Formel 1: Webber hat die Nase vor Vettel vorn
12.10.2013
Das Qualifying für das Rennen zum Großen Preis von Japan hat eine kleine Überraschung gebracht. Sebastian Vettel startet nicht von der Pole Position, sondern Mark Webber. Statistisch nicht weiter schlimm, mit 42 Poles rangiert Vettel im Niemandsland zwischen Jim Clark (33) und Ayrton Senna (65) auf Platz drei.
Doch geht es ohnehin um andere Dinge. Denn in Suzuka ist Vettel bislang immer als erster aus den Startlöchern gekommen, jetzt hat ihm sein Teamkollege Mark Webber die Show gestohlen und wird selbst als Nummer eins ins Rennen gehen. Technische Probleme bildeten das Hindernis, in Gestalt des KERS-Systems, das im wichtigen Q3 wieder zickte.
So könnte das Rennen vielleicht wieder einmal knapp werden. Vielleicht, denn Mark Webber ist nicht unbedingt als brillanter Starter bekannt. So könnte vielleicht Vettel seinen Malus gleich zu Rennbeginn ausgleichen, vielleicht gibt es aber auch lachende Dritte. Mögliche Kandidaten gibt es, zum Beispiel Lewis Hamilton, der als Dritter startet.
Mercedes hat im Qualifying allerdings nicht wirklich überzeugen können, die erhoffte Konkurrenz zu den Red Bull-Autos war man nicht. Den vierten Rang sicherte sich Romain Grosjean für Lotus, Felipe Massa steht auf Rang fünf und Nico Rosberg auf Platz sechs. Mal schauen, ob Massa im Rennen Platz machen wird, wenn Alonso vom achten Rang aus nach vorn prescht.
Teams längst im nächsten Jahr
Die Ausgangslage vor dem Formel 1-Rennen in Japan ist denkbar klar: Sebastian Vettel wird sein vierter Weltmeister-Titel kaum noch zu nehmen sein, die Frage ist eher, wann er sich die Krone wird aufsetzen können. Fünf Rennen vor dem Ende beträgt sein Vorsprung auf den Zweitplatzierten dramatische 79 Punkte. Das vorerst letzte Rennen in Südkorea brachte mit dem vierten Sieg in Folge gleich siebzehn Zähler gegenüber Fernando Alonso.
Wer soll das aufholen? Selbst wenn Vettel die verbleibenden Rennen nicht fahren würde, wäre es nicht ausgemacht, dass Alonso noch Weltmeister werden könnte. Die Dominanz Vettels ist seit dem Großen Preis von Deutschland erdrückend, die Konkurrenz nimmt sich zudem gegenseitig die Punkte weg. So bleibt Vettel wohl Weltmeister.
Was sich hinter der Überlegenheit des Red Bull-Fahrers vielleicht auch verbirgt ist, dass die meisten Teams längst reichlich Ressourcen für das kommende Jahr aktiviert haben. Gesichtswahrend die laufende Formel 1-Saison zuende fahren, nächstes Jahr, wenn es zum großen Umbruch in der Formel 1 kommen wird, angreifen.
Tradition gegen Emporkömmling
Sollte es Red Bull gelingen, den Weltmeister-Titel in beiden Disziplinen zu erreichen, wäre es sicherlich ein grandioser Aufstieg in Rekordgeschwindigkeit. Der dürfte nicht allzu fröhlich von der Konkurrenz gefeiert werden, auch nicht von allen Zuschauern. Die Pfiffe, die Vettel zuletzt hatte einstecken müssen, sind zum Teil auch eine Form ungewollter Anerkennung.
Denn im Spitzensport gilt, dass Neid hart erarbeitet sein will. Wer über lange Strecken hinweg beneidet wird, um seine Triumphe, die immer wieder von Durststrecken und Katastrophen unterbrochen sein dürfen, bildet Tradition. So wie es bei Ferrari der Fall ist. Ferrari steht für Tradition, Red Bull für den Emporkömmling.
Vettel & Co. haben noch einen sehr weiten Weg vor sich, bis sie auch nur annähernd auf dem Niveau von Ferrari angekommen sein werden. Vor allem bei Red Bull wird es fraglich sein, wie es nach dem Weggang von Vettel weitergehen wird. Beide Seiten sind derzeit sehr auf Gedeih und Verderb angewiesen, wenn es nicht so wäre und nur ein schnelles Auto den Erfolg brächte, wäre Mark Webber sicherlich noch im Rennen um die Formel 1-Krone 2013.