre. Schwer vorstellbar.

Die übrigen Konkurrenten, Lewis Hamilton und Kimi Räikkönen, liegen noch einmal zwölf bzw. 17 Punkte hinter Alonso zurück. Danach kommt mit einigem Sicherheitsabstand schon Mark Webber, ehe sich Nico Rosberg mit mehr als 100 Punkten Rückstand anschließt. Die Zahlen machen deutlich, dass schon einiges schiefgehen müsste, um Vettel die WM-Krone abspenstig zu machen.

Unmöglich ist das allerdings nicht. Acht Rennen bieten nicht nur rechnerisch die Chance zum Gegenschlag, doch allzu viel Zeit bleibt den Konkurrenten nicht. Ferrari sollte das Heimrennen in Monza nutzen. Hinter Lewis Hamilton hat Alonso im ersten Freien Training am Freitag schon Rang zwei belegt – vor Rosberg und Vettel. Wer nach Zeichen sucht – der findet.

Abseits der Strecke

Einiges bewegt hat sich dagegen abseits der Strecke. In den Medien kursiert ein Entwurf über die Formel 1-Saison 2014. Demnach sollen 21 Rennen ausgetragen werden – es würde eine sehr lange Saison werden. Neu hinzu würden drei Rennen kommen: In Russland und in Mexiko gäbe es zwei Grand Prix. Mexiko wäre eine Rückkehr, Russland eine Premiere.

Indien würde dieser Lesart zufolge keine Grand Prix austragen, dafür kehrte die Formel 1 nach Österreich zurück. Was in der Liste fehlt ist das Stadtrennen in New York, das eigentlich schon für 2013 angedacht war, nun aber möglicherweise im Regal der unverwirklichten Möglichkeiten ruhen bleibt. Und hinter dem Rennen in Südkorea steht ein Fragezeichen.

Wie hinter der ganzen Liste, die naturgemäß vorläufigen Charakter hat. Der WM-Kalender wird erst Ende des Monats abgesegnet, dann weiß man mehr. Das gilt allerdings schon jetzt für die personelle Entwicklung in der Formel 1. Denn hier hat es die wohl wichtigste Entscheidung schon gegeben: Mark Webber wird von Daniel Ricciardo ersetzt.

„Kleine“ Lösung statt Platzhirsch 2.0 bei Red Bull

Der freiwerdende Sessel bei Red Bull, wo Mark Webber die Segel streicht, wird durch eine interne Nachfolgelösung wieder besetzt. Daniel Ricciardo von Toro Rosso ist der neue Fahrerpartner von Sebastian Vettel ab 2014. Die zweite Lösung wäre die Verpflichtung von Kimi Räikkönen gewesen – oder eines anderen Fahrers von dessen Format.

Doch Red Bull geht den Ausbildungsweg und vermeidet Stallkämpfe. Ricciardo ist kein fertiger Fahrer, er erhält eine Chance, seine Talente umzusetzen. Mittel- und langfristig soll die Entscheidung sein, das jedenfalls ist aus dem Rennstall zu hören. In gewisser Hinsicht aber ist Ricciardo schon ein Routinier – er kennt viele Abläufe und Strukturen im Team.

Wie Sebastian Vettel kommt also ein weiterer Fahrer aus dem Red Bull B-Team Toro Rosso. Vettel allerdings hatte seinerzeit schon einen – sensationellen – Sieg mit einem Toro Rosso im Gepäck, wovon Ricciardo nur träumen kann. Doch trügt der Vergleich, denn die Weiterentwicklung der Autos hat die Möglichkeiten der Boliden bei Red Bull und Toro Rosso eher voneinander entfernt. Ricciardos Verpflichtung und die Folgen Mit der Entscheidung ist Red Bull natürlich ein Risiko eingegangen. Das wäre man allerdings auch mit Kimi Räikkönen oder einem anderen erfahrenen bzw. erfolgreichen Fahrer. Die Risiken haben sich eher verlagert. Einen Stallkrieg kann man mit dem jungen Fahrer schlichtweg ausschließen, was bei anderen Verpflichtungen durchaus hätte passieren können. Umgekehrt hat vor allem Räikkönen gezeigt, was er auf der Piste leisten kann. Das wäre sicherlich für die interne Motivation nicht schlecht gewesen, sofern die Rivalität nicht über bestimmte Grenzen hinaus geht. Dafür wäre die „Sicherheit“, dass Red Bull Leistungen bekommt, deutlich höher gewesen, als es bei Ricciardo der Fall sein kann. Doch auch das kann sich rasch in Luft auflösen, denn im kommenden Jahr wird die Formel 1 tiefgreifende Veränderungen durchlaufen. Autos und Motoren ändern sich gravierend, was die Fahrer besonders herausfordern wird. Es ist keineswegs gesagt, dass Ricciardo als junger, aufstrebender Fahrer das nicht meistern kann.





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