Motorsport

Formel 1: Possen zum Auftakt

15.11.2013
In den USA wird beim diesjährigen Auftritt der Formel 1 eine Art Großer Preis von Egalien ausgetragen. Die Spiele sind längst gemacht, es wird faktisch für zweite Ränge und Rekordserien gefahren, also für die Galerie. Der frischgebackene Weltmeister Sebastian Vettel wird sicherlich versuchen, auch das vorletzte Rennen der Formel 1-Saison 2013 zu gewinnen, es wäre das achte in Folge und das zwölfte in diesem Jahr.

Gelänge das, würde sich allerdings nur wenig in den Statistiken ändern. Vettel könnte Michael Schumachers B-Rekord von elf Grand Prix-Siegen in einer Saison übertreffen und hätte die Aussicht, im finalen Rennen auch noch die A-Bestmarke von 13 Saisonsiegen einzustellen. Allerdings wäre das mit 19 statt 18 Rennen noch einen Hauch hintendran.

Gelänge dem Weltmeister auch noch die schnellste Rennrunde, könnte er an Gerhard Berger und Fernando Alonso vorbeiziehen und hätte vor sich als nächsten Fahrer Nelson Piquet. Zu Alain Prost ist in der Kategorie Führungskilometer auch nicht mehr allzu viel Platz, hier könnte es Vettel bald gelingen, den fixen Franzosen einzufangen.

Doch was ist das gegenüber einem spannenden Titelfinale? Wenig. Auch beim Kampf um Platz zwei in der Fahrerwertung ist nicht mehr allzu Dramatisches zu erwarten. Fernando Alonso liegt hier mit 217 Zählern schon deutlich vor Kimi Räikkönen und wird sich wohl die nächste Vize-Krone sichern. Mehr Spannung gibt es da schon im Ringen um Platz drei, den neben Räikkönen auch Lewis Hamilton, Mark Webber und Nico Rosberg schaffen können.

Und auch die Vize-Krone bei den Konstrukteuren ist noch nicht vergeben. Elf Zähler nur liegt Mercedes-Benz vor Ferrari, das wiederum 26 Punkte Vorsprung auf Lotus hat. Die beiden Erz-Rivalen Ferrari und Mercedes werden sich sicherlich nichts schenken. Dem Vernehmen nach soll Ferrari vor allem fürchten, noch von Lotus eingeholt zu werden.

Der italienische Traditionsrennstall soll dabei zu ungewöhnlichen Maßnahmen abseits der Piste gegriffen haben. Kimi Räikkönen ist Lotus Leistungsträger. Der Finne hat sich für eine Operation seines Rückens entschlossen, geraunt wird, dass dies nicht nur aus medizinischen Gründen gerade jetzt geschehen sei: Ferrari, der nächste Arbeitsgeber Räikkönens, soll angeblich Überzeugungsarbeit geleistet haben.

Und nicht nur das: Nico Hülkenberg, der bei Sauber unter Vertrag steht, dort allerdings recht ausdauernd auf Geldzahlungen hat warten müssen, wäre ein potenzieller Ersatz für Hülkenberg gewesen. Wäre, weil die Zahlungen beglichen worden sein sollen, womit sich ein Wechsel innerhalb der Saison ausschließt, ohne den Vertrag zu brechen. Das Geld soll dabei aus der Schatulle des Ferrariteams kommen.

Fahrerkarussell

Doch auf einem anderen Feld stehen viele Entscheidungen noch aus: Die Jagd nach den begehrten Cockpits in den Formel 1-Boliden ist gerade einmal eröffnet worden. Und hinter den Top-Teams, die ihre Plätze schon vergeben haben, gibt es mit McLaren einen ehemaligen Rennstall, der kurzfristig auf ein anderes Pferd setzt.

Sergio Perez hat nur eine Saison beim Rennstall McLaren verbracht. Zwei Rennen vor Schluss steht der Platz zwölf in den Listen (35 Punkte) und damit ein wesentlich schlechterer als Jenson Button. Der ehemalige Weltmeister ist allerdings in dieser Saison auch nicht als strahlender Stern durch die Gegend gefahren, sondern hat für seine Verhältnisse eher bescheidene 60 WM-Zähler geholt.

Perez hat den Anforderungen von McLaren nicht genügt, obwohl das komplette Team eine rabenschwarze Saison hinter sich hat. Der Leistungsaspekt ist in den Statements des Teams nicht zu überhören. Interessant ist, dass McLaren keine gestandenen Fahrer holt, wie zum Beispiel Nico Hülkenberg, der noch nicht untergekommen ist, sondern mit Kevin Magnussen einen Debutanten.

Das ist nicht gar so ungewöhnlich, wie man auf den ersten Blick vermuten würde. Denn es gab mit Lewis Hamilton ein mittlerweile sehr prominentes Beispiel für einen Senkrechtstarter bei McLaren, der schon in der ersten Saison hätte Weltmeister werden können, es dann mit Zeitverzögerung tatsächlich auch schaffte.

Und Hülkenberg? Der darf nun nicht kurzfristig zu Lotus, bei Ferrari, Red Bull, McLaren und Mercedes sind die Plätze wohl vergeben. Die Spitzenteams sind zu, bleibt eigentlich nur Lotus als Verbesserung gegenüber der maladen Situation bei Sauber. Dort ist Hülkenberg fix und erfolgreich unterwegs, doch angesichts der finanziellen Schieflage scheint eine langfristige Perspektive nicht vorhanden zu sein.

Möglich wäre eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit dem Schweizer Rennstall schon, allerdings müsste Sauber seine finanziellen Mittel deutlich verbessern. Anders ist die Lage bei Force India. Hier ist die Saison eher enttäuschend verlaufen, wie es aussieht, bleibt zumindest Adrian Sutil auch im kommenden Jahr unter Vertrag.

Es sei denn, der Besitzer eines äußerst dicken Geldkoffers würde einen Fahrer seines Vertrauens bei Force India unterbringen wollen. Pay Driver gibt es noch genügend: Pastor Maldonado oder Sergio Perez, um nur zwei aktuelle Beispiele zu nehmen. Und die Liste ließe sich noch erheblich verlängern.

Trainingsauftakt chaotisch

Das Freitagstraining im fernen Austin, Texas, ist etwas chaotisch geraten. Gut – Fernando Alonso mit seinem Ferrari ganz vorn, ist schon grundsätzlich in Ordnung, auch Jenson Button als Zweiter. Auch die folgenden Platzierungen sind nicht ganz fern von gut und böse. Doch ist weniger das pure Ergebnis des Trainingslaufs überraschend (unabhängig davon, dass Red Bull sehr zurückhaltend aufgetreten ist), als das Umfeld.

Nebel hat die erste Ausfahrt ordentlich behindert. Dann wurde gefahren, allerdings fehlte der vorgeschriebene Rettungshubschrauber. Das wurde entweder nicht bemerkt oder ignoriert, denn die ersten Minuten des Trainings drehten die Autos ohne Luftunterstützung für den Ernstfall ihre Runden. Schließlich wurde das Rundendrehen abgebrochen. Das Warten auf den Helikopter geriet zur Spaß-Show, denn der erste war einer vom Fernsehen.





Erste Schritte
Anzeige