Motorsport

Formel 1: Hamilton siegt vor Rosberg

12.05.2014
Das fünfte Rennen in der Formel 1-Saison 2014 hat richtungsweisenden Charakter. Zwar ist noch keine Vorentscheidung gefallen, doch die Vorstufe davon schon. Dem ersten Rennen nach dem Sprung der Formel 1 Richtung Europa kommt eine besondere Bedeutung zu, denn hier können die Teams noch einmal richtig Hand anlegen an die Boliden und herauskitzeln, was bis dato noch an Potenzial schlummerte. Das Ergebnis: Die Stärkeverhältnisse sind zementiert.

Mercedes wird aller Voraussicht nach in dieser Saison der Weltmeister-Titel nicht zu nehmen sein. Das liegt einerseits an der Stärke des Teams, das ganz offenkundig die schnellsten Motoren in den Autos verbaut hat. Andererseits liegt die Dominanz der Silberpfeile auch an der relativen Schwäche der Konkurrenz, die sich auf und abseits der Strecke zeigt.

Red Bull etwa hat seinem Champion Sebastian Vettel mehr oder weniger ein völlig neues Auto zusammengestrickt, das in den Probeläufen von Freitag und im Qualifying am Samstag den technischen Zickenkrieg fortführte und Vettel auf Startplatz 15 (!) zurückwarf. Doch auch ohne technische Zimperlein ist Red Bull limitiert, wie sich an Daniel Ricciardo zeigt: Der ist ein schnelles Qualifying und ein ebenso schnelles Rennen gefahren, für mehr als Platz drei mit gigantischem Rückstand reicht es nicht.

Bei Ferrari sieht es noch übler aus. Rang sechs und sieben für Alonso und Räikkönen ist nicht das, was man sich in Norditalien wünscht. Ganz im Gegenteil: Die Enttäuschung ist grandios. Auch beim Neuzugang Räikkönen aus Finnland, der alles andere als begeistert darüber war, trotz langer Zeit der Überlegenheit im Rennen hinter seinem teaminternen Rivalen in der Abrechnung zu bleiben. Räikkönen war nach dem Finale sichtlich verschnupft.

Interessant aber ist, dass das gar nicht das hauptsächliche Problem von Ferrari ist. Die Autos sind nicht schnell genug – nicht für Mercedes und auch nicht für Red Bull. Das ist ein schwerer Schlag für Ferrari, das den Anspruch hat, ganz vorn mitzufahren. Wie in den Medien zu lesen, baggert man an Adrian Newey, der bei Red Bull für die gelungenen Boliden-Konstruktionen verantwortlich ist. Dort drückt der Schuh ganz offenkundig an anderer Stelle – nämlich am Motor. Angeblich ist der in der Vergleichsmessung aller Formel 1-Autos ganz weit hinten zu finden.

Das mit McLaren ein weiterer potenzieller Rennstall deutlich hinterherfährt, ist klar, dass schon ein kleines Wunder passieren müsste, um den Silberpfleil-Flug noch abzufangen. Das Geraune im Umfeld von Red Bull und Ferrari macht deutlich, dass man dort möglicherweise recht früh die Notbremse ziehen wird, um sich auf das kommende Jahr vorzubereiten.

Um Spannung braucht man sich allerdings nicht zu sorgen. Ganz vorn nämlich liegen Hamilton und Rosberg aus dem Rennstall von Mercedes ganz dicht beieinander. Zwar hat Hamilton die Nase vorn, zum vierten Mal hintereinander gewonnen, aber das will noch nicht allzu viel heißen. Die Entschlossenheit des ehemaligen Champions ist sichtbar, auch teamintern wird der Brite nichts anbrennen lassen wollen.

Für Nico Rosberg beginnt damit eine sehr interessante Saison. Er muss ganz offensichtlich noch andere Qualitäten entwickeln, um sich gegenüber Hamilton durchsetzen zu können. Schneller ist Rosberg bislang, die Siege hat aber überwiegend Hamilton eingefahren. Eine für den Zuschauer sehr schöne Situation, denn Mercedes Höhenflug ist nicht auf einen der beiden Fahrer beschränkt.

Was im übrigen auch für die Wettbewerber gilt. Bei Red Bull ist Daniel Ricciardo überraschend stark in die Saison gestartet, hat aber im ersten Rennen viele Punkte aus nicht-sportlichen Gründen verloren, weil er disqualifiziert wurde. Somit liegt er leicht hinter Vettel, hat aber sein Potenzial offen gezeigt. Das zweite Podium wird er behalten dürfen und als erstes in seine Vita eintragen können. Von einem Sieg war der Australier allerdings weit entfernt.

Wie auch Kollege Vettel, der sich von Rang 15 auf vier vorkämpfte, was eine bemerkenswerte Leistung war. Der Start war – gewohnheitsmäßig – suboptimal, danach konnte er richtig aufdrehen und sich in sehenswerter Manier auf Rang vier vorschieben. Schadensbegrenzung könnte man sagen, doch das wäre verharmlosend, den der Schaden in Form eines großen Rückstandes in Kombination mit trüben Aussichten auf Besserung ist kaum begrenzbar.



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