Motorsport

Formel 1: Vettel klopft an den Olymp

14.10.2013
Nach seinem Grand Prix-Sieg in Japan ist Sebastian Vettel der Weltmeistertitel faktisch nicht mehr zu nehmen. Es müssten schon gravierende Umstände eintreten, eine Disqualifikation oder ähnliches, um Vettel an der Titelverteidigung zu hindern. Sportlich ist es nahezu unmöglich, die Wahrscheinlichkeit, dass der amtierende Weltmeister schon beim nächsten Rennen der künftige sein wird, liegt gigantisch höher.

Das zeigen die Zahlen. 90 Punkte Vorsprung bei vier noch ausstehenden Rennen auf Fernando Alonso. Der könnte nur noch Weltmeister werden, wenn er jedes Rennen gewönne und Vettel nicht noch irgendwoher zehn Zähler einstreichen könnte. Nach fünf Siegen in Folge, in denen Alonso nicht einmal immer Zweiter geworden ist, steht derlei nicht zur Debatte.

Der herbstliche Teil der Formel 1-Saison ist ohnehin Vettel-Zeit. Wie in diesem Jahr so hat der Pilot auch in den Vorjahren zumeist im zweiten Saisonteil noch einmal eine Schippe draufgelegt. Vor allem der zweite Ausflug nach Asien ist ihm immer sehr gut gelungen. In diesem Jahr darf getrost vermutet werden, dass er unfreiwillige Schützenhilfe erhalten hat.

Die Spitzenteams wie McLaren, Mercedes und seit einiger Zeit wohl auch Ferrari dürften sich längst von der laufenden Saison verabschiedet haben. Verwalten, Schaden begrenzen und auf die nächste Saison schauen: Das ist das alternative Programm zum Attackieren auf Red Bull. Was bleibt auch anderes übrig? Die Dominanz von Red Bull und besonders Sebastian Vettel ist erdrückend.

Vettel auf dem Sprung unter die ganz Großen

Mit seinem neuerlichen Sieg in einem Grand Prix hat sich der Weltmeister nicht nur allerbeste Voraussetzungen geschaffen, die WM-Krone zu verteidigen. Auch in der Ruhmeshalle der Formel 1 dürfte er langsam aber sicher in den Olymp vorstoßen. Bei den Grand Prix Siegen fehlen ihm noch sechs, um mit Ayrton Senna gleichzuziehen, der in dieser Kategorie der Drittbeste hinter Alain Prost (51) und Michael Schumacher (91) ist.

Noch mehr wiegt allerdings die Tatsache, dass Vettel mit seinem absehbaren vierten WM-Titel mit Alain Prost gleichziehen könnte. Da ihm allerdings seine vier Titel in Folge gelungen sein werden, liegt er dann wohl noch eine Nasenspitze vorn: Das nämlich ist nur Juan Manuel Fangio (1954 – 1957) und Michael Schumacher (2000 – 2004) gelungen, wobei Schumacher auch den fünften Folgetitel errungen hat und noch eine Klasse für sich bildet.

Mit vier Titeln in Folge wird Vettel für eine Ära gesorgt haben, deren Ende möglicherweise noch offen ist. Denn mit dem Übergang von Saison 2013 zu 2014 wird die Herausforderung für Fahrer und Team noch einmal deutlich größer. Die tiefgreifenden Veränderungen im Regelwerk mischen die Karten ebenso neu wie die personellen Wandlungen. Erstmals seit Jahren bekommt Vettel einen neuen Partner, die teaminterne Struktur wird so etwas verschoben.

Lotus will sich noch zeigen

Das Rennen im fernen Japan hat noch eine andere Entwicklung gebracht, die durchaus bemerkenswert ist. Lotus ist mit 25 WM-Punkten hinter den doppelsiegenden Red Bull-Autos die Nummer zwei in der Teamwertung gewesen. Deutlich mehr Punkte als Ferrari oder gar Mercedes machen Hoffnung, dass der Rennstall im Kampf um den besten Platz hinter Red Bull noch offen ist.

Dort rangeln die drei Teams mit einander in vergleichsweise geringem Abstand. Ferrari ist Zweiter mit 297 Zählern, Mercedes-Benz hat 287 Punkte und Lotus 264. Das liegt in diesem Fall an Romain Grosjean, der den dritten Platz erreichen konnte. Schon beim Start hat der Fahrer eine großartige Leistung vollbracht und Plätze gut gemacht.

