Formel 1: Duell als Spannungsquell
06.06.2014
Mit dem siebten Saisonrennen der Formel 1 im Jahr 2014 geht das Duell zwischen dem WM-Führenden Nico Rosberg und Lewis Hamilton in die nächste Runde. Beide Silberpfeil-Autos ist angesichts des bisherigen Saisonverlaufs favorisiert, die Strecke in Kanada wird daran nichts ändern. Im Gegenteil: Dort können die Mercedes-Boliden ihren Geschwindigkeitsvorteil erst richtig ausspielen.
So wird es nicht ganz so spannend, um es einmal vorsichtig auszudrücken. Wie sollte es auch, angesichts von mehr als 140 Punkten Vorsprung in der Teamwertung ? Mercedes hat fast das Optimum herausgeholt, fünf Doppelsiege in Folge sprechen eine ganz deutliche Sprache. Und bei den Fahrern hat der Erste (Rosberg) doppelt so viele Zähler wie der Dritte (Alonso), während der Zweite nur vier Punkte hintendreinliegt.
Die Formel 1 gerät in diesem Jahr zu einer Mercedes-Veranstaltung. Die Dominanz ist derart erdrückend, wie sie selbst zu Hochzeiten eines Sebastian Vettel nicht gewesen ist, auch wenn der noch amtierende Weltmeister 2011 nach sechs Rennen noch ein paar Punkte mehr auf dem Konto hatte als der aktuell Führende.
Fernando Alonso ist weit davon entfernt, den Mercedes-Fahrern schon Konkurrenz machen zu können. Wie weit, das zeigen die Berichte aus dem Ferrari-Lager, nach denen der Traditionsrennstall versucht, Red Bull in Person von Adrian Newey eine Schlüsselfigur abspenstig zu machen. Der nämlich ist für seine genialen Auto-Designs bekannt, die allerdings ohne konkurrenzfähigen Motor und mit zickender Technik nicht viel ausrichten können.
Ein weiteres Symbol dafür, dass Ferrari längst die Segel gestrichen haben dürfte, ist die Leistungsschwäche von Kimi Räikkönen. Der Finne, im Vorjahr noch herausragender Fahrer bei Lotus, fährt hinterher: Fernando Alonso und den hohen Erwartungen, die mit seinem Engagement verknüpft sind. Das Update, das Ferrari mit über den Atlantik genommen hat, wird nicht viel daran ändern, dass man sich langsam schon auf 2015 fokussiert.
Und Red Bull? Hier hat der Abgang von Mark Webber keine Lücke hinterlassen, denn der Nachfolger, der Australier Daniel Ricciardo, konnte bislang relativ gesehen sehr gut abschneiden. Teamintern liegt Ricciardo vor Vettel, der allerdings immer noch mit mehr technischen Zipperlein zu kämpfen hat, als sein neuer Herausforderer.
Doch das scheint nur die halbe Wahrheit zu sein. Adrian Newey hat sich jüngst zu den Schwierigkeiten geäußert, mit denen der Weltmeister zu kämpfen hat. Der, so heißt es, müsse das Fahren mit dem neuen Auto mehr oder weniger neu erarbeiten, weil sein persönlicher Fahrstil doch sehr spezifisch sei. Umlernen sei angesagt, eine Phase, die sich schwer beschleunigen lasse. Rückblickend dürften die versäumten Tage in der Saisonvorbereitung, als es zu einem technischen Debakel kam, doch schwerer wiegen, als mancher gehofft hat.
Wer aktuell auf die Wertung sieht, findet Force India mit 67 WM-Punkten nicht allzu weit entfernt von Ferrari (78) und etwas vor McLaren (52). 47 Punkte gehen auf das Konto von Nico Hülkenberg, der dem indischen Rennstall einen zweiten Frühling beschert. Auch Sergio Perezn sammelt fleißig Zähler, konnte sogar ein Podium einfahren, doch konstanter präsentiert sich Hülkenberg, der auf Rang fünf in der Fahrerwertung knapp vor Sebastian Vettel liegt.
Bei Force India ist man dank des Mercedes-Antriebs sehr gut unterwegs, mit Hülkenberg und Perez personell sehr gut besetzt – die Voraussetzungen für eine gute Saison sind also da. Und was Kanada anbelangt, gilt theoretisch für die Force India-Boliden das Gleiche wie für die Mercedes-Gefährte: Hochgeschwindigkeit ist möglich und damit vorteilhaft. Hier ließe sich daran arbeiten, den errungenen Platz zu festigen.
Ein weiterer Rennstall, der vom Streckendesign profitieren könnte, ist Williams. Das Team hat seit vielen Jahren wieder einen recht guten Saisonstart erreicht, in allen Rennen konnten die beiden Fahrer, Felipe Massa und Valtteri Bottas, so abschneiden, dass dem Team Punkte gutgeschrieben wurden. Waren 2013 noch insgesamt 81 Punkte eingefahren worden, sind es in der laufenden Saison schon 52.
Wie weit der Sprung nach vorn noch reicht, muss abgewartet werden, interessant ist sicherlich auch in diesem Fall, dass Bottas deutlich besser abgeschnitten hat als der Routinier Massa. 34 zu 18 Punkte lautet der Zwischenstand zwischen den beiden Fahrern, was zumindest für Bottas in seiner zweiten Formel 1-Saison ein Erfolgserlebnis darstellt. Davon ist man bei Renault weit entfernt. Das ehemalige Haus-Team, das seit dem Rückzug des Autobauers unter dem Label Lotus seine Runden dreht, hat nach einer starken Formel 1-Saison 2013 in diesem Jahr einen Einbruch erlitten. Acht Punkte, die sämtlich in den zurückliegenden beiden Rennen erzielt wurde, sind extrem mager.
Zu Williams klafft eine gigantische Lücke, die in Kanada wohl nicht wirklich kleiner werden kann, denn das Rennstrecken-Design könnte die Schwächen des Boliden eher herausarbeiten als zum Beispiel der Kurs in Monaco. Darüber hinaus ist die Frage, ob die Antriebseinheit von Renault die Phase der Kinderkrankheiten überwunden hat – was auch die beiden Red Bull Rennställe betrifft.