Formel 1: Sommerloch, gerüchteumwittert
25.07.2014
Die Formel 1 steuert in der Saison 2014 auf das zehnte Rennen und das Sommerloch zu. Unübertrefflicher Hinweis auf Letzteres ist das zunehmende Geraune aus der Gerüchteküche. Die hat zwar nie so richtig Pause, doch werden die Namen immer prominenter. Jüngstes Beispiel: Sebastian Vettel. Der wird mit Mercedes in Verbindung gebracht. Das sorgt für Aufregung – oder Achselzucken. Warum sollte er? Warum nicht? Derlei wird durchdiskutiert, in der Regel je heftiger, desto ferner von Fakten.
Eine Zahl ist bekannt, nämlich die Vertragslaufzeit von Lewis Hamilton (2015), eine weitere: Nico Rosberg hat eine Vertragsverlängerung mit Mercedes bis 2017 vereinbart. Beides steht nicht unbedingt in Zusammenhang mit Vettel, zumal noch mehr als genug Zeit ist, Hamiltons Vertrag ebenfalls zu verlängern. Sportlich scheint nicht allzu viel dagegen zu sprechen, der Brite ist mit dem Deutschen ganz weit vorn in der Fahrerwertung zu finden.
Da es bei Vettel zum ersten Mal seit Jahren nicht mehr läuft und er mit dem Ausgang der Weltmeisterschaft in diesem Jahr nichts zu tun haben wird, obendrein teamintern bislang vom Neuzugang Daniel Ricciardo abgekocht wird, zählt die Branche fluggs eins und eins zusammen und strickt eine Geschichte. Wie bei allen guten Geschichten könnte auch an dieser etwas dran sein. Genauso wie an ganz anderen Geschichten, wie zum Beispiel den im vergangenen Jahr ausführlich debattierten Wechsel von Vettel zu Ferrari.
Davon ist aktuell eher weniger die Rede, denn Ferrari fährt noch schlechter als Red Bull. Und trotzdem wäre es nicht undenkbar, dass Vettel den Sprung vollzieht. Ferrari ist ein Mythos im Motorsport, womit Red Bull wohl erst in einigen Jahrzehnten, vielleicht aber auch nie aufwarten können wird. Allerdings ist auch der Silberpfeil mythenumwittert, und wäre jenseits der sportlichen Vorzüge auch aus dieser Richtung ein lohnendes Ziel für einen Ausnahmerennfahrer vom Schlage eines Sebastian Vettel.
Vielleicht ist es aber auch ganz profan die Wahrheit, was Vettel sagt: Er rede nicht darüber, alle Angebote müsse man sich ansehen, er legt sich nicht fest. Warum auch? Bei Red Bull dürften ebenfalls hinter den Kulissen intensive Gespräche geführt werden. Die Saison ist definitiv verloren, der Blick richtet sich nach vorn. Vettel kann derartige Gerüchte auch als Hintergrund-Kulisse gebrauchen, um seinen Vorstellungen Nachdruck zu verleihen.
Bei Red Bull steht man nach den erfolgreichen Jahren zum ersten Mal vor der Situation, sich einem Rückschritt stellen zu müssen. Ein Team kann an einer solchen Situation zerbrechen, aber auch wachsen. Um langfristig erfolgreich agieren zu können, ist die Bewältigung von Durststrecken absolute Pflicht.
Derzeit ist es vor allem Renault, der Motorlieferant, der massiv unter Druck stehen dürfte. Schon in der Vergangenheit ist immer wieder getuschelt worden, Red Bull könne zu Mercedes als Lieferanten wechseln. Vielleicht kommt Mercedes auch zu Vettel statt umgekehrt? Bislang hat ein Veto von McLaren das verhindert, die Lust auf die Stärkung des Konkurrenten durch einen mächtigen Motor dürfte aber auch bei Mercedes gering sein.
In der schnöden Gegenwart ist Mercedes allerdings erst einmal weit von den übrigen Teams entfernt. Lewis Hamilton und Nico Rosberg fechten ihr Duell um die Weltmeisterschaft aus, derzeit hat Rosberg einen leichten Vorteil von 14 Punkten. Dahinter gibt es zwischen Daniel Ricciardo (106), Fernando Alonso (97), Valtteri Bottas (91) und Sebastian Vettel (82) den Kampf um die Krone des Besten vom Rest. Schön zu sehen ist, dass Red Bull die „Durststrecke“ immer noch als zweite Kraft bewältigen kann.
Nach dem Spitzen-Feld geht es in immer größeren Punkteschritten nach hinten. Nico Hülkenberg und Jenson Button halten mit 69 und 59 Punkten noch Fühlung nach oben, während es bei Kevin Magnussen, Felipe Massa und Sergio Perez schon deutlich größer Abstände nach vorn gibt. Kimi Räikkönen hätte vor der Saison wohl auch niemand mit 19 Punkten auf Rang zwölf erwartet. Ganz sicher auch Ferrari nicht.