Für einen Angriff auf Red Bull hat es zwar nicht gereicht, allerdings konnte Grosjean für sich in Anspruch nehmen, Vettel und Mark Webber etwas unter Druck gesetzt zu haben. Grosjean hat damit zum vierten Mal das Treppchen geentert und sich etwas auch dem langen Schatten von Kimi Räikkönen gelöst. Der allerdings bleibt unangefochten die Nummer eins im Lotus-Rennstall.

Sauber mit dem zweiten Wind

Es ist bislang eher eine Saison zum Vergessen für den Rennstall von Sauber. Der hat in den zurückliegenden vier Rennen aber immerhin viermal punkten können, davon dreimal recht ordentlich. Die aufsteigende Form vermeidet ein regelrechtes Debakel des kleinen Rennstalls, der derzeit auf 45 Punkte kommt.

Damit liegt Sauber weit hinter dem, was 2012 erreicht wurde, doch das Niveau der davor liegenden Jahre hat man übertroffen. Entscheidend ist dabei Nico Hülkenberg. Der konnte in den letzten acht Rennen sechsmal punkten, davor war die Ausbeute mager, wenngleich immer noch besser als bei seinem Kolllegen Gutierrez.

Für den Rennstall von Sauber steht eine wichtige Weichenstellung an. Hülkenberg könnte den Rückenwind durchaus nutzen, um sich bei einem anderen, leistungsfähigeren Rennstall verpflichten zu lassen – bei Lotus wird durch Räikkönens Abgang ein Plätzchen frei. Doch scheint es hier keinen Automatismus zu geben, Sauber ist noch im Rennen.

Ferrari mit bescheidener Freude

Die Ausbeute in Japan nimmt sich für Ferrari eher bescheiden aus. Rang vier und zehn. Für einen Traditionsrennstall vom Format Ferrari ist das eher mau, trotzdem war man bei den Roten durchaus zufrieden. Fernando Alonso meinte nach dem Rennen, man wäre höchstens Vierter geworden, was immer an alternativen Instrumenten genutzt worden wäre.

Red Bull und Grosjeans Lotus waren zu schnell, Alonsos Platz war das höchste der Gefühle. Weniger schöne ist das, was mit Felipe Massa geschehen ist. Der musste wohl seinem Teamkollegen weichen, wenngleich sich die Aussagen über die seltsame Funkanweisung neblig anhören. Ansonsten dürfte man sich bei Ferrari nur noch nach dem Saisonende sehnen.

Mercedes: Hamilton von Vettel gekickt

Es hätte die große Schlagzeile werden können: Schon am Start kam es zu einer Kollision zwischen Sebastian Vettel und Lewis Hamilton. Der Brite in Diensten von Mercedes-Benz hat das Rennen danach nicht beenden können, aus Sicherheitsgründen ist das Auto herausgerufen worden. Vettel trifft an dem Unfall dem allgemeinen Vernehmen nach nicht Schuld gewesen.

Für Mercedes bedeutete das eine magere Ausbeute von nur vier Punkten. Damit ist der Abstand zu Ferrari wieder auf zehn Zähler gewachsen, ein Rückschlag im Kampf um die Vize-Weltmeisterschaft unter den Konstrukteuren, die für den noch immer recht jungen Rennstall ein grandioser Erfolg wäre. Apropos: Mit Lewis Hamilton scheint Mercedes einen glücklichen Griff getan zu haben, schon jetzt ist klar, dass man das mit Abstand beste Ergebnis seit dem Neustart wird erreichen können.

McLaren schwer enttäuscht

Noch übler allerdings hat es abermals den Rennstall von McLaren erwischt. Dort konnte man sich über die zwei Punkte nicht freuen, die aus Japan entführt werden konnten. Der Weg zum Ziel ist bei McLaren in Japan eine einzige Katastrophe gewesen: Eine Panne folgte der anderen, bei den Boxenstopps, auf der Strecke.

In zwei Wochen hofft man bei McLaren, die bislang schauderliche Saison vielleicht doch noch halbwegs positiv zu gestalten. Ein paar WM-Punkte mehr und es würde tatsächlich für Rang fünf reichen, der bis zur Saisonmitte definitiv Force India zu gehören schien. Doch dort ist Land unter, was McLaren die Chance gibt, die große Katastrophe 2013 abzuwenden.



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