Formel 1: Hamilton Weltmeister 2.0
24.11.2014
Mit seinem zweiten Weltmeister-Titel in der Formel 1 hat der Brite Lewis Hamilton die Formel 1-Saison 2014 gekrönt. Überraschend deutlich und wenig spektakulär ist die Entscheidung auf den letzten Metern ausgefallen, weil der einzige verbliebene Konkurrent Nico Rosberg zuerst seinen Pole-Position-Start verpatzte, dann mit Motorschaden alle Hoffnung fahren lassen musste. 50 Punkte sind der Lohn, dank der albernen Regel, nach der das letzte Rennen die doppelten Zähler einfährt, was die Inflation in diesem Bereich noch einmal deutlich erhöht.
Somit kommt Hamilton in der Endabrechnung auf 384 Zähler, Rosberg nur auf schmale 317. Der Abstand ist viel größer, als die sportliche Entwicklung bis zum letzten Rennen, die optische Verzerrung ist auch eine Folge der befremdlichen Entwicklung des Reglements bei der Punktevergabe. Zweiter ist im Endrennen Felipe Massa geworden, der seinen Willams nur relativ wenige Sekunden hinter dem Champion über die Ziellinie fahren durfte.
Dritter wurde Valtteri Bottas, auch Williams, womit das Team 66 Punkte einfahren konnte und erstmals in der laufenden Saison das beste Tagesergebnis erreichte. Hinter Mercedes und Red Bull ist Willams mit deutlichem Abstand vor Ferrari Dritter in der Teamwertung geworden, ein grandioser Erfolg für das relativ kleine Team, das Ferrari und McLaren hinter sich lassen konnte. Bei den Fahrern sind Botas Vierter und Massa Siebter geworden, für Williams eine große Saison.
Das kann man von Sebastian Vettel nicht sagen, der vor dem Finale der Formel 1 in dieser Saison bekannt gegeben hat, zu Ferrari zu wechseln. Damit verliert Red Bull seinen viermaligen Champion, allerdings scheinen sich die Tränen im scharf auf Erfolg getrimmten Konzern-Rennstall in engen Grenzen zu halten. Vettel verlässt ein Nest, dem längst die Wärme abhanden gekommen ist. Das letzte Rennen ist dabei durchaus sinnbildlich gewesen. Gute Zeiten in den Trainings, im Qualifying war Ricciardo dann doch wieder deutlich schneller.
Das alles war allerdings dank einer Disqualifikation hinfällig, Ricciardo und Vettel mussten aus der Boxengasse starten. Während Ricciardo immerhin Vierter wurde und seinen dritten Platz festigen konnte, musste Vettel mit Rang acht Vorlieb nehmen. Das reichte immerhin, um Fernando Alonso in der Endwertung auf Abstand zu halten – auch sinnbildlich, denn Vettel wird Alonso bei Ferrari ersetzen. Mit Kimi Räikkönen bildet das Duo ab dem kommenden Jahr die Hoffnungsträger-Riege.
Das letzte Red Bull Rennen stand im Zeichen fehlender Geschwindigkeit, wie schon allzu oft in dieser völlig verkorksten Saison. Der Abschied von Vettel, der Red Bull 39 von 50 Rennsiegen eingefahren hat, gestaltet sich also negativ. Für das Team wird hochspannend sein, ob es Daniel Ricciardo nach seiner durchaus starken Einstiegssaison gelingen kann, den Angriff auf den Formel 1-Titel zu schaffen. Alles andere dürfte für den erfolgsverwöhnten Konzern-Rennstall relativ kurzfristig zu wenig sein, um einen Fahrer zu halten.
Wohin es Fernando Alonso zieht, ist offiziell nicht klar. Mercedes dürfte wenig bis gar kein Interesse daran haben, die Fahrer zu wechseln, bei Red Bull ist Daniil Kwjat an die Stelle von Sebastian Vettel getreten, ein russisches Nachwuchstalent, das 19 Mal für Toro Rosso gestartet ist und Rang fünfzehn in der Endabrechnung erreicht hat. Bleibt als einziges Top-Team McLaren, das über seine Fahrer für das kommende Jahr noch das Mäntelchen des Schweigens breitet. Eine hübsche Randnotiz für die Verhältnisse im Rennstall McLaren: Jenson Button und Kevin Magnussen haben einen Vertrag bis Jahresende und keine Prognose, wie es weitergeht. Die Rennstallleitung hält sich bedeckt und sehr kühl gegenüber dem Duo. Für eine Weiterbeschäftigung wäre das eine interessante atmosphärische Vorleistung. Ob man sich das Duo Button / Alonso vorstellen kann, bleibt zudem völlig offen. Der Spanier ist nicht gerade für seine Duldsamkeit gegenüber Teamkollegen berühmt.
Wer einen Blick auf die Teamwertung der Formel 1-Saison 2014 wirft, erkennt deutlich die Krisensymptome des Rennsports: Sauber, ein Traditionsrennstall, ist mit null Punkten aus der Saison gefahren. Rang zehn, schlecht wie nie, steht unter dem Strich. Neben der sportlichen Misere ist auch die wirtschaftliche erkennbar. Die hat Caterham und Marussia bereits aus dem Wettbewerb gekegelt, Lotus und Force India sollen auch mit finanziellen Schwierigkeiten kämpfen.
Das wären fünf von elf Teams bzw. zehn, denn Toro Rosso ist schließlich nur eine Zweigstelle von Red Bull. Fünf Teams, die vier Großen und Williams, sind für die Formel 1 natürlich viel zu wenig, auch wenn diese leicht angereichert weitermachen würde. Die Nachhaltigkeit des Formel 1-Geschäfts steht auf dem Prüfstand, ob ausgerechnet eine Gestalt wie Bernie Ecclestone den nötigen Wandel schafft, ist eine deutlich spannendere Frage als der Ausgang des Rennens um die Formel 1-Krone 2014.