Motorsport

Formel 1: Alonsos Fluchten

18.10.2013
Es kracht im Hause Ferrari. Ein wunderschönes Feuerwerk wird dort gerade abgebrannt, passend zum Saisonfinale, da der konkurrierende Rennstall schon wieder Weltmeister werden wird. Wie das aus Ferrari-Sicht empfunden wird? Man stelle sich Bayern München vor, wenn Borussia Dortmund gerade zum vierten Mal nacheinander Deutscher Meister werden würde!

Im Hause Ferrari ist man nun dabei, dem nicht mehr allzu spannenden Saisonende 2013 ein bisschen Würze zu verleihen. Die Unzufriedenheit über die zurückliegenden vier Jahre ist auf beiden Seiten greifbar und entlädt sich offenkundig. Doch ist es bloße Unzufriedenheit? Zumindest bei Fernando Alonso könnte auch ein Fluchtreflex dahinterstecken.

Die sportliche Erfolglosigkeit hat die Ferrari-Leitung schon zum Handeln motiviert. Mit Felipe Massa ist ein mäßig erfolgloser Fahrer gegangen worden, an seine Stelle tritt mit Kimi Räikkönen, der durchaus das Potenzial zu haben scheint, ganz vorn mitzufahren. Dieser Schritt ist vielleicht wirklich nur eine Konsequenz aus Massas Erfolglosigkeit, vielleicht aber auch ein Stich Richtung Alonso.

Rosenkrieg bei McLaren-Mercedes 2007

Schon einmal hat Fernando Alonso einen Stallkrieg inszeniert, an dessen Ende er den Rennstall verlassen hat und viele Verlierer, sowie einen lachenden Dritten hinterließ. Das dramatische Jahr 2007 bleibt wohl unvergessen. Der Rennstall McLaren-Mercedes wollte seine allzu lange Durststrecke beenden und setzte auf das Duo Fernando Alonso und den Neuling Lewis Hamilton.

Dummerweise hielten beide nicht ganz das, was sie versprachen. Hamilton brauste mit Wucht davon, statt sich hinter den zweifachen Weltmeister einzureihen. Alonso fuhr ebenfalls gut genug, um ein Wörtchen bei der Vergabe des WM-Titels mitzusprechen. Und diese Konstellation reichte, um es richtig krachen zu lassen.

Auf der einen Seite der – sagen wir: ambitionierte Weltmeister, der mit seiner in der Vergangenheit liegenden Leistung bestimmte Ansprüche für die Rangfolge im Team verband. Auf der anderen Seite der Frischling, der ganz stark und überraschend auftrumpfte. Statt mit zwei starken Fahrern beide WM-Titel zu holen, ging McLaren-Mercedes leer aus.

Devote Nebenleute gefragt

Kimi Räikkönen von Ferrari siegte als Weltmeister und die WM-Krone der Konstrukteure verlor das Team am grünen Tisch, infolge der so genannten Spionage-Affäre. Zumindest war nach der Saison klar, dass Alonso ein ganz spezielles Klima benötigt, um zu funktionieren. Faktisch heißt das, Selbstaufgabe des anderen Fahrers.

Wie weit das gehen kann, gab es bei Renault zu beobachten, als der Teamkollege Alonsos, Nelson Piquet Jr. durch den Teamchef Flavio Briatore angewiesen wurde, einen Unfall zu fingieren, um eine Safty-Car-Phase zu erzwingen, die Alonsos Rennstrategie unterstützte und in diesem Fall zum Erfolg in Form eines gewonnenen Rennens führte.

Abseits derartiger Extrem-Fälle gibt es noch andere Symptome, wie die rigorose Stallregie, die Felipe Massa bei Ferrari in der Vergangenheit mehrfach ausgebremst hat. Erstaunlich ist nun, dass Ferrari ausgerechnet den devoten Massa durch Kimi Räikkönen ersetzt. Der Finne hat seit seiner Rückkehr ins Formel 1-Geschäft klar gezeigt, dass mit ihm zu rechnen ist. Löst Räikkönen Fluchtreflex aus?

Womit wieder der Ausgangspunkt erreicht wäre: Alonso hat mit seinem flapsigen Spruch, er wünsche sich zum Geburtstag einen Red Bull, ganz klar die Verantwortung für den sportlichen Misserfolg auf das Team geschoben. Sollten die kolportierten Stänkereien teamintern nicht erfunden worden sein, würde das gut ins Bild passen.

Die Reaktion der Teamleitung auf den sportlichen Misserfolg ist vielleicht auch ein Warnschuss an Alonso. Der wird sicherlich von Kimi Räikkönen alles Mögliche erwarten können, nur kein devotes Verhalten. Man darf durchaus davon ausgehen, dass die Vertragsverhandlungen zwischen Ferrari und Räikkönen den schwierigen Punkt der Teamorders gestreift haben.

Der Wind im Ferrari-Rennstall wird härter. Für Alonso vielleicht zu hart. In diesem Fall wären Spekulationen aus dem Umfeld der Formel 1, Alonso wolle seinen Rauswurf provozieren, wohl nicht ganz aus der Luft gegriffen. Für Ferrari als legendäres Team ist die scharfe Kritik eine Art Gotteslästerung und nicht hinnehmbar.

Gut möglich also, dass zwei Seiten finden, nicht mehr zu einander zu passen.



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