Formel 1: Entscheidungen
21.11.2014
Das letzte Wochenende der Formel 1-Sasion 2014 steht vor der Tür. Damit wird jetzt auch entschieden, ob Lewis Hamilton oder Nico Rosberg den ersten Fahrer-WM-Triumph für den Mercedes-Rennstall einfahren wird. Hamilton ist im Vorteil, in mehrfacher Hinsicht. Einmal hat er den psychologischen Vorzug, dass er bereits einen Weltmeister-Titel im Schrank hat und den harten Zweikampf aus dem Saisonfinale schon aus seiner Premieren-Saison kennt, als er im hausinternen Gerangel mit Fernando Alonso letztlich so viel Substanz verloren hatte, dass ihm der Titel noch abhanden kam.
Nico Rosberg hingegen steht zum ersten Mal in seiner Karriere ganz oben in der Wertung und hat die Möglichkeit, die Weltmeisterkrone zu erringen. Das kostet Nerven, wie sich bei Rosberg schon gezeigt hat. Schließlich ist Hamilton in dieser Saison mit zehn Siegen der überragende Fahrer, sein Herausforderer kommt nur auf die Hälfte der Grand Prix Siege. Das führt unter dem Strich zu einem Vorsprung von 17 Zählern für Hamilton.
Sollte Rosberg siegen, bekäme er 50 Punkte. Hamilton müsste schon Dritter werden, doch wer sollte den zweiten Silberpfeil in einem Rennen ernsthaft gefährden? Zuletzt ist nicht einmal mehr Daniel Ricciardo so stark gewesen, dass sein Atem dem Führungsduo im Nacken wehte. Der einzige Sieger in dieser Saison, der nicht einen Silberpfeil gefahren ist, hat in den zurückliegenden Rennen zwar regelmäßig das Treppchen erarbeite, ist aber auch einmal ausgefallen.
Wenn Rosberg noch Weltmeister werden will, braucht es ungewöhnliche Umstände. Ein Regen-Chaos-Rennen etwa oder einen derben Patzer seines Konkurrenten. Sonst wird es für den Deutschen nichts mit dem Premieren-Titel. Da die meisten Teams, wohl auch Red Bull, schon längst in der nächsten Saison sind und daraufhin vorarbeiten. Für das letzte Rennen dürften wohl nur noch die beiden Silberpfeile bis ans Limit ausgereizt werden.
Im ersten Freien Training am Freitag hat Lewis Hamilton die beste Zeit markieren können und seinen Teamrivalen um 0,13 Sekunden hinter sich gelassen. Natürlich gilt auch für dieses Rennen die motorsportliche Relativitätstherorie, die besagt, dass Freitagszeiten wenig Aussagekraft besitzen. Allerdings gilt das nicht unbedingt für die Psychologie. Hier hat Hamilton einen kleinen Hieb angesetzt und platzieren können.
Der ist umso wichtiger, als die übrige Konkurrenz mit erheblichem Abstand in den Zeittabellen zu finden sind. 1,7 Sekunden hinter Hamilton rangiert Fernando Alonso auf dem dritten Platz. Der Spanier hat für seinen letzten Ritt im Ferrari eine besondere Motivation, denn sein Arbeitsplatz ist neu vergeben worden. Alonso, zweifacher Weltmeister und vier Jahre erster Vettel-Jäger, wird sich nach einem neuen Platz im Rennzirkus umsehen müssen, noch scheint nicht festzustehen, wohin es den ehemaligen Champion zieht.
Sebastian Vettel ist damit auch offiziell der neue Fahrer für das Ferrari-Team. Der Abschied von Red Bull, dem Rennstall, mit dem Vettel mehrere Weltmeister-Titel und diverse Rekorde errungen hat, ist nicht ganz harmonisch verlaufen. Die Ergebnisse von Vettel waren in der zurückliegenden Saison bescheiden, Vettel klagte immer wieder über die mangelnde Konkurrenzfähigkeit des Autos und die vielen Ausfälle technischer Natur.
In der laufenden Saison rangiert Vettel derzeit auf dem vierten Platz vor Fernando Alonso und Valtteri Bottas. Zu Ricciardo ist der Abstand so groß, dass er uneinholbar ist; das Trio liegt aber dicht beieinander: Vettel zwei Punkte vor Alonso, der einen Zähler Vorsprung auf Bottas hat. Hier könnte es noch Bewegung geben. Jenson Button liegt schon weitere 50 Punkte dahinter, hat aber einen acht Zähler-Vorsprung auf Felipe Massa.
In der Rennstall – Wertung ist dagegen mehr oder weniger alles gelaufen. Hinter Mercedes und Red Bull ist Williams mit 254 Punkten vor Ferrari mit 210 Punkten schwerlich einzuholen, da müsste schon ein kleines Wunder geschehen. McLaren wiederum hat 161 Zähler, viel zu wenig, um Ferrari zu attackieren, gleichzeitig zu viel, um von Force India noch gefährdet zu werden: Das Team kommt auf 127 Punkte.