Mit seinem Sieg in Singapur hat Sebastian Vettel einen Grad der Dominanz erreicht, der die Formel 1 in dieser Saison wohl zur Formel Vettel verwandelt hat. Vier der letzten fünf Rennen sahen Vettel als Sieger, ein weiteres als Dritten. Insgesamt stehen nun sieben Siege auf dem Zettel von Vettel, der sechs Rennen vor dem Saisonende fast schon eine Vorentscheidung herbeigeführt hat.
Mithalten kann eigentlich nur noch Fernando Alonso. Doch auch das ist bestenfalls eine geschönte Wahrheit, denn Vettel hat in Singapur das Rennen mit mehr als 30 Sekunden Vorsprung vor dem Spanier in Ferraris Diensten gewonnen. Vettel fährt in einer eigenen Liga, was sich schon im Rennverlauf bemerkbar machte, als Vettel bei verschiedenen Gelegenheiten extrem rasch einen Vorsprung herausfahren konnte.
Doch das sind keineswegs die einzigen Faktoren, die auf eine Überlegenheit verweisen. Auch die Kaltblütigkeit, mit der Vettel beim Rennstart den kurzzeitig verloren gegangenen Posten an der Spitze wieder zurückeroberte, ist bemerkenswert. Nico Rosberg war es in seinem Mercedes zunächst gelungen, die Spitze beim Start zu besetzen, Vettel konterte schon in der nächsten Kurve.
Alonso mit Gegenwehr
Nach diesem Manöver konnte der aktuelle Weltmeister gleich vier Sekunden Vorsprung herausfahren – in zwei Runden! Das ist atemberaubend viel in der Formel 1. Die herausragende Leistung eines Fernando Alonso, der wieder einmal im Qualifying abfiel und sich aus den Tiefen des Feldes rasch nach vorn arbeitete, nutzte angesichts der Überlegenheit Vettels nichts.
Immerhin bietet Alonso noch genügend Gegenwehr, um die Spannung um den Titelkampf nicht ganz versickern zu lassen. Vettel hat schon recht, wenn er darauf hinweist, dass viele Zeitgenossen dem WM-Punkte-Stand eine zu hohe Bedeutung beimessen. Der aktuelle Stand hilft nichts, wenn am Ende ein Punkt zum größten Gegner fehlt.
Und der heißt nun einmal Fernando Alonso, auch wenn ihn vom Titelträger mittlerweile stolze 60 Punkte trennen. Doch bei Lewis Hamilton und Kimi Räikkönen sind es noch einmal 36 respektive 38 Punkte mehr. Hier wird es nicht allzu lange dauern, bis die beiden Fahrer von Mercedes und Lotus auch rechnerisch keine Titelchancen mehr haben werden.
Safety-Car kostet Vorsprung
Anders bei Alonso: Angesichts der Leistung ist es nicht ausgeschlossen, dass er Vettel noch abfängt. Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. Wie es kommen könnte, zeigt ein Beispiel aus dem Rennen. Süffisanterweise ausgelöst durch jenen Fahrer, der im kommenden Jahr der Partner von Sebastian Vettel darstellen wird.
Ein Fahrfehler von Daniel Ricciardo klatschte seinen Toro Rosso an die Wand und erzwang eine Rennunterbrechung. Pech für Vettel, der mit elf Sekunden das Rennen souverän anführte. Nach der Safety-Car-Phase saßen die Verfolger wieder am Heckflügel des Red Bull von Vettel. Alonso und Räikkönen, der mit seinem Lotus Dritter wurde, nutzten die Gelegenheit zum Reifenwechseln.
Doch letztlich blieb auch das eine Episode. Denn Vettel konnte vor dem Feld weiter davonrasen und seinen Vorsprung auf eine halbe Minute ausweiten. Ungehindert konnte der Weltmeister seinen nächsten Rennsieg einfahren. Der trägt übrigens die Nummer 33, womit Vettel auch bei der Zahl der Rennsiege Alonso den Rang abgefahren hat. Acht fehlen noch auf Ayrton Senna, weitere zehn zu Alain Prost.
Fokus auf 2014
Interessant ist bei allem, was durch die Medien geistert, eine Aussage von Stefano Domenicali. Man versuche, die Distanz zu Red Bull zu verringern, konzentriere sich aber zu 99 Prozent auf das Auto für 2014. Für die laufende Saison bedeutet das nicht viel weniger als das Eingeständnis, dass der Wettkampf gelaufen ist.
Bis zum Saisonende lautet für Ferrari offensichtlich die Strategie, Schlimmeres zu verhindern, gleichzeitig aber die Vorbereitungen auf die Umbruch-Saison 2014 so weit voranzutreiben, dass man endlich wieder ganz vorn mitfahren kann. Hoffnung für 2013 zieht man allenfalls mit Blick auf das Einwirken höherer Mächte.
So ist Mark Webber in der letzten Runde des Rennens ausgeschieden. Das Auto fing auf Grund von technischen Problemen Feuer, folglich musste Webber das Rennen aufgeben. Für Ferrari ein Anlass darüber zu hadern, das das falsche Red-Bull-Auto ausgeschieden sei. Sportlich ist derlei allerdings nicht, mit Blick auf die jahrelange Erfolglosigkeit des Traditionsrennstalls, wenigstens verständlich.