Formel 1: Neun und eine vertane Chance
12.10.2014
Mit dem 16. von 19 Rennen in der laufenden Formel 1-Saison hat der Rennstall von Mercedes die Weltmeisterschaft im Rennstall-Vergleich errungen. Während in der Fahrerwertung neben den beiden Mercedes-Piloten noch Daniel Ricciardo theoretisch die Möglichkeit verbleibt, Weltmeister zu werden, ist das in der Teamwertung nun auch rechnerisch nicht mehr möglich. 565 Punkte, neun Doppelsiege sprechen eine klare Sprache.
Was die Fahrerwertung anbelangt, hat Lewis Hamilton mit seinem erneuten Sieg, dem neunten in der laufenden Saison, seinen Vorsprung auf den teaminternen Rivalen Nico Rosberg ausgebaut. Mit 291 Punkten liegt Hamilton nun in Front, Rosberg kommt auf 274. Die Differenz von 17 Punkten ließe sich in drei Rennen durchaus aufholen, doch ist Hamilton sehr stark unterwegs und wird sich die Butter respektive den zweiten Weltmeistertitel nicht mehr vom Brot nehmen lassen.
Allerdings ist das nicht die ganze Geschichte des Rennens. Zunächst sah es nämlich so aus, als würde Rosberg die Pole-Position von Hamilton schon kurz nach Rennbeginn egalisieren. Doch die Attacke in der zweiten Kurve endete mit einem Verbremser und dem unfreiwilligen Stopp an der Box. Als Letzter des Klassements ging es zurück auf die Strecke und auf zu einer unglaublichen Aufholjagd. Eine grandiose Fahrt führte Rosberg zurück auf Rang zwei.
Schadensbegrenzung auf die spektakuläre Art. Ein Reifensatz reichte dem Deutschen für die verbleibende Rennstrecke, nach dem unfreiwilligen Verbremser waren die aufgezogenen Reifen völlig ruiniert. Mit harten Reifen kurvte Rosberg durch Feld und Rennen bis aufs Podium. Damit hat er zumindest seine theoretischen Chancen auf den Titel bewahrt, wenngleich Hamilton mit einem regelrechten Lauf unterwegs ist.
Immerhin hat es Mercedes geschafft, den Weltmeistertitel zu holen. Damit hat sich der durchaus mutige Schritt des deutschen Autobauers, 2010 das Formel 1-Team zu kaufen, erstmals bezahlt gemacht. Da auch der Fahrertitel mit Sicherheit geholt werden sollte, steht Mercedes vor dem ersten großen Triumph.
Der bis dato amtierende Weltmeister Red Bull erlebte beim Rennen allerdings ein kleines Debakel, wie es sich schon bei den Trainingsläufen angekündigt hatte. Rang sieben und acht sind für Red Bull furchtbar schlecht. Letztlich sind die mageren zehn Punkte nicht einmal Saisontiefpunkt, den gab es schon zum Saisonstart, als es einmal nullerte und auch in Österreich blieben vier Zähler weit unter dem, was in den Vorjahren erreicht worden ist.
Red Bull steht nun an einer sehr interessanten Stelle: Die Ära Vettel geht zuende, was eine gehörige Portion Unsicherheit ins Spiel bringt. Denn Vettel ist maßgeblich am Durchbruch des Brausedosen-Rennstalls beteiligt gewesen, die Frage ist, ob das auszugleichen ist. Mit Daniel Ricciardo hat man einen starken zweiten Fahrer, der jetzt wohl die Nummer eins wird. Der hat schon gewonnen, doch ob das Potenzial zum Titelträger reicht, bleibt natürlich einstweilen offen.
Die nächsten Jahr werden zeigen, wie weit die viel beworbenen Flügel wirklich tragen. Ob aus Red Bull ein Traditionsrennstall werden kann oder eine kleine Epoche wird, steht längst nicht fest. Umgekehrt heißt Traditionsrennstall auch längst nicht ewiger Erfolg, wie sich schön am Beispiel von Ferrari ablesen lässt. Jahre währt nun schon die Durststrecke, jetzt soll es Vettel im Duo mit Räikkönen richten.
Auch bei McLaren und Williams hängen die Trauben längst nicht mehr so hoch, wie noch vor Jahren. Doch hat Williams dank guter Fahrer und eines halbwegs konkurrenzfähigen Autos den Spitzenteams Dampf gemacht und steht dicht davor, Dritter im Klassement zu werden, was ein großartiger Erfolg wäre. Vor allem Valtteri Bottas hat sich – direkt hinter Ricciardo als Vierter - einen Namen gemacht, Williams ist mit Wucht aus dem Tränental entkommen.