Formel 1: Nachher ist wie vorher
22.08.2014
Ginge es nach den Ergebnissen des ersten freien Trainings beim Großen Preis von Belgien, dann stünde Mercedes in Gestalt von Nico Rosberg und Lewis Hamilton ein glänzendes Rennen bevor. Beide Silberpfeile an der Spitze, beide dicht hintereinander mit minimalem Vorteil Rosberg und dahinter zunächst ein kleiner, dann ein deutlich größerer Abstand auf Fernando Alonso und Jenson Button für Ferrari respektive McLaren.
Nach der Sommerpause ist die Formel 1 in der Saison 2014 also wie vor der Sommerpause: Die Dominanz von Mercedes scheint ungebrochen. Also wenig bis nichts Neues? Immerhin ist der Vorsprung der beiden WM-Führenden gegenüber Fernando Alonso nicht allzu riesig, was die Hoffnung eröffnet, der Ferrari-Pilot könnte zum Angriff übergehen. Doch zu derart weitreichendem Optimismus bietet das erste Training wahrlich keinen Anlass.
Damit scheint die WM mehr oder weniger entschieden. Wie soll Red Bull als zweitplatziertes Team einen Rückstand von 174 Punkten auf Mercedes in acht Rennen aufholen? Selbst wenn Mercedes nicht derart dominieren würde, wäre das äußerst schwer, so ist es schlichtweg unmöglich. In der Fahrerwertung ist der Rückstand des Drittplatzierten nicht ganz so groß, doch 71 Punkte auf den ersten Rang und 60 auf den zweiten sind auch hier mehr oder weniger aussichtslos.
Offiziell hat man im Hause Red Bull noch nicht aufgegeben, immerhin konnte der Australier Daniel Ricciardo schon zwei Rennen gewinnen, wenn auch vor allem durch die weichen Knie der übermächtigen Konkurrenz an diesen Tagen. Sportlich ist es wohl noch ernstzunehmen, dass man kämpfen wolle, zumindest in einzelnen Rennen gut auszusehen und Mercedes ein- ums andere Mal die Show zu stehlen. Doch mehr ist nicht drin.
Zumal Sebastian Vettel der Fehlerteufel weiter an den Fersen haftet. In Spa konnte der amtierende Weltmeister gar nicht am zweiten Training teilnehmen, weil der Motor abermals in Streik trat. Es ist der fünfte Motor, den Vettel in dieser Saison benutzt. Das ist ein Debakel. Das erste Training fand überdies nach elf Runden ein jähes Ende, denn schon zu diesem Zeitpunkt streikte das Aggregat erstmals.
Das Team versucht, den Motor zu retten, auch um eine Bestrafung Vettels im Rennen zu vermeiden. Für Red Bull und seinen Motorenlieferanten ist das nicht wirklich angenehm. Die Technik war auch zu verschiedenen Zeitpunkten während der Weltmeisterjahre immer wieder ein potenzieller Stolperstein. Renault dürfte mittlerweile massiv unter Druck stehen.
Neu ist auch der Fahrer Andre Lotterer, der bei Caterham zum Einsatz kommt. Zuvor ist Lotterer Langstrecken Rennen gefahren, er ist der amtierende Sieger des traditionsreichen Le-Mans-Rennens. Im ersten Training ist Lotterer gut unterwegs gewesen, hat zwar auf dem Caterham nicht wirklich eine Chance, auch nur im Mittelfeld anzugreifen, doch gegenüber seinem Teamkollegen konnte er sich erstmals klar durchsetzen.