Motorsport

Formel 1: Red Bull fängt Silberpfeile ab

09.06.2014
Überraschung beim Großen Preis von Kanada: Ausgerechnet auf der Rennstrecke, die wegen ihres Geschwindigkeitsprofils den bislang unfassbar dominanten Silberpfeilen entgegenkommen müsste, werden die Dauersieger der Formel 1-Saison 2014 erstmals abgefangen. Red Bull, amtierender Weltmeisterstall, konnte den Sieger stellen und als Rennstall die meisten Punkte einfahren.

Es ist der Australier Daniel Ricciardo, der mit seinem Sieg für sich selbst einen Meilenstein eingefahren hat, denn es war sein erster in der noch jungen Formel 1-Karriere. Auch für den Rennstall ist das eine wichtige Wegmarke gewesen, bestätigt sich doch einstweilen die Strategie, aus dem Nachwuchskader den Nachfolger für Mark Webber geholt zu haben. Ricciardo schlägt sich bislang besser als Vettel, was seinem Vorgänger nicht wirklich gelungen war. Mit 79 Punkten aus sieben Rennen ist Ricciardo nun der Beste vom Rest hinter Rosberg (140) und Hamilton (118), die immer noch weit voraus sind. Der Sieg des jungen Mannes ist ein Wink in die Zukunft: Vettel hat richtige interne Konkurrenz, der Red Bull-Rennstall ist insgesamt noch einmal deutlich stärker geworden.

Interessant wird sein, wie der noch amtierende Weltmeister mit der der für ihn völlig neuen Lage umzugehen weiß. Bislang ist Vettel noch nicht wirklich intern attackiert worden, Mark Webber hat in den gemeinsamen Jahren nur wenige Phasen gehabt, in denen er der hauseigenen Nummer eins wirklich gefährlich werden konnte – das hat zu Dramen geführt, wie dem Türkei-Rennen, als sich die Kontrahenten gegenseitig um ihre Siegchancen brachten.

Nach dem Rennen hat Vettel allerdings schon gezeigt, dass er dazugelernt hat. Mit reichlich Zorn im Gepäck ob des schneckenlahmen Boliden, der auf den Geraden nicht aus dem sprichwörtlichen Quark kam, und der suboptimalen Strategie, die eine Attacke auf die führenden Mercedes-Boliden verhindert haben, hätte Vettel schön auskeilen können: Stattdessen versuchte er seinen Ärger nicht zum Ärgernis für den erfolgreichen Teamkollegen werden zu lassen.

Ärger hätte es auch im Hause Mercedes geben können, wo es dem Team erstmals in der Saison nicht gelungen war, einen Sieg herauszufahren. Stattdessen musste man den zweiten Nuller bei Lewis Hamilton hinnehmen und einen – immer noch sehr guten – zweiten Platz bei Nico Rosberg. Der hat damit seinen Vorsprung in der WM-Wertung einstweilen gefestigt, denn der Teamkollege ist der schärfste Konkurrent.

22 Punkte sind allerdings nicht sonderlich viel, Hamilton ist immer noch gut im Rennen um den WM-Titel. Allzu große Sorgen muss man sich bei Mercedes ohnehin nicht machen, denn das Kanada-Rennen ist trotz des zählerischen Misserfolgs wiederum eine Bestätigung der eigenen Stärke gewesen.

Mercedes konnte nämlich auch in Kanada erwartungsgemäß dominieren, nur im Rennen gab es dann Probleme. Der Grund ist weniger die plötzliche Stärke des Gegners gewesen, als die technischen Probleme, die beiden Autos zu schaffen machten. Letztendlich musste Hamilton genau in jenem Moment das Handtuch werfen, da er seinen Konkurrenten Rosberg endlich überholt hatte. Ohne Bremsen kann man eben nicht weiterfahren.

Rosberg hingegen musste sich im weiteren Rennverlauf den Angriffen von Daniel Ricciardo erwehren, der allerdings nicht zu verteidigen war; immerhin konnte sich Rosberg noch gegen Vettel wehren. Im Finale gab es noch reichlich Aufregung, als es zu einem mächtigen Crash kam, in den Felipe Massa und Sergio Perez verwickelt waren. Beide blieben unverletzt, Sebastian Vettel rettete sich aus der Misere mit einer Blitzreaktion.

So konnte Nico Hülkenberg als Vierter mächtig punkten und seinen Zählerstand auf stolze 57 Punkte erhöhen, was ihm bislang den fünften Rang in der Fahrerwertung beschert. Da auch der zweite Force India Fahrer Sergio Perez bislang recht gut gepunktet hat, ist der Indische Rennstall hinter Mercedes, Red Bull und Ferrari die Nummer vier in der laufenden Saison.

Apropos Ferrari: Zu den positiven Dingen, die der Rennstall aus Kanada mitgenommen hat, dürfte der Optimismus zählen. das Rennen an sich war dürftig: Platz sechs und zehn sind weit weniger als das, was man sich für Fernando Alonso und Kimi Räikkönen vorgestellt hat. Die Äußerungen nach dem Rennen klangen aber verhalten optimistisch.

Man habe mit vielen Unzulänglichkeiten zu kämpfen gehabt, trotzdem gepunktet. Alles in allem eine Entwicklung in die richtige Richtung, allerdings werde man in diesem Jahr nicht mehr wirklich um die Krone kämpfen. Das Ziel, Zweiter in der Teamwertung zu werden, dürfte ein Hinweis darauf sein, dass man sich schon auf die kommende Saison fokussiert um endlich wieder nach Titeln greifen zu können.


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