Motorsport

Formel 1: Sebastian Vettel im Shitstorm

04.10.2013
In der Formel 1-Saison 2013 steht das Finale an, die letzten sechs Rennen werden ausgetragen. Auf diese eigentlich spannende Phase ist ein dunkler Schatten gefallen. Sebastian Vettel von Red Bull fährt dem Feld vorweg, zuletzt hat er ein Rennen in abgehobener Überlegenheit zu Ende gebracht. Auch die Weltmeisterschaft scheint dem amtierenden Titelträger schwerlich zu nehmen.

Also wird abseits der Rennstrecke aus vielen Rohren gefeuert. Einstweiliger Höhepunkt ist ein Großer Lauschangriff durch Giancarlo Minardi gewesen. Der ehemalige Chef von Minardi, einem Rennstall, den der Erfolg nicht gerade nachgerannt ist, will beim Singapur-Grand Prix verdächtige Geräusche aus Vettels Motor vernommen haben, die er als Beleg für den regelwidrigen Einsatz einer Traktionskontrolle ausgelegt hat.

Eigentlich müsste die Frage gestattet sein, ob Minardi nicht ins Lager von Bacardi gewechselt ist, die Auslassungen dürften eine ähnliche Qualität haben wie Kaffeesatzlesen oder die Interpretation von Tiereingeweiden haben. Die giftige Wirkung allerdings wird trotzdem entfaltet, wie sich am heftigen Dementi seitens Red Bull zeigt.

Minardi hat schlichtweg ein altes Rezept umgesetzt: Wie absurd es auch sei, was man einem erfolgreichen Team bzw. Fahrer vorwirft, etwas bleibt immer hängen. Die Enttäuschten nehmen derlei gern zum Anlass, einen verwerflichen Grund für die Überlegenheit von Red Bull gefunden zu haben und sei er noch so abseitig.

Wenig Hoffnung auf die Wende

Allzu viel Hoffnung darauf, dass Vettel noch abgefangen werden könnte, bleibt aus sportlicher Sicht nicht. 60 Punkte hat der Weltmeister auf Fernando Alonso Vorsprung, sechs Rennen sind noch zu fahren. Vettel könnte zweimal ausfallen und würde immer noch führen, auch wenn Alonso gewinnen würde. Letzteres wäre in diesem Extremfall nicht ganz unwahrscheinlich, denn die zurückliegenden drei Rennen zeigten exakt diese Reihenfolge: Vettel vor Alonso.

Das Problem aber ist, dass es noch andere starke Teams gibt. So hat es während des Freitags-Trainings in Korea zum Beispiel Mercedes geschafft, Red Bull die Show zu stehlen. In beiden Trainingsläufen war Lewis Hamilton flott unterwegs und konnte sich die beste Zeit sichern. Die Ferrari-Fahrer blieben dabei deutlich weiter zurück.

Sollte es am Sonntag im Rennen so kommen, hätte Vettel auch ohne Sieg einen wichtigen Schritt Richtung abermaliger Titelverteidigung unternommen. Allerdings steht das freitägliche Rundendrehen im Verdacht, nicht unbedingt aussagekräftig zu sein. Die Frage ist nämlich, was Red Bull für beide Fahrer noch aus dem Hut zaubern kann.

Einen kleinen Malus haben die Bullen ohnehin, denn Mark Webber wird wegen seines Taxi-Stunts zehn Plätze beim Start nach hinten versetzt. Für den Kampf um die Weltmeisterschaft ist das nicht wirklich positiv, denn Webber ist einer der Kandidaten, der den Konkurrenten seines Teamkollegen die wichtigen Punkte stibitzen könnte. Und nebenbei Zähler für die Konstrukteurs-WM einfahren.

Wenn man sich die Kommentare ansieht, die nach den Trainingsläufen abgegeben wurden, könnte man schon den Eindruck gewinnen, Red Bull habe Schwierigkeiten, die 107 Prozent-Marke nicht zu schaffen. Webber war mit seinem Auto alles andere als zufrieden, Vettel hat vielsagend davon gesprochen, dass noch viel zu tun sei. Wie es scheint, hat Red Bull noch Potenzial.

Das wäre keine gute Nachricht für die Konkurrenz, allen voran Ferrari. Dort geht man nach dem Freitag davon aus, dass man kein bisschen konkurrenzfähiger sein werde, als es in den vorangegangenen Rennen der Fall gewesen ist. Die Zurückhaltung ist spürbar, vielleicht hat man beim Traditionsrennstall schon die Hoffnung begraben und schaut auf 2014.



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